Am Mittwochmorgen erschütterte ein schweres Erdbeben die Küste der russischen Halbinsel Kamtschatka. Mit einem Wert von 8,8 auf der Richter-Skala zählt es zu den schwersten Beben der vergangenen 100 Jahre.
Kurz nach den ersten Berichten über das Beben sprachen zahlreiche Behörden eine Tsunamiwarnung für den Fernen Osten Russlands aus. Wenig später traf die Flutwelle auf der Inselkette der Karelien ein und überflutete die Stadt Sewero-Kurilsk.
Eigentlich ist die Ostküste der Kamtschatka-Halbinsel nur dünn besiedelt – und doch geht von dem Tsunami eine gewisse Gefahr für Putin aus.
Denn nur rund 110 Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens entfernt liegt die Stadt Wilijutschinsk. Dort befindet sich die U-Bootbasis der russischen Pazifikflotte, auch «Hornissennest» genannt. Einige der modernsten Nuklear-U-Boote der russischen Marine sollen hier stationiert sein.
Wie schwer die Schäden an der Basis wirklich sind, ist noch völlig unklar. Doch angesichts der Tatsache, dass der knapp 250 Kilometer weiter entfernt liegende Ort Sewero-Kurilsk nahezu vollständig überflutet wurde, vermuten Beobachter, dass auch Putins «Hornissennest» schwere Schäden davon getragen hat.
Erst im vergangenen Jahr hat die russische Staatsführung die in der Basis stationierte Flotte aufgestockt. Wie die australische Marine schreibt, wurden im September zwei neue nuklear betriebene Atom-U-Boote in die Basis beordert, zuvor wurde bereits ein Kampf-U-Boot der weiterentwickelten Kilo-Klasse in die Basis verlegt. Grosse Teile der in der Basis stationierten Boote sollen aber auch noch aus Sowjetzeiten stammen.
Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax schreibt, lief das in Petropawlowsk-Kamtschatski stationierte Atom-U-Boot «Kaiser Alexander III» erst 2022 vom Stapel. Es soll mit modernster Funktechnik und modernsten Waffensystemen ausgestattet sein und soll besonders geräuschlos und manövrierfähig sein.
Der Bau von U-Booten der gleichen Klasse soll laut Medienberichten etwa 300 Millionen Euro kosten. Insgesamt soll die Flotte, wie die australische Marine schreibt, seit 2013 13 neue U-Boote erhalten haben.
Nach Ende des Kalten Krieges wurde die Flotte erst zusammengekürzt – wie die australische Marine schreibt, wurden bis 2000 74 Nuklear-U-Boote der Flotte aus dem Dienst genommen.
Auch andere U-Boote wurden, wie das «U.S. Naval Institute» schreibt, ab 1991 ausser Betrieb genommen – ohne, dass ein wirklicher Ersatz geplant war. Bei einem Aufrüstungsprogramm, das für den Zeitraum von 2018 bis 2027 geplant sei, soll die Flotte nur gering berücksichtigt worden sein.
Der Stützpunkt in Petropawlowsk-Kamtschatski wurde 1904 in Betrieb genommen und ist so der älteste Marine-Stützpunkt Russlands. Wie das «U.S. Naval Institute» schreibt, zählt die nukleare Abschreckung zu den Hauptaufgaben der Pazifikflotte, zudem ist sie für den Schutz von Offshore-Energieanlagen verantwortlich.
Weitere Aufgaben der Flotte sei für russische Flaggenpräsenz im Pazifik zu sorgen – vor allem Japan und China hätten ihre Flotten in den letzten Jahren aufgerüstet.
Atom-U-Boot sind vor allem militärstrategisch von grosser Bedeutung. Da sie unerkannt bleiben können und sich schnell bewegen, garantieren sie die Staaten eine sogenannte Zweit-Schlaggarantie. Sprich: Da es schwer ist, sie zu vernichten, können die Besitzer-Staaten damit drohen, nach einem Atom-Angriff zurückzuschlagen.
Gemeint sind die Kurilen. Karelien liegt zwar auch in Russland, aber gleich neben Finnland.
Die Bezeichnung "Atom-U-Boot" bedeutet nicht automatisch, dass es sich um ein U-Boot mit Zweitschlagskapazitäten handelt, sondern lediglich, dass das Boot von einem Nuklearreaktor angetrieben wird. Es geht also um den Antrieb, nicht um die Bewaffnung oder den Zweck.
Hier ist ausschlaggebend, ob es sich um ein U-Boot ballistischen Raketen handelt. Und ja, das sind in der Regel auch Atom-U-Boote, weil sie so länger autonom agieren können, was natürlich im Sinn der Zweitschlag-Kapazität liegt...