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Ukraine: Mit diesen Waffen wurden die Russen aus Cherson vertrieben

Mit diesen westlichen Waffen wurden die Russen aus Cherson vertrieben

Der Mix aus Aufklärung, moderner Artillerie aus dem Westen und intelligenter Kriegsführung hat der Ukraine den Sieg im Süden beschert.
14.11.2022, 20:0114.11.2022, 20:01
Remo Hess, Brüssel / ch media
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Es gehört zu den grossen Irrtümern seit dem Beginn des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, dass westliche Waffenlieferungen das Blatt auf dem Schlachtfeld nicht zu wenden vermögen. Im Gegenteil: Bei der ukrainischen Rückeroberung der südlichen Provinzhauptstadt Cherson haben westliche Waffen den entscheidenden Ausschlag gegeben.

Die Panzerhaubitze 2000: Deutschland denkt über eine Lieferung der Waffensysteme an die Ukraine nach.
Nach einigem Zögern von Deutschland geliefert: Panzerhaubitze 2000 (Symbolbild).Bild: imago images

Seit Wochen zwang die ukrainische Armee die Russen in einen artilleriegeführten Zermürbungskampf. Gezielt nahm sie russische Positionen ins Visier, die auch kilometerweit hinter der Frontlinie lagen: Munitionsdepots, Armeebasen und Versorgungsposten. Die russischen Nachschublinien nach Cherson kamen so immer mehr unter Druck, zumal die Ukrainer die Brücken über den Dnipro-Flusses in die Luft gejagt haben.

Putins Truppen drohten, mit dem Fluss im Rücken, von der Versorgung abgeschnitten zu werden. Um ihre Haut zu retten war der Rückzug für die Russen die letzte Option, die ihnen noch blieb. Ende vergangene Woche konnten die Ukrainer die Stadt kampflos übernehmen.

Ukrainian soldiers fire at Russian positions from a U.S.-supplied M777 howitzer in Ukraine's eastern Donetsk region Sunday, Oct. 23, 2022. (AP Photo/LIBKOS)
M777-Haubitze im Gebiet Donezk. Mehr als 150 Stück haben die USA schon geliefert.Bild: keystone

Einen ganzen Strauss an westlichen Waffensystemen

Möglich machte den ukrainischen Sieg die Präzisionsartillerie, welche in den vergangenen Monaten vom Westen geliefert wurde: die amerikanische M777-Haubitze, die deutsche Panzerhaubitze 2000, hochmobile französische Caesar-Selbstfahrhaubitzen, die polnische Krab oder auch die slowakische Zuzana.

A Ukrainian serviceman drives a Polish howitzer AHS Krab in Donetsk region, Ukraine, Thursday, Oct. 20, 2022. (AP Photo/LIBKOS)
Westliche Satellitenbilder und Drohnenaufklärung sind entscheidend: Ukrainischer Soldat in einer polnischen Krab-Selbstfahrhaubitze.Bild: keystone

Im Schnellgang wurden ukrainische Soldaten vom Westen an diesen Systemen ausgebildet. Gemein ist ihnen, dass sie Munition vom Nato-Standard 155 Millimeter verschiessen und den russischen Geschützen überlegen sind.

Vor allem aber haben die Ukrainer gelernt, mit Hilfe westlichen Satellitenbildern und einer geschickt durchgeführten Aufklärungsarbeit ihre Artillerie punktgenau auf die russischen Ziele zu dirigieren. Eine Fähigkeit, die dem Gegner abgeht. Durch die Kombination von satellitengesteuerter Artilleriemunition und Drohnenaufklärung werde aus einer gewöhnlichen Haubitze ein «Scharfschützengewehr», sagte ein ukrainischer Offizier der US-Zeitung «New York Times».

Himars bringen Russen in Reichweite, ohne Ukrainer zu gefährden

Neben den modernen Artilleriesystemen wussten die Ukrainer aber auch den von den USA und Grossbritannien gelieferten Mehrfachraketenwerfer «Himars» überaus effizient einzusetzen. Dieser verschiesst bis zu sechs GPS-gesteuerte Raketen, die auf einer Reichweite von über 80 Kilometer ihr Ziel präzise treffen können. Auch das gleichwertige System MARS II aus Deutschland gehört in diese Kategorie.

A French artillery piece Caesar is photographed at the Eurosatory arms show in Villepinte, north of Paris, Tuesday, June 14, 2022. The truck-mounted Caesar cannons fire six rounds per minute over 40 k ...
Mobil und treffsicher: Die französische Cäsar-Haubitze.Bild: keystone

Für die Russen sind die Raketenwerfer verheerend: Sie liegen Reichweite der Ukrainer, ohne dass sie das Feuer erwidern konnten. Während Russland im Kampf um Donezk im Sommer noch über eine Artillerieüberlegenheit von eins zu zehn verfügte, sei das Verhältnis gemäss ukrainischen Quellen nun mehr oder weniger ausgeglichen. Mit der Einnahme von Cherson geraten nun auch immer mehr auch Ziele auf der besetzten Krim Halbinsel in Reichweite.

Einen grossen Effekt, auch auf die Moral der in den Schützengräben ausharrenden russischen Soldaten, hatten zudem selbstgebastelte Drohnen der Ukrainer, die ungesteuerte Granaten abwerfen und in wenigen hundert Metern Höhe fliegen. Im Internet kursieren unzählige Videos dieser teils nur wenige tausend Franken kostenden Fluggeräte, die einen grossen Schaden anrichten und auch schweres russisches Militärgerät beschädigen können.

FILE - In this May 23, 2011, file photo a launch truck fires the High Mobility Artillery Rocket System (HIMARS) produced by Lockheed Martin during combat training in the high desert of the Yakima Trai ...
Für die ukrainischen Streitkräfte Gold wert: Ein US-Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars (Symbolbild).Bild: keystone

Dass die Ukraine ihre Waffenstärke erheblich gesteigert hat, zeigen zudem auch selbstentwickelte Wasserdrohnen, wie sie bei dem Angriff auf die russische Schwarzmeerflotte in ihrem Heimathafen in Sewastopol zum Einsatz kamen. Die ferngesteuerten Kamikazedrohnen haben die Russen völlig überrascht. Ob der Westen bei Entwicklung mitgeholfen hat, lässt sich allerdings nicht abschätzen.

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45 Kommentare
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MartinZH
14.11.2022 20:24registriert Mai 2019
Es ist ganz einfach – auch wenn es noch immer welche gibt, die es nicht verstehen wollen oder können:

Je mehr und je schneller die Ukraine über moderne und starke Waffen verfügt, desto schneller ist der Krieg zu Ende, denn nur so lässt sich die ruZZische Armee vertreiben und besiegen.

In einem Krieg, wo es um die Existenz, den Fortbestand und um das Überleben von einem ganzen Volk sowie einer Nation geht, gibt es nunmal keine anderen Alternativen oder Argumente.

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🇺🇦 Слава Україні! – Slawa Ukrajini! 🇺🇦
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Liebu
14.11.2022 20:23registriert Oktober 2020
Eigentlich egal was es war, Hauptsache es wirkt.
Die Ukraine den Ukrainern. In Cherson sah man, wie sie sich über die wirkliche Befreiung freuen. Daran sieht man, wie die russischen Referenden zu Stande kamen.
Auch die andern annektieren Gebiete würden sich über eine wirkliche Befreiung freuen.
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butlerparker
14.11.2022 20:59registriert März 2022
Wo wäre die UKR, wenn man ihnen moderne Leo 2 Panzer oder wenigstens die ausrangierten Leo 1 Panzer geliefert hätte. Viele UKR Tote an Zivilisten und Soldaten hätten vermieden werden können. Wer weiß, vielleicht wäre der Krieg schon zu Ende...
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