Mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs wurde das Leben vieler Ukrainerinnen und Ukrainer erschüttert. Für eine Gruppe von Menschen sind die Belastungen des Kriegs besonders gross – für diejenigen mit einer Behinderung. So etwa für die Familie Rohozhyn und den 19-jährigen Sohn Mischa, der das Down-Syndrom hat. Seine Geschichte wurde vom «Wall Street Journal» begleitet – und kam so zumindest zu einem teilweisen Happy End.
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Misha und seine Familie lebten zu Beginn des Krieges in Mariupol. Als die ersten Raketen in der ostukrainischen Stadt einschlugen, kam der 19-Jährige, der nicht sprechen kann, damit gar nicht klar. Bei den Einschlägen unweit von seinem Haus erschrak er so sehr, dass er unter Schock erstarrte – etwas, das ihm nur unter grossem Stress passiere, so seine Mutter. Diese musste ihn deshalb mit Mühe aus dem Haus ziehen, um sich und ihren Sohn in einen Bunker zu retten.
Auch in diesem bekam Misha aber mit, was sich draussen abspielte. Als es zu Explosionen kam, versuchte seine Mutter ihm einzureden, es seien nur Feuerwerke, alles sei in Ordnung. Doch eines Tages blieb Misha nicht mehr ruhig. Bei einem Raketeneinschlag hatte er eine Panikattacke und schrie so laut auf, dass alle anderen rund 1000 Menschen im Bunker verstummten.
Als sich der Familie Rohozhyn dann die Möglichkeit bot, Mariupol mit einem Konvoi zu verlassen, sagte die Mutter deshalb sofort zu. Allerdings wusste sie auch, wie sehr diese Flucht Misha belasten und beunruhigen würde. Sie entschied sich also dagegen, ihm die Wahrheit für das Verlassen seiner Heimatstadt zu sagen. Stattdessen erklärte sie ihrem Sohn, das Ziel der Fahrt sei es, John Cena besuchen zu gehen.
Cena, ein US-amerikanischer Wrestler und Schauspieler, ist das grosse Idol Mishas. Sein Zimmer zuhause in Mariupol war voller Bilder und Poster des WWE-Stars. Und als die russische Armee bei einer Kontrolle das Tablet Mishas nach verdächtigen Nachrichten durchsuchte, stiess sie auf lauter Fotos und Videos von John Cena.
Der Gedanke an ein Treffen mit seinem Idol schien Misha etwas zu beruhigen. Auf der Fahrt war er in sich gekehrt, womit er nicht mitbekam, wie der Konvoi an Trümmern und Leichen vorbeifuhr. Doch als man nach einer langen Flucht schliesslich einen Vorort von Amsterdam erreichte, war Misha frustriert, dass Cena nicht dort war. Wie seine Mutter berichtet, habe er zu Beginn deshalb kaum sein Zimmer verlassen und oft geweint.
Die Geschichte von Misha wurde in den USA durch den Bericht des «Wall Street Journals» landesweit bekannt. So erreichte sie auch John Cena, der damals für einen Filmdreh in London weilte. Und als er von Mishas Geschichte hörte, entschied er sich, das Versprechen der Mutter zu erfüllen und Misha in Amsterdam zu treffen. «Ich hatte drei Tage frei und war nur eine Flugstunde von ihnen entfernt. So haben wir uns sofort entschieden: Wir gehen», so Cena.
So konnte Misha einen Nachmittag mit seinem Idol verbringen. Die beiden spielten zusammen und assen Kuchen. «Wie Misha mit diesen Umständen zurechtkam, ist ganz besonders», zeigte sich Cena nach dem Treffen beeindruckt. Und dessen Mutter, die bei der Ankunft Cenas zu Tränen gerührt war, sagte: «Das ist etwas Unglaubliches.»
Nach ihrem gemeinsamen Nachmittag musste Cena die Familie dann wieder verlassen, um nach London zurückzukehren. Nicht aber ohne dem jungen Fan ein paar Andenken zurückzulassen: Cena überreichte Misha ein Fan-Outfit sowie einen Wrestling-Gürtel. (dab)
Natürlich gibt das klicks, dafür muss man sich aber trotzdem erstmal die Zeit nehmen. Mit diesem Bankkonto hätte er auch bestimmt "angenehmere" Dinge tun können in dieser Zeit.