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Darum will Putin mit aller Macht ins All

epa10941237 Russian President Vladimir Putin (C) talks with young scientists during a visit to the Rocket and Space Corporation (RSC) Energia in Korolyov, outside Moscow, Russia, 26 October 2023. The  ...
Putin im Raumfahrtzentrum (RSC) in Korolyow.Bild: keystone

Darum will Putin mit aller Macht ins All

Nach Fehlschlägen im Raumfahrtprogramm macht Kremlchef Putin eine klare Ansage: Er will mehr Satelliten und günstigere Raketenstarts. Was steckt dahinter?
29.10.2023, 08:1529.10.2023, 08:15
Steve Haak / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Der russische Präsident Wladimir Putin verlangt von der Raumfahrtbranche seines Landes ein schnelles und kommerziell erfolgreiches Arbeiten. Er wolle, dass die Zahl russischer Satelliten um ein Vielfaches wachse, sagte er bei einem Besuch im Raumfahrtzentrum in Koroljow bei Moskau.

Doch das reicht ihm nicht. Zudem will er die russischen Starts durch wiederverwendbare Trägerraketen günstiger machen. Und auch bei der geplanten russischen Raumstation will Putin aufs Gas treten. Bereits 2027 soll sie ins All gebracht werden. Nebenbei solle auch das russische Mondprogramm trotz des Verlustes der Sonde Luna-25 im vergangenen Sommer fortgesetzt werden.

Es ist offensichtlich: Putin will mit aller Macht ins All, auch wenn die Raumfahrt teuer ist und bleibt. Und das trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage, in dem sein Land steckt – nicht zuletzt machen die Sanktionen westlicher Länder wegen des Ukraine-Krieges Russland zu schaffen. Woher kommen die ambitionierten Pläne des Kremlchefs?

Kommunikations- und Erdbeobachtungssatelliten

Klar ist: Satelliten sind unverzichtbar geworden für Militäreinsätze. Mit ihrer Hilfe kommunizieren Truppen, und anhand von Bildern aus dem All lassen sich Truppenbewegungen erkennen und Ziele ausmachen.

Welche weiteren Ziele Putin verfolgt, darüber lässt sich nur spekulieren. Die «Bild»-Zeitung berichtete kürzlich, dass im Umfeld des Kremlchefs über einen Bombenangiff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew diskutiert worden sei – unter Einsatz einer Trägerrakete vom Typ Sojus.

Wie das Blatt weiter berichtet, sei Putin Anfang des Jahres über diese Pläne informiert worden. Bekannt sei allerdings nicht, wie der Kremlchef auf die Idee mit der umgebauten Sojus-Rakete reagiert hat und ob ein solcher Einsatz wirklich realistisch ist.

Raumstation zu Überwachungszwecken

Bei den Plänen zur russischen Raumstation wird es dagegen konkreter. Die russische Weltraumbehörde Roskosmos hatte bei der Vorstellung eines Modells im vergangenen Jahr erklärt: Die Station werde den Kosmonauten einen viel breiteren Blick auf die Erde zu Überwachungszwecken bieten, als es derzeit auf der ISS möglich sei.

Dmitri Rogosin, der als Hardliner geltende frühere Chef von Roskosmos, hatte angedeutet, die neue Raumstation könne bei Bedarf auch einen militärischen Zweck erfüllen.

Und was will Russland auf dem Mond? Mit dieser Mission will Putin vor allem symbolisch an frühere Erfolge seines Landes anknüpfen. Russland war die erste Nation, die mit Juri Gagarin beim Wettrennen ins All 1961 den ersten Menschen in den Orbit brachte.

Raumsonde «Luna-25» gescheitert

Im jetzigen Wettrennen um den Mond will das Land nicht hinter den anderen Ländern wie die USA, China, Indien und Japan zurückfallen. Darum hatte Russland als Teil seines Mondprogramms die Sonde «Luna-25» zum Erdtrabanten geschickt.

Dort sollte sie den Boden für eine weiche Landung von russischen Raumfahrzeugen auskundschaften: Bis 2040 will das Land eine eigene Station auf dem Mond aufgebaut haben. Mit der Sonde wollte Russland zudem zeigen, dass das Land neben dem Krieg gegen die Ukraine und trotz des Drucks westlicher Sanktionen zu wissenschaftlichen Höchstleistungen in der Lage ist. Doch «Luna-25» stürzte im vergangenen August ab.

Russische Politiker hatten nach dem erfolgreichen Start der Sonde vom Weltraumbahnhof Wostotschny in der Amurregion noch betont, dass sich das Land nicht unterkriegen lasse.

FILE - In this image made from video released by Roscosmos State Space Corporation, the Soyuz-2.1b rocket with the moon lander Luna-25 automatic station takes off from a launch pad at the Vostochny Co ...
Die Sojus-2.1b-Rakete mit der automatischen Mondlandestation Luna-25 am 11. August 2023.Bild: keystone

«Fehler sind Fehler»

Dass Putin mit aller Macht ins All will, hat also mehrere Gründe: Zum einen sind es klare militärische Ziele, der Kremlchef verfolgt. Zum anderen will der einstige Pionier der Raumfahrt zeigen, dass es zu dem alten Glanz zurückfinden kann.

Dass sich Putin dabei auch von Fehlschlägen wie der misslungenen Landung von «Lunar 25» nicht abschrecken lässt, machte der Kremlchef bei seinem Besuch in Koroljow deutlich: «Fehler sind Fehler», sagte er. Aber aus Rückschlägen lasse sich lernen.

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lefka Ori
29.10.2023 10:23registriert Dezember 2018
Es ist vollständig zu unterstützen, dass Putin ins All fliegen soll. Bei diesem Vorhaben soll ihm die ganze Welt helfen und ihm die „Never-Come-Back Rakete“ bauen lassen für seinen persönlichen Jungfernflug. Ich bin zwar nicht für Müllentsorgung im All, aber im Fall Putin selbst ist es für einen guten Zweck.
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Liebu
29.10.2023 10:00registriert Oktober 2020
Darum will Putin mit aller Macht ins All

Da gehört er auch hin.
Auf den Mond geschossen.
Der grösste Fehler bisher war, das Putin nicht selber in der Luna-25 war.
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The man who shot liberty valance
29.10.2023 09:37registriert September 2020
Moment mal ..Dieser eine ruzzenfan hier, hab ich das eigentlich richtig gelesen? Den sucht man in Europa wegen seiner Vorliebe für Schnauzbärte , und aus Russland wurde er rausgeworfen weil er nicht russisch genug war bzw. Nicht mal die Sprache kann 😂 hat dem eigentlich schon jemand gesagt, das ohne amis Moskau seit 1945 eine deutsche Stadt wäre, und das Russland noch nie einen Krieg gewonnen hat den es selber began?

Gut habe ich eine Stunde länger heute zum lachen ..
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