Schon dachte man, das Jahr 2016 mit all seinen Schrecklichkeiten, Kriegen, religiösen und politischen Auseinandersetzungen nehme ein halbwegs versöhnliches Ende.
Und dann fährt erneut ein Verrückter mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge. Natürlich ist er nun in der wieder aufgebrochenen Migrations- und Terrordebatte nicht in erster Linie ein verrückter Mensch, sondern einer von «den Anderen», ein Islamist, ein Extremist, ein Migrant, ein Afrikaner, einfach alles, was «wir» nicht sind.
In dieser Spaltungs- und Angst-Hysterie, die noch mindestens ein zwei Tage anhalten wird, ist es das Beste, wenn man sich wieder einmal vor Augen hält, was uns alle miteinander verbindet – seien wir Muslime, Schwarze, Weisse, Frauen, Männer, Lesben, Hündeler, Juden oder Vitus Huonder:
Es passiert täglich millionenfach auf Welt, aber niemand spricht darüber: Der Handyfall ins Gesicht. Er findet statt, wenn man abends todmüde ins Bett steigt, noch rasch Instagram oder Facebook oder Weibo checken will, dazu den Kopf aufs Kissen bettet und das Handy über das Gesicht hält – und einschläft. Das Handy fällt normalerweise Ecke voran ins Auge oder auf die Nase.
Man sitzt in einem Zug, der in Kürze losfahren wird und auf dem Gleis nebenan steht ein anderer Zug, man kuckt aus dem Fenster und plötzlich fährt einer der Züge los. Niemand auf der ganzen Welt kann auf Anhieb sagen, ob es der eigene Zug ist, der fährt oder der andere und folglich auch nicht welcher Zug eigentlich jetzt in welche Richtung fährt. Man muss erst auf der anderen Seite zum Fenster rausschauen, bevor man weiss, ob man selber oder diejenigen auf dem anderen Gleis schon unterwegs sind. Es gibt keine Ausnahme von dieser Regel.
Alle Menschen, die Häuser oder Wohnungen mit mehr als einem Zimmer besitzen tun es regelmässig: Sie gehen mit einem konkreten Plan in einen Raum ihres Behäusnisses und sobald sie drinstehen, wissen sie nicht mehr, was sie in dem Zimmer eigentlich wollten. Dann stehen sie dort und kucken aufs Bett oder etwas ähnliches und überlegen krampfhaft, was sie gerade tun wollten. Üblicherweise fällt es einem wieder ein, wenn man kurz darauf in der Küche steht und in den Kühlschrank kuckt, obwohl man ganz genau weiss, das nichts drin ist, was man jetzt grad rasch essen könnte.
Man sagt ja, dass im Tod alle Menschen gleich aussehen, was stimmen mag. Allerdings sehen auch alle Menschen gleich aus und fühlen auch das gleiche, wenn sie eine Treppe hochgehen und fälschlicherweise denken, es kommen noch eine Stufe. Das gleiche gilt fürs Treppenabwärtssteigen.
Alle Menschen kennen das: Man schläft ein am Nachmittag, weil man den Mittagsschlaf verpasst hat, wacht nach Einbruch der Dunkelheit auf, erschrickt komplett und weiss nicht, welcher Tag es ist, nimmt an, es sei schon morgen und verflucht den Wecker, der nicht geklingelt hat.
Noch nie hat irgendjemand jemand anderem gesagt, er habe da was im Gesicht, sei es ein Böög oder Kaffee oder Zahnpaste oder Rasierschaum und an sich selbst mit einer Wischbewegung die exakte Stelle demonstriert, worauf die darauf hingewiesene Person auf Anhieb an der richtigen Stelle in ihrem Gesicht gewischt hat. Noch nie in der ganzen Geschichte der Menschheit.
Jeder Mensch, der längere Zeit auf einem Boot in ein wenig unruhigen Gewässern geweilt hat, fühlt beim Betreten von festem Boden das gleiche und tut auch das gleiche: In einem drin, schwankt es noch weiter und man kippt zuerst ein bisschen nach links und dann ein bisschen nach rechts, weil sich das Gehirn versichern muss, dass es wirklich fester Boden ist und man nichts mehr ausgleichen muss.
(Nach einer Idee von George Carlin.)
(thi)
Völliger Schwachsinn!
Das "Tschüss-sagen-und-in-die-gleiche-Richtung-gehen-Phänomen"
Was mache ich, wenn das passiert? Den anderen ignorieren? Mit ihm sprechen? Mich später nochmals verabschieden? Einen Klaps auf den Po geben?
Hiiiilfe!