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Ukraine erhält Kampfflugzeuge aus Polen – das können sie

Ukraine erhält Kampfflugzeuge aus Polen – das können sie

Die Kampfflugzeug-Grenze ist gefallen: Die Ukraine erhält vier MiG-29 aus Polen. Doch sind die legendären Jagdflieger nicht zu alt für einen modernen Krieg? Ein Überblick.
17.03.2023, 13:3217.03.2023, 14:37
patrick diekmann / t-online
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t-online

Polen und die Slowakei machen den Anfang. Schon lange bittet die ukrainische Führung in ihrem Kampf gegen die russische Invasion um Kampfflugzeuge. Nun haben die polnische und die slowakische Führung die Lieferung von MiG-29 angekündigt. Für die Nato öffnet sich damit eine neue Dimension in der Unterstützung der Ukraine, die Kampfflugzeug-Grenze ist gefallen.

FILE - A Russian MIG-29 plane performs a flight during a celebration marking the Russian air force's 100th anniversary in Zhukovsky, outside Moscow, Russia on Aug. 11, 2012. Slovakia's defen ...
Die MiG-29 ist im Luftkampf mit anderen Flugzeugen noch immer international gefürchtet.Bild: keystone

Polen wird der ukrainischen Luftwaffe nach Worten des polnischen Präsidenten Andrzej Duda in den kommenden Tagen vier Kampfjets vom Typ MiG-29 übergeben. Weitere MiG-29 würden derzeit gewartet und für einen späteren Transfer vorbereitet, sagte Duda in Warschau nach einem Treffen mit dem tschechischen Präsidenten Petr Pavel.

Die Lieferung der MiG-29 ergibt für die Ukraine Sinn, denn immerhin sind ihre Piloten schon an den Kampfflugzeugen ausgebildet. Doch was kann der Jet eigentlich? Eines steht fest: Die MiG-29 ist etwas in die Jahre gekommen und keine Wunderwaffe mehr.

Aber was kann das Kampfflugzeug eigentlich? Die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 hatte ihren Erstflug am 6. Oktober 1977. Neben der Sowjetunion wurde sie in vielen anderen Ländern eingesetzt, auch in Polen.

Die MiG-29 ist vor allem aufgrund ihrer Schnelligkeit, Agilität und Wendigkeit legendär. Sie ist in der Lage, Geschwindigkeiten bis zu Mach 2.4 (2'900 Kilometer pro Stunde) zu erreichen und kann in der Luft mit einer maximalen G-Kraft von 9G manövrieren. Das macht die MiG-29 zu einem sehr beweglichen Flugzeug. Es ist in der Lage, schnell und effektiv zu reagieren sowie enge Kurven und Richtungswechsel zu fliegen. Dies ist besonders im Luftkampf nützlich.

Ausserdem ist der Kampfjet mit einem leistungsfähigen Radar ausgestattet, der es dem Piloten ermöglicht, Ziele aus grosser Entfernung zu erkennen und zu verfolgen. Die MiG-29-Flieger der Nato wurden modernisiert und sind auch mit neuen Waffensystemen ausgestattet, darunter Luft-Luft-Raketen, Luft-Boden-Raketen und Bomben, mit denen Piloten eine Vielzahl von Zielen angreifen können.

Für die Ukraine besonders hilfreich: Die MiG-29 kann auf kurzen Start- und Landebahnen operieren. Das befähigt sie für den Einsatz auf kleinen Flugplätzen oder in der Nähe von Kampfgebieten. Viele der ukrainischen Flugplätze wurden von Russland zerstört, den Rest ihrer Luftwaffe muss die Ukraine verstecken. Theoretisch kann man die MiG-29 in einer Scheune parken und von einem geraden Stück Autobahn starten lassen. Durch ihren Bremsschirm kann sie auch auf kürzeren Strassen oder Landebahnen landen.

Die MiG-29 kann ausserdem in schwierigen Wetterbedingungen fliegen, einschliesslich in schlechtem Wetter und bei schlechter Sicht.

Die polnische Luftwaffe hat ihre MiG-29-Flotte kontinuierlich modernisiert. Sie hat moderne Waffensysteme integriert und die elektronischen Sensoren und die Systeme im Cockpit aktualisiert. Für die polnische Luftwaffe ist die MiG-29 deswegen ein zuverlässiges und leistungsfähiges Flugzeug.

Aber die MiG-29 hat auch Schwächen, sie ist in die Jahre gekommen: Sie kann nicht in der Luft betankt werden, kann nur 45 Minuten in der Luft bleiben und nur 700 Kilometer fliegen. Piloten kritisierten deswegen in der Vergangenheit, dass sie immer wieder zum Boden zurückkehren mussten. Ausserdem habe das Flugzeug kein gutes Navigationssystem. «In einen wirklichen Krieg möchte ich mit diesem Flugzeug nicht gehen», sagte der deutsche Major Georg Pepperl, der den Jet jahrelang im Jagdgeschwader 73 flog, der Zeitung «Welt».

Insgesamt ist die MiG-29 also ein leistungsstarkes und vielseitiges Flugzeug, das sich in einer Vielzahl von Missionen bewährt hat. Den Ausgang des Krieges werden eine Handvoll MiG-29 aber wohl nicht massgeblich beeinflussen. Dennoch können sie helfen, ukrainische Städte vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen zu schützen. Weitreichender könnte diese Erstlieferung in anderer Hinsicht sein: Sie könnte das Tor für weitere Kampfflugzeuglieferungen aus dem Westen geöffnet haben. Damit hat die Ukraine in ihrem Überlebenskampf gegen die russischen Streitkräfte heute bessere Chancen als gestern. (t-online)

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43 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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uicked
17.03.2023 14:51registriert Oktober 2017
Und wir schaffen es nicht ein paar Racketen, Kugeln und andere Systeme in die Ukraine zu schicken. Weil ein paar Politiker das Gefühl haben, Neutralität ist wichtiger als Freiheit.
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MartinZH
17.03.2023 15:29registriert Mai 2019
Ein grosses Dankeschön an Polen für die ersten vier sowie an die Slowakei für die 13 MiG-29-Kapfjets. 👍

Slava Ukraïni! 🇺🇦🤝🇵🇱🤝🇺🇦🤝🇸🇰🤝🇺🇦
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JBV
17.03.2023 15:40registriert September 2021
In Anbetracht der Tatsache das RUS eine starke Flugabwehr hat und die UKR bereits 1/3 ihrer Flugzeuge verloren hat, stellt sich mir nur die Frage, macht es Sinn oder nicht? Diese Frage müssen Militärs beantworten! Bei Kampfflugzeugen, wie auch bei Schiffen, handelt es sich um sehr teure Waffensysteme, die man nicht bereits nach einigen Tagen zerstört am Grund liegen sehen möchte.

Die MiG 29 ist augenblicklich sicher das Beste. Die UKR kennt diese Maschinen bereits. POL, SVK und BUL haben noch über 50 MiG-29 in ihren Beständen, die sie ohnehin in den nächsten Jahren ausmustern möchten.
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