Kremlchef Wladimir Putin wird am Dienstag zum zweiten Mal seit Beginn des Krieges in der Ukraine zu einem Treffen im Ausland erwartet – und zum ersten Mal ausserhalb des postsowjetischen Raums. Der russische Präsident reist in den Iran, wo auch der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erwartet wird.
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Das Treffen findet kurz nach einer mehrtägigen Reise des US-Präsidenten Joe Biden in die Region statt. Biden kehrte erst am Wochenende aus Saudi-Arabien zurück – dem grossen regionalen Rivalen Irans. Was ist in der Hauptstadt Teheran von diesem Treffen zu erwarten? Eine Übersicht.
Beim Gipfel mit Irans Präsident Ebrahim Raisi sind offiziell Gespräche über eine Verbesserung der Lage im Bürgerkriegsland Syrien geplant. Die drei Staaten haben bereits in der Vergangenheit über die Zukunft des Landes verhandelt. Russland und der Iran unterstützen die syrische Regierung, die Türkei wiederum ist mit der Opposition verbündet. Am Mittwoch wird nach dpa-Informationen auch Syriens Aussenminister zu einem Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen in Teheran erwartet.
Experten halten nach Beginn des Ukraine-Krieges eine Machtverschiebung der Akteure in Syrien für möglich. Demnach könnten der Iran und die Türkei versuchen, ein von Moskau hinterlassenes Machtvakuum zu füllen. Ankara kündigte bereits vor Wochen eine neue Offensive gegen die kurdischen Kräfte in Nordsyrien an. Russland und der Iran hatten die Türkei jüngst vor der Militäraktion gewarnt.
Wie der Kreml bekanntgegeben hat, wird allerdings nicht nur über Syrien diskutiert. Es soll eine ganze Reihe von Fragen zur internationalen Politik behandelt werden – darunter auch der Krieg in der Ukraine. Denn in diesem hat besonders die Türkei eine spezielle Rolle: Das Nato-Land Türkei unterhält sowohl zu Moskau als auch zu Kiew enge Beziehungen.
Erdogan soll planen, ein Einzelgespräch mit Putin zu führen. Thema soll dabei einmal mehr der Streit um in der Ukraine blockierte Getreide-Exporte sein. Die Türkei trat bei diesem Problem zuletzt als Vermittler zwischen beiden Ländern auf. Bei einem Gespräch letzte Woche in Istanbul hatten sich erste Ansätze für eine Lösung abgezeichnet.
Für Wirbel hatte vergangene Woche eine Aussage eines hochrangigen US-Regierungsvertreters gesorgt. Es gebe Hinweise, dass Moskau iranische Kampfdrohnen für den Krieg gegen die Ukraine erwerben wolle. So habe offenbar eine russische Delegation bereits einen iranischen Flughafen für eine Vorführung angriffsfähiger Drohnen besucht. Der Iran dementierte das umgehend und versicherte der Ukraine mit Nachdruck, die amerikanischen Behauptungen seien «grundlos». Auch aus dem Kreml hiess es zuletzt, Putin und Raisi würden am Dienstag nicht über mögliche Drohnen-Lieferungen sprechen.
Offiziell gibt sich der Iran mit Blick auf Russlands Ende Februar begonnenen Krieg gegen die Ukraine neutral. Doch die Sympathien der iranischen Führung für Russland sind bekannt. Irans Beziehungen zum flächenmässig grössten Land der Erde sind in den vergangenen Jahren immer enger geworden – insbesondere seit 2018, als die USA unter ihrem damaligen Präsidenten Donald Trump aus dem Wiener Atomabkommen ausstiegen. Aufgrund von US-Sanktionen konnte der Iran zudem militärische Ausrüstung fast nur noch aus Russland beziehen.
Ebenfalls ein Thema ist wohl eine mögliche Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Russland, der Türkei und dem Iran. Alle drei Länder wurden – teils mehr, teils weniger – von den westlichen Ländern sanktioniert und sind deshalb auf der Suche nach neuen Partnern. (dab)
Mit Material von Keystone-sda
Erdogan hat in der NATO eigentlich nichts verloren. Von solch einer verlogenen Politik Ankaras, welche nur die russische Position stärkt, sollte der Westen klar auf Distanz gehen.