Zwischen Weihnachten und Neujahr nahmen die weltweiten Neuinfektionen erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie vor rund einem Jahr sichtbar ab. Allerdings nur um dann bis zum 11. Januar wieder steil zuzunehmen und den Höhepunkt von 738'534 zu erreichen.
Doch seit dem 11. Januar gibt es im 7-Tagesschnitt der Neuinfektionen nur noch eine Richtung: nach unten. So stehen wir am 18. Februar noch bei 360'639 Fällen im 7-Tagesschnitt.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus freute sich diese Woche auf Twitter über die Entwicklung: «In der fünften Woche in Serie sinken die Covid-19-Fälle weltweit. In nur fünf Wochen wurden die Ansteckungen praktisch halbiert.»
The number of #COVID19 cases globally declined for the fifth consecutive week. So far this year, the number of weekly reported cases has fallen by almost half, from more than 5M cases in the week of January 4 to 2.6M cases in the week starting February 8 – just five weeks.
— Tedros Adhanom Ghebreyesus (@DrTedros) February 15, 2021
Waren es Anfang Januar noch rund 5 Millionen Fälle pro Woche, sind es in den sieben Tagen vor dem Freitag (19. Februar) noch 2,5 Millionen. Also eine Halbierung.
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Worauf ist dies zurückzuführen? Die Impfung? Die Lockdowns? Andere Massnahmen und Umstände? Schauen wir uns das genauer an.
Zunächst ein Blick auf die Kontinente. Es fällt auf, dass insbesondere die Zahlen in Europa und Nordamerika stark zurückgegangen sind.
Asien und Südamerika verzeichneten zwar auch Rückgänge, allerdings deutlich langsamere. Klar ist aber auch, dass die Zahlen seit dem Höhepunkt am 11. Januar überall am sinken sind.
In Europa wurde der 7-Tagesschnitt praktisch halbiert (-49%), in Nordamerika gar um rund zwei Drittel verkleinert (-69%). Einen ähnlichen Rückgang verzeichnet Afrika (-65%) – allerdings auf viel tieferem Niveau in absoluten Zahlen, weshalb diese Abnahme wenig ins Gewicht fällt. Auffallend ist hier, wie beispielsweise Südafrika – trotz der dort erstmals entdeckten Mutation – mit harten Massnahmen die Zahlen drücken konnte. Asien (-22%) und Südamerika (-25%) konnten ihre Neuinfektionen um je rund einen Viertel vermindern:
Obwohl die Tendenz stimmt, warnte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vor einer Woche: «Jetzt ist für kein Land der richtige Zeitpunkt, um Massnahmen zu lockern, ebenso nicht für einzelne Menschen, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen.»
Den einen Grund für den Rückgang gibt es nicht. Wie so oft während der Pandemie spielen verschiedene Massnahmen zusammen. Auf der einen Seite sind es die harten Lockdowns in europäischen Ländern und den USA, wo die Schraube unter Joe Biden deutlich angezogen wurde. Der kanadische Arzt und Wissenschaftler für Infektionskrankheiten Isaac Bogoch hat gegenüber CTV eine deutliche Meinung zu Lockdowns: «Niemand mag Lockdowns. Sie sind schrecklich. Aber sie wirken.»
Experten sind überzeugt, dass auch «einfache» Massnahmen wie Social Distancing, Händewaschen und Maskentragen ihren Teil zur Entwicklung beitragen. Auch das Wetter könnte bereits eine Rolle spielen, in Europa und Nordamerika werden die Temperaturen wärmer. In Ländern wir Brasilien, Südafrika oder Mexiko herrscht Hochsommer – die Infektionen sind überall abnehmend. Bogoch sagt dazu: «Wir wissen noch zu wenig darüber, aber es könnte auch ein Faktor sein.»
Gemäss Simon Clarke, Infektiologe an der Reading University, dürfte auch die eingeschränkte Reisefreiheit ihren Teil zu den fallenden Zahlen beitragen. «Das Abklemmen von internationalen Reisen kann auch eine Rolle spielen», sagt Clarke gegenüber der «Daily Mail».
Und noch ein Punkt wird von den Experten ins Spiel gebracht: eine Teilimmunität der Bevölkerung. Bogoch etwa glaubt, dass es etwa in Indien durch starke regionale Ausbrüche dort auch eine Art von «Westentaschen-Herdenimmunität» gibt.
Dass die Impfungen bereits einen entscheidenden Teil zu den sinkenden Zahlen beitragen, ist eher unwahrscheinlich. Neben Israel drücken auch die USA und einige europäische Länder hier aufs Tempo.
Weltweit haben gemäss Reuters 85 Länder mit Impfungen begonnen, rund 200 Millionen Impfdosen wurden verteilt. Aber so weit geimpft, dass erste Resultate zu sehen wären – insbesondere bei der älteren Risikogruppe – ist praktisch nur Israel. Alle anderen Nationen haben erst kleine Bevölkerungsgruppen zweimal geimpft.
Vor einer möglichen dritten Welle fürchten sich einige Länder. Auch in der Schweiz wird man sehen müssen, wie die Lockerungen ab dem 1. März verlaufen, während sich die ansteckenderen Virusmutationen ausbreiten und dominant werden. Virologin Isabelle Eckerle warnte beispielsweise nach den angekündigten Lockerungen des Bundesrates auf Twitter:
Es geht jetzt zum 3. Mal wieder nach dem gleichen Schema: zu frühe Lockerung ohne Folgeplan, Wiederaufflammen von #SARSCoV2 (dieses Mal mit neuer Variante), eine 3. Welle mit allem was dazu gehört, Überraschung!, dann (zu spät) wieder große Einschränkungen mit alle deren Folgen
— Isabella Eckerle (@EckerleIsabella) February 16, 2021
Kein Wunder, schreibt die WHO daher in einer Mitteilung zur weltweiten Lage: «Das Feuer ist nicht gelöscht, aber es konnte verkleinert werden. Wenn wir aber jetzt aufhören, es zu bekämpfen, wird es schnell zurückkommen.»
Genau meine Meinung... ich hasse Slowdowns und Lockdowns auch aber wenn man sonst die Infektionszahlen nicht auf einem vertretbaren Level halten kann müssen leider solche Massnahmen her die alle hassen inkl. mir. Wenn gelockert wird müssen wir uns alle anstrengen damit es nicht wieder dazu kommt. Wir haben es selbst in der Hand und motzen hilft dabei kein bisschen... das Virus ist taub...
Wann wären dann ein guter Zeitpunkt für Lockerungen? Wenn die Fallzahlen auf 500 sind? 100? 5? Was ist verhältnismässig? Was sind die sozialen, politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen bis dann?
Die Mutationen machen die Situation ja immer "schwierig zum Einschätzen". Es gibt immer "Unsicherheiten", es kann jederzeit weltweite eine neue Mutation entstehen, gegen die die Impfung dann nicht mehr schützt.
Haben wir keine besseren Massnahmen als Lockdowns? Was ist mit dem CT?