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Russland

Ukraine-Krieg: Putin setzt Rekruten bei Kursk ein

Russische Soldatenmütter schlagen Alarm – jetzt verheizt Putin seine Rekruten in Kursk

Die russische Armee schickt bewusst junge Wehrdienstleistende ins Kampfgebiet bei Kursk. Diese seien «verpflichtet, das Vaterland zu verteidigen», heisst es im Verteidigungsministerium. Was selbst für russische Verhältnisse ein illegaler Vorgang ist.
21.08.2024, 14:5522.08.2024, 08:04
Inna Hartwich, Moskau / ch media
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Im Juli erst seien sie eingezogen worden, Anfang August hätten sie den Eid zur Verteidigung der Heimat geleistet. Und jetzt? Jetzt sollen sie bereits ins Kampfgebiet. Nach Kursk. «Rettet unsere Jungen!», schreiben Mütter von Wehrdienstleistenden aus der Region Murmansk, weit im Norden Russlands, und klingen verzweifelt dabei.

Die Werbeplakate für den Kriegsdienst in der Ukraine sind in Moskau allgegenwärtig, doch immer weniger Freiwillige melden sich. Darum müssen jetzt Rekruten ran.
Die Werbeplakate für den Kriegsdienst in der Ukraine sind in Moskau allgegenwärtig, doch immer weniger Freiwillige melden sich. Darum müssen jetzt Rekruten ran.Bild: Yuri Kochetkov/EPA

Seit dem überraschenden wie überraschend erfolgreichen Vorstoss der ukrainischen Armee auf russischem Territorium bei Kursk verschleiert die russische Führung nicht mehr, dass sie selbst Rekruten im Kampf einsetzt. Diese hätten sich schliesslich «verpflichtet, das Vaterland zu verteidigen», heisst es im russischen Verteidigungsministerium.

Dabei ist das Verheizen von Rekruten im Krieg für viele in Russland ein traumatisches Reizthema. Seit den Kriegen in Afghanistan und Tschetschenien, die unter hohem Verlust von kaum ausgebildeten Wehrpflichtigen geführt worden waren, wühlt das Verschicken von jungen Männern an die Front viele in der Gesellschaft auf.

Daher galt es bisher als äusserst geschickter Schachzug von Kreml-Herrscher Wladimir Putin, in der Ukraine nur Freiwillige, Soldaten oder Strafgefangene einzusetzen, die einen speziellen Kontrakt zum Kriegseinsatz unterschrieben haben und sich diesen gut entlöhnen lassen. Allerdings hat sich das Land seit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine stark verändert.

Der Krieg in der Ukraine selbst wird nicht infrage gestellt

Konnten Mütter damals nach Tschetschenien reisen und ihre Söhne buchstäblich vom Kampffeld weg herausholen, gibt es heute, in Zeiten von Militärzensur und Versammlungsverboten, kaum mehr Möglichkeiten, auf die Staatsführung legal einzuwirken. Zumal die wenigsten Angehörigen den Sinn von Wladimir Putins «militärischer Spezialoperation» infrage stellen. «Wir sind Patrioten, Wladimir Wladimirowitsch!», schreiben sie. «Wir stehen an Ihrer Seite! Lassen Sie unsere Kinder nicht sterben!»

Die «Kinder» aber sterben. Oder sie geraten in Gefangenschaft. Mehrere hundert Rekruten gelten derzeit als vermisst. Die ukrainische Armee veröffentlicht immer wieder Bilder von russischen Gefangenen. Angehörige finden darauf ihre gerade erst eingezogenen Söhne, Brüder, Enkel. Hilfsorganisationen melden eine verstärkte Nachfrage der Familien, wie sie ihre Söhne von der Verschickung an die Front retten können.

Eltern berichten, dass ihre Söhne - kaum in der Militäreinheit angekommen - unter Druck gesetzt würden, Verträge mit dem Verteidigungsministerium abzuschliessen. Dadurch gelten sie als reguläre Soldaten und nicht mehr als Rekruten. Egal, wie lange sie bereits gedient und ob sie überhaupt eine militärische Spezialisierung erworben haben.

«Im Kursker Gebiet finden Kampfhandlungen statt. Es besteht Lebensgefahr für unsere Söhne», heisst es im Aufruf der Mütter aus der Region Murmansk. In einer weiteren Petition, mit der sich Mütter von Rekruten eines Motorschützenregiments im Gebiet Brjansk, einer Nachbarregion von Kursk, direkt an den russischen Präsidenten wenden, fordern sie, die Rekruten nicht an der Front einzusetzen. Die «gestrigen Schüler» würden als «Kanonenfutter aufs Schlachtfeld» geschickt, schreiben sie.

«Es gibt nichts Besseres, als im Kampf für seine Heimat zu sterben»

«Schwerbewaffnete Elite-Soldaten stehen unseren Kindern gegenüber, die sich in den wenigen Monaten ihrer Ausbildung nur eine Fähigkeit erworben haben: mit der Schaufel zu schwingen.» Die Mütter klagen, nicht über den Standort ihrer Söhne informiert worden zu sein - und klingen so überrascht, als wüssten sie nicht, was seit zweieinhalb Jahren nur unweit von ihnen geschieht.

Krieg, das lehrt sie der Kreml in all den Monaten der versuchten Vernichtung der Ukraine mit allen Mitteln der Propaganda und der Agitation, sei Romantik und Heldentum. Viele im Land leben in dem Glauben, als würde sie der Krieg in der Ukraine nicht betreffen. Selbst wenn er ihnen Hab und Gut und die Angehörigen nimmt, lassen sie kaum etwas auf ihren Präsidenten kommen.

Über die Klagen der Mütter macht sich einer der führenden Kommandeure schlicht lustig. «Macht aus Männern keine Kinder, die mit einem Schnuller ins Bett gebracht werden», sagt Apti Alaudinow von der tschetschenischen Spezialeinheit Achmat in einer Videobotschaft. Alle, ob klein oder gross, müssten zusammenstehen, und meint weiter: «Es gibt nichts Besseres, als im Kampf für seine Heimat zu sterben.» (aargauerzeitung.ch)

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74 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ius_Aeterna_93
21.08.2024 15:35registriert April 2024
Diese rus. Mütter würden es aber nie wagen Putin und den Krieg in Frage zu stellen, ne man versucht den eigenen Jungen rauszuholen und gleichzeitig wird Putin in den Himmel gelobt. Ich hol meinen Sohn nach Hause, während die anderen Söhne sterben sollen. Hoch Lebe Putin - so heims ich mir auch keinen Ärger ein. Sagt viel über diese extrem egoistische und opportunistische russische Gesellschaft. Ich habe absolut keine Sympathie für die russische Gesellschaft. Putin will junge Soldaten verheizen? Gut. Alles was hilft die russische Moral zu schwächen und die Gesellschaft zu destabilisieren.
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Firefly
21.08.2024 15:49registriert April 2016
"Seit den Kriegen in Afghanistan und Tschetschenien, die unter hohem Verlust von kaum ausgebildeten Wehrpflichtigen geführt worden waren,"

Russland war schon vorher so, aber wir geschäfteten munter mit Putin (auch heute noch).

Einer der grössten Fehler des Jahrhunderts.
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roger_dodger
21.08.2024 15:46registriert Februar 2016
Vlädli braucht Kanonenfutter, koste es was es wolle. Da kann man auf die Befindlichkeiten der Bevölkerung nicht eingehen. Und solange es nicht die Söhne der oberen 10‘000 in Moskau oder St. Petersburg sind muckt auch niemand auf.
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