Bei einer Trauerfeier in der Opfergedenkstätte Potocari haben Bosnien-Herzegowina und politische Vertreter aus aller Welt des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren gedacht.
Hinterbliebene der Opfer, bosnische Spitzenpolitiker und ausländische Diplomaten legten Blumen am Denkmal nieder. Hohe ausländische Staatsgäste konnten wegen der Corona-Pandemie nicht kommen – dafür gab es Video-Botschaften, etwa von UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dem deutschen Bundespräsidenten Walter Steinmeier und US-Aussenminister Mike Pompeo.
Die Bundesräte Simonetta Sommaruga und Ignazio Cassis haben am Gedenktag des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren an die über 8000 Opfer erinnert.
Today, we recall the over 8'000 victims of the Srebrenica massacre. Lost lives can't be replaced. That's why we must prevent the recurrence of such atrocities by promoting tolerance, respect for minorities, and the rule of law within a democratic framework https://t.co/JY9bRNJUqF
— Simonetta Sommaruga (@s_sommaruga) July 11, 2020
Bei dem Massaker im ostbosnischen Srebrenica waren vom 11. Juli 1995 an etwa 8000 muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Verbänden ermordet worden. Die im Bosnienkrieg (1992-1995) verübte Gräueltat gilt als der erste Völkermord auf europäischem Boden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945.
Die Vorsitzende des Opferverbandes Mütter von Srebenica, Munira Subacic, forderte auf der Gedenkfeier Gesetze in Bosnien, die die Leugnung des Völkermords unter Strafe stellen. «Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden», sagte sie.
Das Internationale Jugoslawien-Tribunal in Den Haag (ICTY) verurteilte die zwei Hauptdrahtzieher des Massakers, den damaligen bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic und den damaligen bosnisch-serbischen Armeeführer Ratko Mladic wegen Völkermords zu langen Haftstrafen. Spitzenpolitiker im serbischen Landesteil von Bosnien, der Republika Srpska, leugnen den Genozid bis heute.
Auch Bundesrat Ignazio Cassis äusserte sich am (heutigen) Gedenktag in einem Gastkommentar in der «Neuen Zürcher Zeitung». Die kollektive Trauerverarbeitung durch die strafrechtliche Verfolgung der Täter sei von grosser Bedeutung.
Diese schaffe Gerechtigkeit für die Opfer und ermögliche die kollektive Auseinandersetzung mit dem Geschehenen. Deshalb setze sich die Schweiz mit Nachdruck dafür ein, dass die Unabhängigkeit der internationalen Strafjustiz gewährleistet bleibt.
Mitschuldig habe sich aber auch die internationale Gemeinschaft gemacht, die passiv zugeschaut habe, wie eine vielfältige Gesellschaft in Europa gewaltsam gespalten worden sei, so der Aussenminister. Das Massaker sei deshalb auch ein Mahnmal für die Mitverantwortung der internationalen Gemeinschaft.
Der Aufarbeitungsprozess sei auch für die Schweiz von grosser Bedeutung, da sie gesellschaftlich und geografisch eng mit dem Westbalkan verbunden sei. Rund eine halbe Million Menschen mit Wurzeln in dieser Region lebten heute «bei uns und mit uns», schreibt Cassis. Es sei deshalb im Interesse der Schweiz, einen Beitrag an die Stabilität und die Entwicklung der Region zu leisten.
Die Schweiz hat bereits mehrere mutmassliche Kriegsverbrecher an ihren Heimatstaat ausgeliefert.
(sda/dpa)
Europa war und ist immer noch nicht in der Lage bzw. gewollt, Verbrechen gegen die Menschliechkeit auf dem eigenen Kontinent zu verhindern. Geschweige denn, irgendwo anders in der Welt.
Das Makabere ist, dass jetzt all die Länder, welche dies verhindern konnten aber nichts taten, heute geschwülstige Reden schwingen.