International
Russland

Ukraine: Soldaten frieren Sperma ein und senden Russland eine Botschaft

Ukrainische Soldaten frieren Sperma ein – und senden so Russland eine Botschaft

18.04.2023, 18:4519.04.2023, 13:39
Laura Czypull / watson.de
Mehr «International»

Für viele Paare ist die Kinderplanung ein ganz normaler Bestandteil der Beziehung. Gemeinsame Träume, eine Zukunft, eine Familie haben. Doch für viele ukrainische Soldaten ist dieser Traum in weite Ferne gerückt, als Russland in ihr Land einmarschierte.

A Ukrainian soldier meets his wife at a railway station in Kramatorsk, Donetsk region, Ukraine, Tuesday, March 21, 2023. (AP Photo/Libkos)
Viele ukrainische Soldaten sind jung und wollen noch eine Familie gründen.Bild: keystone

Zahlreiche Männer meldeten sich freiwillig zum Kampf – viele von ihnen starben. Zurück blieben ihre Angehörigen, ihre Partnerinnen, oftmals bereits schwanger. Diese Kinder werden ohne ihren Vater aufwachsen müssen. Allerdings werden einige nicht geschwisterlos bleiben.

Denn Hunderte ukrainische Soldaten froren ihr Sperma ein, bevor sie in den Kampf zogen, wie die New York Times berichtet. Andere kehrten für eine kurze Auszeit zurück zu ihrer Familie und froren in dieser Zeit ihr Sperma ein, um danach wieder in den Kampf zu ziehen. In der Hoffnung, dass ihre Partnerinnen auch dann noch eine Familie gründen können, wenn sie im Krieg sterben. Damit soll auch eine bedeutende Botschaft in Richtung Russland gesendet werden.

Ukrainian soldier Vasyl Khomko, 42, hugs his daughter Yana as she arrives at the train station in Kyiv, Ukraine, Saturday, Dec. 31, 2022. Khomko's wife and daughter have been living in Slovakia d ...
Ein ukrainischer Soldat begrüsst seine Tochter.Bild: keystone

Im Krieg nicht unüblich

Neu ist die Idee des Sperma-Einfrierens im Krieg allerdings nicht. Bereits während der Kriege im Irak und in Afghanistan boten mehrere Firmen den amerikanischen Truppen diesen Service kostenlos an. In Israel kämpfte man sogar für ein Gesetz, das es den Familien der gefallenen Soldaten erlauben würde, das Sperma aus dem Körper eines toten Soldaten zur Fortpflanzung zu verwenden.

Kritiker in Israel nennen dieses Vorgehen «geplante Verwaisung». Denn das Kind würde ohne Vater aufwachsen. Für viele Ukrainer ist die Idee, das Sperma der Soldaten zu retten, allerdings gleichermassen persönlich wie patriotisch. Denn zum einen hilft es den Männern, die sicherstellen wollen, dass etwas von ihnen bleibt, und spendet ihren Partnerinnen unter Umständen Trost. Und zum anderen bietet es ihrem Land eine weitere Möglichkeit, sich zu wehren. So kann die Blutlinie gewahrt werden.

A man stands in the dark corridor of the IVMED fertility clinic during power outages in Kyiv, Ukraine, Tuesday, Jan. 31, 2023. Some Ukrainian soldiers are turning to the process of freezing sperm as t ...
Eine Fruchtbarkeitsklinik in Kiew, wo ukrainische Soldaten ihr Sperma einfrieren lassen.Bild: keystone

Diese Botschaft hat offenbar bereits Wirkung gezeigt und Russland erreicht. Die kremlfreundliche Journalistin Olga Skabeeva sagte vor Kurzem im Staatsfernsehen, das Einfrieren des Spermas von Soldaten komme «genetischen Experimenten zum Aufbau einer Nation» gleich.

Sie warnte: «Mithilfe künstlicher Selektion wird eine ganze Armee ausgewählter Ukrainer mit einem erhöhten Mass an Russophobie gezüchtet.»

Allerdings hat sich die Idee des Sperma-Einfrierens bereits so weit durchgesetzt, dass der Gesetzesentwurf vor dem Parlament debattiert wurde. Das Sperma soll auf Kosten des Staates eingefroren werden können. Mehrere Kliniken bieten den Service nun bereits auf eigene Kosten kostenlos an.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese Bilder zeigen: Der Krieg verschont die Kinder nicht
1 / 17
Diese Bilder zeigen: Der Krieg verschont die Kinder nicht
quelle: keystone / emilio morenatti
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Video scheint zu zeigen, wie Russland seine Friedhöfe ausbauen muss
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
46 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nikl
18.04.2023 18:59registriert Juli 2019
«Mithilfe künstlicher Selektion wird eine ganze Armee ausgewählter Ukrainer mit einem erhöhten Mass an Russophobie gezüchtet.»

Da hat die werte Frau Journalistin sogar recht.
Jedes Kind, dessen Vater von Russen getötet wurde, wird im Schnitt Russophober sein als die Generation davor.
Hat aber nichts mit „Züchten“. zu tun. Sondern mit einem Menschenverachtenden Krieg welcher Russland vom Zaun gebrochen hat.

Was für wiederliche Zyniker diese Propagandisten sind!
23312
Melden
Zum Kommentar
avatar
Patho
18.04.2023 19:45registriert März 2017
Liebe Russen (bzw. die Befürworter der dortigen Regierung):
Hört auf Ukrainer zu töten, dann frieren die auch nicht ihr Sperma ein;) Und deren Kinder werden erst noch weniger russophob sein (aber glaubt nicht, dass sie euch vertrauen werden, dieser Zug ist abgefahren).
997
Melden
Zum Kommentar
avatar
outdoorch
18.04.2023 20:54registriert Dezember 2017
Ich bin zwar nicht in diesem Fachgebiet zu Hause, aber mir sehr sicher, dass keinerlei „russophobe“ Gensequenzen im menschlichen Erbgut enthalten sind.

Russophobie in der Ukraine und mittlerweile wohl auch in anderen Ländern, könnten auch andere Ursachen zugrundeliegen.

Vielleicht denkt ja in dem hübschen Gebäude mit seinen vielen bunten Türmchen in Moskau mal einer darüber nach.
445
Melden
Zum Kommentar
46
Weltweite Reaktionen auf Israels Gaza-Pläne: Deutschland stoppt Rüstungsexporte teilweise
Kanzler Friedrich Merz kündigte an, dass bis auf Weiteres keine Ausfuhren von Rüstungsgütern genehmigt würden, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen könnten. Er reagierte damit auf den Beschluss des israelischen Sicherheitskabinetts zur Einnahme der Stadt Gaza. Damit erhöht die deutsche Regierung den Druck auf Israel deutlich.
Zur Story