Kaja Kallas ist die härteste Frau Europas. Der eine oder andere Regierungschef dürfte sich ob der Ministerpräsidentin von Estland schon mächtig genervt haben. Denn ihr klarer Russland-Kurs entlarvt das herumlavieren in vielen Hauptstädten deutlicher, als es manchen ihrer Kollegen lieb sein kann.
Während die grossen, einflussreichen Länder wie Deutschland und Frankreich auch nach drei Monaten brutalstem Angriffskrieg in der Ukraine, Tausenden toten Zivilisten und unzähligen Kriegsverbrechen der russischen Soldaten immer noch grosszügig Milliarden nach Moskau überweisen, kappt Kallas sämtliche Energieimporte aus Russland. Die erfolglosen Versuche von Emmanuel Macron und Olaf Scholz, Putin am Telefon zu bezirzen, kommentiert die Estin so: «Hört auf ihn anzurufen!»
Kaja Kallas, 44, vertritt eine neue Politikergeneration in Europa. Gemeinsam mit ihrer Amtskollegin aus Finnland, Sanna Marin, 36, und der schwedischen Regierungschefin Magdalena Andersson, 55, bildet Kallas das nordische Bollwerk gegen Putin. Die Politikerinnen legen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg eine Klarheit an den Tag, die im Rest Europas schmerzlich vermisst wird.
Kallas wurde in der Sowjetunion geboren, die Mauer fiel als sie 12 Jahre alt war. «Wir lebten in einem Gefängnis, ohne Freiheit», sagte sie in einem Interview. Schauergeschichten kennt sie genügend aus dieser Zeit. Etwa jene ihrer Mutter, die 1949 als Baby gemeinsam mit ihrer eigenen Mutter in einem Viehwaggon nach Sibirien deportiert wurde. Erst als Teenagerin lernte Kallas, wie sich Freiheit anfühlt.
Mit Putin teilt Kallas die Erfahrung der Sowjetzeit - auch wenn die Lehren des heutigen Kreml-Herrschers gänzlich andere sind als die der Estin. Putin will das alte Reich zurück. Notfalls mit Gewalt. Während die Regierungen im Westen das bis zum 24. Februar dieses Jahres, dem Tag des Überfalls auf die Ukraine, nicht wahrhaben wollten, hat Kallas immer wieder gewarnt, dass Putin dazu fähig ist. Gehört wurde sie nicht.
Seit Kriegsbeginn warnt Kallas erneut. Diesmal davor, Putin Zugeständnisse zu machen. Denn was in Berlin und Paris offenbar nicht gesehen werden will: Der Kremlchef verhandelt strikt nach Sowjet-Drehbuch. Wie das aussieht, erklärte die Estin zuletzt in einem eindrücklichen Interview.
Der Ausschnitt verbreitete sich im Internet millionenfach auf allen möglichen Portalen. Die Sowjet-Taktik, so Kallas, funktioniere so: Maximalforderungen stellen und keinen Millimeter nachgeben. Im Westen lasse sich immer jemand finden, der bereit ist, einen Schritt entgegenzukommen. Im Ergebnis habe der Aggressor dann etwas, was er vorher nicht hatte.
Im Fall der Ukraine, ist die Estin überzeugt, darf Putin damit nicht durchkommen. Der Kreml-Herrscher dürfe für seine Aggression nicht belohnt werden. Nur die Ukrainer hätten das Recht, über das Schicksal ihres Landes zu entscheiden. Putin, sagt Kallas immer wieder, «muss diesen Krieg verlieren».
Aus der Geschichte ihres Landes weiss Kallas, dass «Frieden nicht das ultimative Ziel» sein könne. «Wir hatten Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg, aber die Gräueltaten für unser Volk begannen damals erst», sagte sie der «New York Times». Massendeportationen, Morde an der Elite und Versuche, Kultur und Sprache auszulöschen - all das erwarte jene ukrainischen Gebiete, die Putin anheimfallen.
Aus diesem Grund sei es so sinnlos, zum Telefon zu greifen. Putin sei nicht an ernsthaften Gesprächen interessiert. Nur ein Mittel helfe, um sich gegen Diktatoren durchzusetzen, ist Kallas überzeugt: Stärke zeigen. Ihre Regierung geht dabei voran: Gemessen an der Grösse und Wirtschaftskraft unterstützt kein Land weltweit die Ukraine stärker als Estland.
Dass man sich als kleinerer Staat nicht von Putin einschüchtern lassen muss, beweisen in diesen Tagen auch Finnland und Schweden. Allen russischen Vernichtungsdrohungen zum Trotz, führen die Regierungschefinnen Sanna Marin und Magdalena Andersson ihre Länder in die Nato.
Während in Berlin zu Kriegsbeginn jeder Bundeswehr-Helm, der allenfalls in die Ukraine geschickt werden könnte, einzeln abgezählt wurde, bereiteten Helsinki und Stockholm die sicherheitspolitische Revolution vor. Denn nichts anderes ist der Nato-Beitritt der beiden Länder. Andersson, die vom schwedischen Fernsehen wegen ihrer direkten Art ganz uncharmant den Beinamen «Bulldozer» bekam, und ihre finnische Kollegin bewiesen in der Krise Weitsicht und Durchsetzungskraft.
Der Ukraine-Krieg verschiebt die Prioritäten in Europa. Bei fast jeder politischen Frage spielt Russland von jetzt an eine Rolle. Aus diesem Grund finden die nordischen Länder immer mehr Gehör.
Zu Europas Vorteil, wie Osteuropa-Experte Andreas Umland vom Stockholm Centre for Eastern European Studies meint: In Teilen Westeuropas herrsche «die Fehlwahrnehmung, dass der Krieg weit entfernt ist». Mit einer prominenteren Rolle der nordischen Länder, so Umland, würde auch das weit verbreitete Verständnis für Wladimir Putin endlich zurückgedrängt.
Kaja Kallas, Sanna Marin und Magdalena Andersson stehen wie niemand sonst für diese neue, klügere, selbstbewusste Russland-Politik in Europa. (aargauerzeitung.ch)
Mit so Typen darf man sich einfach auf keine Händel einlassen.
Die haben alle nicht begriffen, dass der Moskauer Terrorpate alle Verträge zerrissen hat und für den nur noch das Recht des Stärkeren gilt. Und so lange dieser Diktator an der Macht ist, muss gelten, dass erst verhandelt wird, wenn kein russischer Soldat mehr auf ukrainischem Boden inklusive der Krim steht.
Und wenn Mauern zu hart sind, braucht es halt Bolldozer.. Besser als alle Weichspüler, die sich durch die Mörtelritzen schleimen ..