Am späten Montagabend ist der Kampf um das Asowstal-Stahlwerk in Mariupol wohl definitiv zu Ende gegangen. 264 ukrainische Soldaten, welche sich darin verschanzt hatten, wurden evakuiert. Die Soldaten wurden gemäss «Reuters» mit fünf Bussen abtransportiert.
Unter den Evakuierten seien auch 53 Schwerverletzte, teilte der ukrainische Generalstab auf Facebook mit. Man arbeite zudem daran, auch die restlichen Soldaten evakuieren zu können, so das ukrainische Militär – noch sollen mehrere Hundert vor Ort sein.
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Mit den Asowstal-Kämpfern verlassen die letzten Soldaten die lange umkämpfte Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine. Diese ist damit unter russischer Kontrolle.
Ukrainian troops evacuate from Mariupol, ceding control to Russia https://t.co/N8AQtCxYle pic.twitter.com/9kuIb35Nu7
— Reuters (@Reuters) May 17, 2022
Die Soldaten wurden mit Bussen in prorussische Gebiete der Ukraine gebracht, berichtet der Generalstab. Die 53 Schwerverletzten sind mittlerweile in einem Krankenhaus der von Separatisten kontrollierten Stadt Novoazovsk, die etwa 32 Kilometer von Mariupol entfernt liegt. Die restlichen Kämpfer kommen nach Olenivka, das von russischen Truppen besetzt ist. Die ukrainischen Soldaten werden vorerst in russischer Gewahrsam sein, sollen aber später in einem Gefangenenaustausch freikommen, hiess es.
Mit der Eroberung des Stahlwerks Asowstal kann die russische Armee einen symbolträchtigen Sieg feiern, zumal man die Stadt nun vollständig unter Kontrolle hat. Auf Seiten der Ukraine wurde allerdings betont, das Ziel der langwierigen Verteidigung des Stahlwerks sei erreicht worden. «Dank den Verteidigern von Mariupol haben wir kritisch wichtige Zeit für die Formierung von Reserven, eine Kräfteumgruppierung und den Erhalt von Hilfe von unseren Partnern erhalten», schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar bei Facebook.
Five buses of evacuated Azovstal servicemen arrive in Ukraine's Novoazovsk -Reuters witness https://t.co/L4IqrOkjJ2 pic.twitter.com/IUoncNQb9T
— Reuters (@Reuters) May 16, 2022
Alle Aufgaben zur Verteidigung von Mariupol seien erfüllt worden. Ein Freikämpfen von Asowstal sei nicht möglich gewesen, betonte sie. Das Wichtigste sei jetzt, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu schützen. Und auch der ukrainische Generalstab vermeldete: «Die Mariupol-Besatzung hat ihre Mission erfüllt.»
Auch der ukrainische Präsident äusserte sich in seiner täglichen Videobotschaft zur Evakuierung. Er sagte ebenfalls, dass man zuerst mit der hartnäckigen Verteidigung und nun mit der Evakuierung klare Ziele verfolge.
Auf russischer Seite gab es bisher kaum Äusserungen zur Evakuierung des Stahlwerks. Das Verteidigungsministerium teilte am Montagabend einzig mit, dass man eingewilligt habe, einen humanitären Korridor zu ermöglichen, dank welchem die verletzten Soldaten abtransportiert werden sollen. Zudem erklärte man, dass sich Russland und die Ukraine auf einen momentanen Waffenstillstand in den umliegenden Gebieten geeinigt hätten.
Die Hafenstadt Mariupol war bereits kurz nach dem russischen Einmarsch im Februar eingekesselt worden. Die strategisch wichtige Grossstadt war heftigen Bomben- und Raketenangriffen ausgesetzt. Experten und ukrainische Behörden gehen von tausenden Toten in der Zivilbevölkerung aus. Die russischen Truppen übernahmen nach der Belagerung schrittweise die Kontrolle. Die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt verschanzten sich jedoch in dem riesigen Stahlwerk mit mehreren unterirdischen Etagen.
Die russischen Truppen riskierten keinen Erstürmungsversuch, riegelten aber alle Zugänge ab. «Blockiert diese Industriezone so, dass nicht einmal eine Fliege rauskommt», wies Kremlchef Wladimir Putin sein Militär vor laufender Kamera an. Das Gelände wurde immer wieder bombardiert. Hunderte Zivilisten, die vor vorrückenden russischen Truppen ebenfalls ins Stahlwerk flüchteten, waren bereits in den vergangenen Tagen vom Werksgelände evakuiert worden.
Über den Abzug der zum Teil schwerverletzten Soldaten, die kaum noch Vorräte und Wasser hatten, wurde lange verhandelt. In der Ukraine gab es auch Vorwürfe an die Regierung in Kiew, sie habe die letzten Verteidiger Mariupols im Stich gelassen. Die Behörden betonten immer wieder, man sei nicht in der Lage, die Blockade durch russische Truppen zu lösen.
Beim Eurovision Song Contest am Samstag hatte der Sänger der ukrainischen Band Kalush Orchestra, Oleh Psjuk, nach dem Auftritt zur Hilfe für die Ukraine, Mariupol und Asowstal aufgerufen. Kalush Orchestra gewann den ESC dank der beispiellosen Unterstützung der TV-Zuschauer. Am Montag kehrte die Gruppe in die Ukraine zurück.
(dab)
Mit Material von Keystone-SDA
Tja, es ‘heißt’ im Krieg noch viel … es gab nämlich schon vor ein paar Wochen ukrainische Soldaten, welche in Mariupol gefangen genommen wurden und im russischen Fernsehen gezeigt wurden. Etwas später waren sie tot.
Man kann den russischen Abmachungen nicht trauen. Die Angehörigen der Soldaten müssen leider vom Schlimmsten ausgehen, z.B. Folterungen.