Soldaten des 127. Regiments des 1. Armeekorps haben den Kampf gegen die Ukraine verweigert. Dies meldet die ukrainische Armee in einem Facebook-Beitrag:
Grund dafür sei die unzureichende Versorgung, heisst es im Beitrag weiter. Vorgerückte Soldaten seien sogar ohne Wasser zurückgelassen worden.
Als Strafe für die Verweigerungen sollen die Soldaten aus ihrer Einheit entfernt worden sein. Was danach mit ihnen passiert ist, ist nicht bekannt.
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Die Berichte konnten noch nicht unabhängig verifiziert werden. Sollten sie sich jedoch bewahrheiten, so deuten sie auf einen Erfolg der ukrainischen Strategie hin. Diese priorisiert im Süden der Ukraine die Unterbrechung der russischen Versorgungskette höher als die Rückeroberung von Gebieten.
Dies erklärte der Präsidentenberater Oleksij Arestowytsch dem Wall Street Journal am 3. September. Das derzeitige Ziel der ukrainischen Streitkräfte im Süden sei die «systematische Zermahlung von Putins Armee».
Hierfür würde das russische Versorgungssystem durch langsame und systematische Artillerie- und Präzisionswaffenangriffe zerstört.
Ziel der Angriffe im Gebiet Cherson ist es aber dennoch, die russischen Truppen bis hinter den Fluss Dnipro zurückzudrängen – mindestens. Zahlreiche Brücken über den Fluss, aber auch militärische Objekte, die von den Russen genutzt wurden, sind durch Artilleriefeuer seither zerstört oder unbrauchbar gemacht worden.
Der ukrainischen Armee spielt in diesem Zusammenhang eine weitere Tatsache in die Karten: Das 127. Regiment wurde aus zwangsmobilisierten Soldaten aus den besetzten ukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk aufgestellt. Auf dieselbe Weise entstanden auch Regimenter 103, 109, 113 und 125. Dies schreibt das Institut für Kriegsstudien (ISW) welches sich intensiv mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt und täglich über die neusten Entwicklungen berichtet.
Gemäss dem ISW seien das 109., 113., und 125. Regiment Ende Juli nach Cherson verlegt worden. Das 109. Regiment soll sich dabei direkt am ersten Tag der ukrainischen Gegenoffensive ergeben haben.
Dass es den zwangsmobilisierten und unerfahrenen Streitkräften an Kampfwillen fehlt, ist nicht überraschend. Durch die fehlenden Güter scheint dieser noch weiter gesunken zu sein.
Auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin scheint dies nicht entgangen zu sein. Deswegen machte er es sich gestern zur Aufgabe, die Streitkräfte aus den besetzten ukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk besonders zu loben – gleichzeitig verpasste er dabei den russischen Berufssoldaten einen verbalen Abrieb. Die Soldaten des 1. und 2. Armeekorps (aus Donezk und Luhansk) kämpften im Donbass besser als die Berufssoldaten, so Putin.
Zudem deutete er seine Unzufriedenheit mit dem russischen Verteidigungsministerium an. Das ISW geht davon aus, dass Putin mit diesen Aussagen wohl hauptsächlich die Rekrutierung von Soldaten in Donezk und Luhansk ankurbeln möchte. Er versuche, die Rolle dieser Streitkräfte speziell hervorzuheben, um damit die Moral zu steigern und neue Männer anzulocken.
Die Situation scheint derzeit so prekär, dass die russischen Behörden nun anscheinend Soldaten rekrutieren, die üblicherweise nicht für den Militärdienst als geeignet erachtet werden. So soll eine psychologische Anstalt in St.Petersburg am 5. September auf seiner Website Rekrutierungsanzeigen aufgeschaltet haben, berichtet das ISW. Diese wurden mittlerweile wieder gelöscht. Zudem sollen diverse Männer aus Krankenhäusern in besetzten Gebieten in Donezk zwangsrekrutiert worden sein.
Ein weiterer Indikator dafür, dass der Plan der Ukraine derzeit aufzugehen scheint, ist das verschobene Referendum in Cherson. Die Pläne für ein Referendum über einen Beitritt der südukrainischen Region zu Russland sind vorerst verschoben worden.
Aus Sicherheitsgründen sei «eine Pause genommen» worden, sagte der Vertreter der russischen Militärverwaltung in Cherson, Kirill Stremoussow, am Montag der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge. Das Referendum soll die Herrschaft der russischen Truppen über das Gebiet legalisieren. (saw)
Das beste was die Soldaten tun können ist sich zu ergeben. Es scheint als ob das Leben als Kriegsgefangener in der Ukraine noch würdevoller ist als Soldat in Russland.
Putin mag sich primär um die Möglichkeit der Zwangsrekrutierung kümmern. Von Selenskyj darf man wohl erwarten, dass er auch die Bevölkerung im Auge hat. Der Winter kommt bald und Ruinen kann man nicht heizen.