Die Schweiz gehört im World Happiness Report 2025 zu den grossen Verlierern. In der heute publizierten 14. Version des alljährlichen Weltglücksberichts, der von einem interdisziplinären Forscherteam um das Wellbeing Research Centre der Universität Oxford auf Basis von Befragungen erstellt wird, rangieren wir nur noch auf Rang 13. Vor vier Jahren standen wir als Dritter noch auf dem Podest, 2014 und 2015 war wir gar ganz zuoberst klassiert.
Doch was sind die Gründe, warum die Schweizerinnen und Schweizer in Sachen Lebenszufriedenheit immer mehr Länder vorbeiziehen lassen müssen? Für eine Erklärung müssen wir zuerst einen Blick auf die einzelnen Faktoren werfen, die dem Ranking zugrunde liegen.
Insgesamt verwendet der World Happiness Report sechs verschiedene Messgrössen, anhand derer das Glücksniveau in 147 Ländern bewertet wird:
Für die Rangliste werden die jeweiligen Bereiche addiert und ergeben so ein Gesamtskore für Glück und Lebenszufriedenheit. Zu diesem wird allerdings noch eine Korrekturvariable namens «Dystopia + Residual» hinzugerechnet. Diese erfasst einerseits eine feste Referenz für das theoretisch unglücklichste Land (Dystopia) und eine variable Komponente, welche die Abweichung zwischen dem vorhergesagten Glücksniveau (basierend auf den sechs Indikatoren) und der tatsächlich berichteten Lebenszufriedenheit eines Landes.
Sie sorgt dafür, dass der Glücksindex nicht nur eine mathematische Berechnung aus Wirtschaftsdaten ist, sondern das tatsächliche Empfinden der Menschen widerspiegelt.
Beim BIP pro Kopf schneidet die Schweiz erwartungsgemäss gut ab. Hinter Luxemburg, Singapur, Irland und Norwegen liegen wir hier auf Rang 5. Auch bei der Lebenserwartung und bei der Wahrnehmung von Korruption befinden wir uns in den Top-Positionen.
Nur Mittelmass ist die Schweiz dagegen bei den anderen drei Schlüsselfaktoren. Bei den Sozialwerken sind wir nur auf Rang 29 klassiert. Grund dafür ist gemäss des Berichts, dass das Vertrauen in soziale Unterstützungssysteme und zwischenmenschliche Beziehungen abgenommen hat. Das sei aber auch in vielen anderen westlichen Ländern der Fall.
Auch bei der Grosszügigkeit – dazu zählen Spenden, ehrenamtliches Engagement und Hilfe für Fremde – erlitt die Schweiz einen signifikanten Rückgang. Zwar verzeichnen wir bei den kaufkraftbereinigten Spenden einen Topwert, wenn es allerdings darum geht, einer fremden Person zu helfen oder oder eine gemeinnützige Tätigkeit zu verrichten, sieht es plötzlich ganz anders aus. Grund dafür ist gemäss des Berichts die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft.
Noch schlechter schneiden wir bei der persönlichen Freiheit ab. Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich heute weniger frei, ihr Leben nach ihren eigenen Wünschen zu gestalten als noch in den Jahren zuvor.
Am meisten an Terrain eingebüsst haben wir aber bei der oben beschriebenen Korrekturvariable. 2015, als die Schweiz noch Platz 1 belegte, war ihr «Residual» noch vergleichsweise hoch – das bedeutet, dass Schweizerinnen und Schweizer im Durchschnitt glücklicher waren, als es nur durch BIP, Gesundheit und Sozialwerke erklärt werden konnte.
Nun im Jahr 2025 ist das «Residual» gesunken, hier liegen wir nur auf Rang 111 von 147 Nationen. Dies zeigt, dass die nicht direkt messbaren Glücksfaktoren deutlich abgenommen haben. Beispielsweise die gefühlte soziale Unterstützung, gesellschaftliche Zufriedenheit oder auch die politische Stabilität.
Mit Gesamtrang 13 von 147 Ländern dürfen wir aber dennoch zufrieden sein. Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir unser Glück dank starkem Abschneiden bei den messbaren Faktoren in den eigenen Händen haben. Wenn die Schweizerinnen und Schweizer etwas positiver auf ihr Leben schauen können, werden wir im World Happiness Report auch wieder weiter nach oben klettern.
Denn wenn wir in der Schweiz hinter oder gleichauf mit Ländern wie Vereinigte Arabische Emirate, Laos, Indonesien, Somalia (!), Bangladesh, Usbekistan, Kuweit oder Kambodscha in Sachen "Freiheit" sind, dann weiss ich auch nicht mehr...
Ich glaube die Leute hier in der Schweiz wissen einfach nicht mehr wie gut sie es eigentlich haben und wie frei wir hier sind im Vergleich zu oben genannten Ländern wo teilweise ganz andere Zustände herrschen.