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Russland

Was Putins Soldaten in den Schützengräben hinterlassen

Was Putins Soldaten in den Schützengräben hinterlassen

Je länger der Krieg dauert, desto verbissener wird er geführt. Was die Ukrainer nach der Vertreibung der Russen finden, deckt nun ein Medienbericht auf.
13.07.2023, 10:12
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Ukrainian soldiers walk in a trench on the frontline in Zaporizhzhia region, Ukraine, Friday, June 23, 2023. (AP Photo/Efrem Lukatsky)
Ukrainischer Soldat in einem Schützengraben bei Saporischschja.Bild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Seit nun mehr als einem Monat dauert die ukrainische Gegenoffensive schon an und nach den anfänglichen herben Verlusten militärischen Geräts, die die Armee unter General Walerij Saluschnyj dabei erlitten hat, änderten die Ukrainer ihre Strategie.

Statt mit mechanisierten Einheiten in die schwer befestigten russischen Wehranlagen zu fahren und dort durch Kampfhubschrauber und Artilleriefeuer aufgerieben zu werden, verlegen sich die Truppen Kiews seit Kurzem darauf, mit kleineren Infanterieeinheiten vorzustossen. Meter für Meter robben sie durch die russischen Minenfelder und erobern die Schützengräben der Besatzer.

Zu sehen sind die blutigen Gefechte in den sozialen Netzwerken, wo täglich Videos von ukrainischen Streitkräften hochgeladen werden. Aufgenommen von Überwachungsdrohnen und Bodycams zeigen die Bilder, wie russische Soldaten, die sich in den Gräben verschanzt halten, erschossen und mit Handgranaten getötet werden. Der Krieg ist längst zum Egoshooter-Drama aus Vogelperspektive geworden, wie in einem Videospiel. Nur, dass dabei jedes Mal echte Menschen sterben.

Was die Ukrainer nach der Eroberung der Schützengräben vorfinden, davon berichten nun Reporter der «New York Times» am Beispiel der heftig umkämpften Region Saporischschja.

Wenn der Tee fertig ist, können sie schon tot sein

Zu den Hinterlassenschaften, auf die die Ukrainer stossen, zählen militärische Gerätschaften und andere russische Produkte. Hausgemachter Preiselbeersirup aus Sibirien, bergeweise schmutzige Socken und Teebeutel der russischen Armee mit dem Aufdruck «Für den Sieg!».

Dass die fünf Minuten, die der Tee durchzieht, oft über Leben und Tod entscheiden können, das belegen andere Funde, die die Ukraine in den Schützengräben und geborstenen Unterständen machen. Tote Soldaten. Jeden Tag sterben wohl Hunderte junge Männer auf beiden Seiten. Nicht nur in den Gräben.

A Ukrainian soldier goes in a recently captured Russian trench with dead Russian soldiers, on the frontline near Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Tuesday, July 4 2023. (AP photo/Libkos)
Bild: keystone

So fanden die Befreier in der Ortschaft Nowadariwka etwa sieben Leichen ukrainischer Kameraden, die dort bereits seit einem Jahr lagen. Die Russen hatten sie nicht beerdigt, sondern achtlos liegen lassen. Die Körper der Männer sind bis zur Unkenntlichkeit verwest, nur ein DNA-Test kann ihre Identität klären. «Sie waren nur noch Skelette», sagte ein Soldat der ukrainischen Armee gegenüber der «New York Times». «Es ist wirklich nicht schön»

Das Ergebnis ist ein langwieriger, zäher Stellungskrieg

Zurzeit verläuft der Krieg an vielen Frontabschnitten in Wellen. Mal gewinnt die eine Seite ein paar Meter, mal die andere. Und immer bleiben viele Tote zurück. Die Ukrainer versuchen laut der Zeitung, die gefallenen Russen sofort zu beerdigen oder zumindest mit Erde zu bedecken, damit der Verwesungsprozess in der Sommerhitze nicht allzu schnell fortschreitet. Doch oft bleibt dafür keine Zeit, weil die russische Artillerie schon die nächsten Granaten losgeschickt hat. Und so liegt «ein beissender Geruch der Verwesung in der Luft», wie die Zeitung schreibt.

«Wir drängen sie zurück, sie drängen uns zurück, wir drängen sie wieder zurück, sie drängen uns wieder zurück. Und so weiter», sagt ein anderer ukrainischer Kämpfer dem Reporter der «New York Times». «Sie hatten eine Menge Zeit, sich einzugraben.»

In der Tat hatte die Gegenoffensive der Ukrainer überraschend spät begonnen. Jüngst beklagte auch Präsident Wolodomyr Selenskyj das lange Warten auf den Beginn der Rückeroberungsversuche. Die russischen Besatzer konnten unterdessen sehr effektive Verteidigungslinien anlegen. Das Ergebnis ist ein langwieriger, zäher Stellungskrieg, der noch viele Tote fordern wird.

(t-online, cc)

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81 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Deus Maximus
13.07.2023 12:47registriert November 2020
Wer hätte gedacht, dass auch hundert Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs immer noch Mann gegen Mann gekämpft wird in modrigen Schützengräben. Tut mir leid für alle Soldaten, die dort drin stecken.
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Die Geschichte wiederholt sich...
13.07.2023 12:28registriert Februar 2022
Das liest sich ja fast wie eine Reportage aus dem Ersten Weltkrieg. Grabenkämpfe Mann gegen Mann. Einzig die erwähnten Drohnen und die Reportage auf Social Media passen nicht zu 1914 – 1918.

Aber das zeigt mal wieder, dass Krieg im Grunde gleich bleibt, egal wie modern das Material ist. Auch wenn Hilfsmittel wie Drohnen und GPS-gesteuerte Lenkwaffen wie HIMARS sicher deutlich effektiver sind um Gräben zu säubern, als die Artillerie und Schrapnell-Geschosse, welche in Verdun eingesetzt wurden.
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YvesM
13.07.2023 14:25registriert Januar 2016
Die Ukrainer forderten schon lange vor dem Krieg Waffen und sehr lautststark seit Kriegsbegin. Die zögerliche Haltung des Westens hat leider schon viele Menschenleben gefordert. Man stelle sich vor, was die Ukraine mit frühen Himar- und F-16 Lieferungen alles schon erreicht hätte?
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