Am Samstag hat die russische Armee nach langem Kampf die «vollständige Einnahme» von Sjewjerodonezk vermeldet. Dennoch scheint Präsident Wladimir Putin mit der Lage in der Ukraine nicht vollständig zufrieden zu sein. Gemäss einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hat der Kreml-Chef «höchstwahrscheinlich» Alexander Dwornikow entlassen. Dieser war zuvor der höchste russische Befehlshaber in der Ukraine gewesen.
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Gemäss der britischen Zeitung «The Telegraph» soll Putin aus mehreren Gründen mit Dwornikow unzufrieden gewesen sein. Zum einen war der militärische Fortschritt nicht so, wie er sich diesen erhofft hatte. Laut dem Bericht soll Putin Dwornikow bis zum 10. Juni Zeit gegeben haben, um Sjewjerodonezk zu erobern. Dafür brauchte Dwornikow allerdings gut zwei Wochen länger.
Wie es im Bericht weiter heisst, soll sich Putin zudem am Alkoholkonsum des Generals gestört haben. Dwornikow soll übermässig viel getrunken haben, was dazu führte, dass das Vertrauen in ihn immer kleiner wurde. Wie das britische Verteidigungsministerium schreibt, dürfte nun Sergei Surowikin die Verantwortung bei der russischen Offensive im Donbass übernehmen.
Dwornikow genoss vor seinem Einsatz in der Ukraine bei Putin einen äusserst guten Ruf. Er koordinierte einst den Einsatz der russischen Truppen im Syrienkrieg – unter seinem Kommando flogen die Kämpfer des Kremls zwischen September 2015 und Juni 2016 mehr als 9000 Angriffe auf Ziele in und um Aleppo herum.
Dabei liess er auch Spitäler und Schulen bombardieren und nahm keinerlei Rücksicht auf zivile Opfer. Dies brachte ihm im Ausland den Übernamen «Schlächter von Syrien» ein. 2016 erhielt er von Putin die höchste russische Auszeichnung überhaupt und darf sich seither «Held der Russischen Föderation» nennen. (dab)