Die «Legion Freiheit Russlands» hat weitere Aktionen im russischen Grenzgebiet angekündigt. «Es wird weitere Überraschungen geben», sagte der Sprecher der selbsternannten Freiheitskämpfer Maximillian Andronnikow, der sich selbst Caesar nennt, in Kiew. Es werde eine dritte Operation geben und eine vierte und eine fünfte, sagte er gegenüber dem britischen «Observer». «Wir haben ambitionierte Pläne. Wir wollen alle unsere Territorien befreien», fügte er an. Den kurzen Ausflug in die russische Heimat habe er genossen.
Die Gruppe, die aus mehreren hundert russischen Kämpfern bestehen soll, hatte von der Ukraine aus im Mai und im Juni die Grenze nach Russland überschritten und Dörfer nahe der Stadt Belgorod besetzt. Zehn russische Soldaten wurden nach Gefechten unter anderem am Grenzübergang Graiworon und in der Ortschaft Nowaja Woltschank gefangengenommen, zwei eigene Kämpfer kamen ums Leben.
Den Partisanen werden rechtsradikale Verbindungen nachgesagt – so sollen sich auch Mitglieder des «Russischen Freiwilligenkorps» angeschlossen haben, einem Sammelbecken russischer Neonazis. Ein Mitglied ist der Moskauer Denis Kapustin alias Nikitin, der in Köln aufgewachsen ist und als eine zentrale Figur in der Neonazi-Szene gilt. Lesen Sie hier mehr über den Hooligan Nikitin und das «Russische Freiwilligenkorps».
In einem Interview mit dem Websender Nexta-TV sprach Caesar von mehreren Hundert Kämpfern, die eigene Artillerie hätten und auch Ausrüstung zur Aufklärung. Sie könnten autonom agieren oder die ukrainischen «Brüder an der Front» unterstützen. Die Kämpfer hätten sich dabei ständig weitergebildet. «Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir genug Kraft für unseren endgültigen Marsch haben», sagte der Rebellensprecher in einem Videointerview.
❗In an exclusive interview with NEXTA, spokesman of the Freedom of #Russia Legion Caesar expresses his opinion on #Russian patriotism, the white-blue-red flag and the future of his homeland. pic.twitter.com/iwZKXP9iJU
— NEXTA (@nexta_tv) July 7, 2023
Gegenüber dem «Observer» bezeichnete sich der Sprecher der Rebellengruppe als Anhänger der konstitutionellen Monarchie. Er bewundere Winston Churchill und Margaret Thatcher. Auf die Verbindungen zu Rechtsextreme angesprochen sagte er, seine Bewegung habe Mitglieder von links und rechts und sogar Unterstützer des in russischer Haft befindlichen Putin-Kritikers Alexei Nawalny. Seine Gruppe würde für die Zukunft der Ukraine und Russland kämpfen. Sie habe als Gruppe von russischen Soldaten begonnen, die die Seiten gewechselt hätten.
Die Revolte des Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin habe Putin geschwächt, so Caesar. Der Sprecher der «Legion Freiheit Russlands» schloss sich auch Einschätzungen an, dass Ziel des Aufstandes die Gefangennahme von Verteidigungsminister Sergej Schoigu und des obersten Kommandeurs Waleri Gerassimow gewesen sei. Der russische Geheimdienst FSB habe aber von den Plänen erfahren und die beiden vorzeitig aus Rostow am Don geholt; Prigoschin haben dann mit seinem Marsch Richtung Moskau improvisiert.
Der Rebellensprecher hält selbst wenig vom Söldner-Chef: «Ich respektiert ihn nicht. Er und Putin haben die gleichen Wertvorstellungen.» Dennoch glaube er, dass das Regime des Kremlchefs dem Ende nahe sei. Es sei voller Risse und unstabil und werde nicht länger als bis Ende 2024 halten, prophezeit er. Er nannte Putin «dumm und aggressiv», der seinem Volk die Wahrheit vorenthalte sowie «paranoid und verängstigt» geworden sei.
Auf Twitter kündigte die Gruppe bereits an, Putin stoppen zu wollen. Für den Kremlchef dürfte kurze Zeit nach der Prigoschin-Revolte ein erneutes Überschreiten der Grenze durch bewaffnete russischen Partisanen eine weitere Schwächung bedeuten. Unklar ist, wie ernst es Caesar mit seien Plänen meint oder ob es nur eine Drohung ist. Es könnte auch ein Ablenkungsmanöver sein, mit dem Ziel, das russische Militär zu verunsichern und Truppen an die Grenze zu verlegen, die an anderen Orten gebraucht werden.
Moskau hatte kurz nach den Scharmützeln bei Belgorod die «Legion Freiheit Russlands» zur «terroristischen» Organisation erklärt. Damit wurden Aktivitäten der Organisation «auf russischem Territorium» verboten, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Mitgliedern und Unterstützern drohen schwere Strafen bis hin zu lebenslanger Haft.
Kiew hatte eine Unterstützung der Gruppe, die sich nach dem Überfall wieder auf ukrainisches Gebiet zurückgezogen hatte, dementiert. Dennoch kamen Fragen auf: So waren auf Bildern Nato-Waffen zu sehen, unter anderem belgische Sturmgewehre und Panzerfahrzeuge, die aus Polen und er USA stammen sollen. Denis Kapustin hatte sogar angedeutet, dass es Verbindungen zum ukrainischen Militärgeheimdienst gebe – was dieser wiederum verneinte. (t-online, wan)
Dieses Prinzip könnte könnte die politische Glaubwürdigkeit der Ukraine untergraben. Wenn Putin gestürzt wird will wohl kein vernünftiger Mensch Monarchisten oder Neonazis in Russland an der Macht wünschen. Wobei, einen Faschisten haben sie schon. Kurzfristig gedacht: jede Kraft ist willkommen um den verbrecherischen Angriffskrieg von Putin zu stoppen. Es gibt auch Szenarien für nach dem Krieg. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel. Eine vertrackte Situation auf die Selenski hoffentlich eine Antwort hat.