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Russland setzt neue «Superdrohne» ein – sie funktioniert mit KI

Zielerfassung per Künstlicher Intelligenz: Russland setzt neue «Superdrohne» ein

Russland soll eine neue Art von Kamikazedrohne einsetzen, welche ihre Ziele ohne menschliche Hilfe aussucht. Doch ihre Wirksamkeit ist umstritten.
30.10.2023, 04:03
Julius Zielezinski / t-online
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Ein Artikel von
t-online
Neue Kampfdrohne der russischen Armee: Mit einer neuen Hightechwaffe will sich Moskau im Krieg gegen die Ukraine Vorteile verschaffen.
Neue Kampfdrohne der russischen Armee: Mit einer neuen Hightechwaffe will sich Moskau im Krieg gegen die Ukraine Vorteile verschaffen.Bild: Screenshot staatlicher TV-Sender Russland1

Berichten zufolge setzt Russland eine neue «Superdrohne» mit autonomer Zielerfassung ein. Die Drohne mit dem Namen Izdeliye-53 wird vom Konzern Kalaschnikow produziert und nach Informationen der US-amerikanischen Denkfabrik Institutes for the Study of War (ISW) momentan in der Ukraine erprobt.

Bei der Drohne handelt es sich um eine sogenannte Kamikazedrohne. Solche sind im Vergleich zu herkömmlichen Drohnen nur einmal einsetzbar, da sie sich auf das anvisierte Ziel stürzen und dann mit diesem explodieren. Das Besondere an dieser neuen Drohne ist, dass sie fähig sein soll, ihre Ziele eigenständig auszuwählen und zwischen militärischen und zivilen Zielen unterscheiden zu können. Nur das Einsatzgebiet soll noch von Hand ausgewählt werden müssen, den Rest macht die Drohne dann vollständig autonom.

Schwer abzufangen, aber wirkungslos?

Dies hat den Vorteil, dass sie deutlich unempfindlicher gegen feindliche Abwehrversuche ist, denn es ist eine der Hauptabwehrmethoden gegen Drohnenangriffe, die Verbindung zwischen Drohne und Steuerungseinheit zu unterbrechen.

Ziel Russlands ist es laut Informationen des ISW, die Drohnen nicht einzeln einzusetzen, sondern als einen untereinander vernetzten Schwarm, der autonom mehrere Ziele gleichzeitig anvisieren, angreifen und vernichten kann.

Doch an der Wirksamkeit der Drohne gibt es Zweifel, da die Drohne wohl nur drei bis fünf Kilo Sprengstoff tragen kann. Es gibt zwar in pro-russischen Telegram-Kanälen Aufnahmen und Berichte darüber, dass diese Art Drohnen eingesetzt wurde, um einen ukrainischen Mehrfachraketenwerfer auszuschalten, aber das ISW bezweifelt, dass die Menge an Sprengstoff ausreicht, um schwerer gepanzerte Ziele zu zerstören.

Darüber hinaus leidet die russische Wirtschaft aufgrund der westlichen Sanktionen stark unter einem Mangel an leistungsfähigen Mikrochips, die für die Produktion dieser Art von Hightech-Drohnen gebraucht würden. Es bleibt also abzuwarten, ob Russland tatsächlich in der Lage ist, die Drohnen im grossen Stil zu produzieren und einzusetzen.

Verwendete Quellen:

  • understandingwar.org: "RUSSIAN OFFENSIVE CAMPAIGN ASSESSMENT, OCTOBER 28, 2023" (englisch)
  • carnegieendowment.org: "Vital Microchip Sanctions Will Hit Russian Computing Power Hard" (englisch)
  • t.me: Nutzer "Военная хроника" (russisch)
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55 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schille
30.10.2023 07:51registriert Februar 2014
Russland erinnert mich immer mehr an die Endphase des Dritten Reichs: Damals wurden auch täglich “Wunderwaffen” erfunden die für den Kriegsverlauf nichts brachten und nur etwas von den knappen Ressourcen verbrauchten!
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John Galt
30.10.2023 06:59registriert November 2014
Tönt gut, AI ist der Hype!
Das Problem ist, dass der Algorithmus tausendfach eingeübt werden muss, und dann wiederum viele Versuche braucht, um sich anzupassen. Eine Unterscheidung zwischen zivilem Ziel oder als zivil getarntem Ziel ist praktisch unmöglich, genauso zwischen echtem Ziel und Attrappe.
Nehmt als Beispiel selbstfahrende Autos, die „nächstes Jahr“ reif für die Serie sind.
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rodolofo
30.10.2023 07:50registriert Februar 2016
Da erhalten die chinesischen Spezialisten ja ein wunderbares Experimentierfeld!
Ohne chinesische Hilfe wäre so etwas nicht möglich, oder sind es Nordkoreaner aus dem Steinzeit-Kommunismus, die an der Entwicklung solcher Technologien mitarbeiten?
Dass die russischen Dummköpfe, die in Avdjvka Massen von Soldaten und gepanzerten Fahrzeugen in den Tod schicken und zu Schrott fahren, so etwas allein zustande bringen, glaubt hier wohl niemand mehr.
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