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Russland: Reservisten kritisieren Putin: «Er führt keinen Dialog mit uns»

Russische Reservisten kritisieren Putin: «Er führt keinen Dialog mit uns»

Der Kremlchef erntet gleich von mehreren Seiten Kritik. Nun machen auch russische Reservisten ihren Unmut öffentlich.
12.03.2023, 18:3812.03.2023, 18:38
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Ein Artikel von
t-online

In einem neuen Videoappell haben russische Reservisten im Kriegsgebiet im Osten der Ukraine Missstände in der Truppe beklagt und Kremlchef Wladimir Putin um Hilfe gerufen. Als Oberkommandierender der Streitkräfte solle sich Putin darum kümmern, dass die Kommandeure ihre Arbeit machten, sagte ein vermummter Sprecher in der am Samstag aufgenommenen und im Nachrichtenkanal Telegram verbreiteten Videobotschaft.

Insgesamt sind ein Dutzend Uniformierte auf dem Video zu sehen – ebenfalls ohne erkennbare Gesichter. Der Sprecher der Gruppe beklagt fehlende Ausrüstung und mangelnde Führung durch die Befehlshaber.

«Wir wissen, dass wir nicht die einzigen sind, die mit einer solchen Bitte auftreten», sagte der Mann «im Gebiet Donezk». Putins solle sich nicht auf dem Papier, sondern vor Ort um die Lage kümmern, verlangt er. Putin hat bisher die Truppen im Kampfgebiet nicht besucht – anders als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der vereinzelte Frontbesuche absolvierte.

Der russische Sprecher beklagt, es fehle an Ausrüstung, darunter etwa an Nachtsichtgeräten, um die Gefechtsaufgaben zu erfüllen. Auch andere Kämpfer sowie Ehefrauen, Mütter und Schwestern von Soldaten hatten bereits in öffentlichen Botschaften Missstände beklagt.

Die Kommandeure würden einfach das Dekret des Präsidenten ignorieren und unvorbereitete Einheiten in den Sturmtrupps einzusetzen, beklagte der Mann. Sie würden vorgeschickt, während die Soldaten hinten blieben. «Die Führung unseres Regiments führt keinen Dialog mit uns, schüchtert uns ein und droht uns mit Inhaftierung, wenn wir uns den Kampfhandlungen verweigern und nicht an die erste Frontlinie vorrücken.» Wegen fehlender Unterstützung durch eine Aufklärung und mangelnde Kommunikation mit anderen Einheiten würden sinnlos Reservisten sterben und verletzt.

Der Mann weist darauf hin, dass das Durchschnittsalter der Einheit bei 40 Jahren liege, viele seien gesundheitlich eingeschränkt. Es habe schon zu Beginn keine medizinische Tauglichkeitsuntersuchung gegeben. «Wir weigern uns nicht, die Aufgaben der Gebietsverteidigung zu erfüllen. Wir lehnen es ab, ein ungerechtfertigtes Risiko einzugehen – mit Maschinengewehren gegen Panzer, gegen Mörser und Scharfschützen», sagte er. Seinen Angaben nach waren die Männer in den Gebieten Swerdlowsk und Perm eingezogen worden. (dpa/t-online)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MartinZH
12.03.2023 18:47registriert Mai 2019
Sie beklagen sich ernsthaft, dass der Oberkommandierende keinen Dialog mit ihnen führt und sich nie an der Front blicken lässt? – Willkommen in der Realität, die halt rein gar nichts mit der permanenten Propaganda-Berieselung im russischen TV zu tun hat.
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_kokolorix
12.03.2023 19:02registriert Januar 2015
Wie wäre es, wenn ihr diese Ars****er einfach erschiesst, und euch Richtung Ukraine, absetzt?
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Firefly
12.03.2023 19:12registriert April 2016
Dialog? wann hat Putin mal was anderes als ein Selbstgespräch geführt oder Befehle gegeben? Menschen wie Putin kennen keinen Dialog.
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