Vielen ist es nicht bewusst, doch Sand ist nach Wasser die meistgenutzte Ressource der Welt. In Form von Beton, Asphalt und Glas begegnen wir Sand täglich. Doch für die Körner gibt es auch andere Anwendungungsbeispiele: Die meisten Zahnpasten bestehen aus Sandstaub. Computer-Chips, einige Putzmittel sowie Solaranlagen bestehen auch teilweise aus Sand.
Entgegen der Redewendung «[…] gibt es, wie Sand am Meer» ist Sand aber nur begrenzt verfügbar und nicht jede Art Sand ist als Ressource auch geeignet. So kann mit dem meisten Wüstensand kein Beton gemischt werden, da dieser zu fein ist. Das führt zur absurden Situation, dass Wüstenstaaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate Sand importieren müssen, um ihre Bau- und Aufschüttungsprojekte umsetzen zu können.
Der grösste Teil des Sandes wird aus Flüssen oder Sandbänken gewonnen, jedoch wird in immer mehr Küstenregionen Sand direkt vom Meeresboden aufgesaugt. Diese Praktiken können bei mangelnder Vorsicht zu langfristigen Schäden an Meeresflora und -fauna führen. Die oberen Sandschichten dienen dem Meer wie eine Art Wasserfilter: Dadurch bleibt das Wasser sauber. Beim Aufsaugen wird diese Sandschicht teilweise oder gar komplett zerstört.
Aber auch geologisch kann das Aufsaugen des Sandes Folgen haben. Ganze Küstenteile könnten verloren gehen, wenn Sand von Stränden abrutscht, um den abgetragenen Sand vom Meeresboden zu kompensieren.
UNEP/GRID-Geneva ist ein Forschungsteam, der Universität Genf, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und des Schweizer Bundesamts für Umwelt (BAFU). Insgesamt sind 20 Umweltdatenanalysten am Forschungsteam beteiligt.
Das Team hat mithilfe von Positionsdaten tausender Schiffe und künstlicher Intelligenz versucht, die Saugschiffe ausfindig zu machen. Zum Beispiel saugt ein Schiff, das eine Strecke ohne Stopp hin- und zurückfährt, wahrscheinlich Sand auf. Pro Jahr kommen die Forschenden in ihrem Modell auf eine Fördermenge von ungefähr vier bis acht Milliarden Tonnen Sand – Tendenz steigend.
Heute, am 6. September, schaltete das Forschungsteam die Datenplattform «Marine Sand Watch» auf. Darauf werden die Daten zum marinen Sandabbau nun gesammelt und bereitgestellt. Die schon gesammelten Daten der letzten zehn Jahre werden auf der Seite auch veröffentlicht. (ear)