Heute, am 28. Juli, sind alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, welche die Welt innert eines Jahres wiederherstellen kann. In anderen Worten: Wir leben ab heute auf Ökopump.
Dies ergaben die Untersuchungen des Global Footprint Networks, welches den Earth Overshoot Day (oder auch Welterschöpfungstag) seit 1961 jährlich berechnet. So früh wie jetzt wurde der Overshoot Day bisher erst einmal erreicht – 2018.
Zu beachten gilt: Die Daten für die aktuellen Berechnungen gehen von 1961 bis 2018. Normalerweise dauert es drei bis vier Jahre, bis die aktuellsten Daten verifiziert sind. Für die Corona-Pandemie 2020 wurden noch andere Daten herbeigezogen, um die Effekte der Pandemie abzubilden. Die Macher schreiben allerdings, dass da laufend Daten hinzukommen und untersucht werden müssen, bevor deren Einfluss definitiv beziffert werden kann.
2018 hatten wir den Erschöpfungstag erstmals am 28. Juli – so früh wie nie zuvor – erreicht. Jetzt ist es wieder so weit. 2020 fällt aus der Reihe, weil die Corona-Pandemie vor allem zwei Indikatoren stark beeinflusste:
Dies führte zu einer Verringerung des Carbon-Footprints um 14,5 Prozent und des Fussabdrucks für Waldprodukte um 8 Prozent.
Doch blicken wir auf die Entwicklung des Welterschöpfungstags seit 1970:
Der Welt-Erschöpfungstag ist ein Durchschnitt aller Länder. Am schnellsten geht es in Katar: 41 Tage und der Erschöpfungstag ist erreicht. Würde also die ganze Welt so leben wie Katar jetzt, wäre der Welterschöpfungstag am 10. Februar erreicht.
Diverse Länder verbrauchen ihre Ressourcen innert eines Jahres nicht. Im Gegensatz dazu die Schweiz. Wir hatten den Tag schon am 13. Mai 2022. Schneller als die Schweiz haben 25 Länder alle ihre Möglichkeiten theoretisch erschöpft.
Mit anderen Worten: So wie wir aktuell leben, bräuchten wir rund 1,6 Welten.
Würden übrigens alle so leben wie wir in der Schweiz, bräuchte es fast drei Welten (2,75 Welten), um unseren Lebensstil zu decken. Oder anders betrachtet: So, wie wir Schweizer mit den Ressourcen umgehen, bräuchten wir ein Land, das rund 4,5-mal so gross wie die Schweiz ist.
Schon als 2020 der Overshoot-Day auf den 22. August gelegt wurde, erklärte Laurel Hanscom, CEO des Global Footprint Network: «Das plötzliche Schrumpfen des ökologischen Fussabdrucks darf nicht mit Fortschritt verwechselt werden.» Ohne die Corona-Krise wäre der Overshoot-Day damals am 22. Juli erreicht gewesen.
Schon im Juli 2020 sprach sie von «Desaster statt Design». So würde Corona «die globale Katastrophe verstärken, da es zu sozialen, wirtschaftlichen und politischen Spannungen kommt.»
Noch immer ist es nicht abschliessend abzuschätzen, wie sich beispielsweise die Wirtschaft oder die Fluggewohnheiten der Menschen nach der Corona-Zeit entwickeln. Es macht aber den Eindruck, dass diese sich kaum gross ändern.
Wie erwähnt, braucht es geplante Massnahmen statt Katastrophen, um langfristig den Overshoot-Day nach hinten zu verschieben.
Die Berechnungen des Global Footprint Networks zeigen dabei, wie stark unser Fussabdruck von der Reduktion der CO2-Emission abhängt. Mit diesen Massnahmen hätten wir den grössten Einfluss auf den Earth Overshoot Day:
Würde die Menschheit die Kohlenstoffkomponente des ökologischen Fussabdrucks um 50 Prozent verringern, würde der Overshoot-Day um 93 Tage nach hinten geschoben.
Weitere 21 Tage wären möglich, wenn wir aktuelle Möglichkeiten und Technologien für den Hausbau/Isolation, industrielle Prozesse und die Stromproduktion – ohne Einbussen bei Produktivität oder Komfort – besser nutzen würden.
Hätte jede zweite Familie ein Kind weniger und die Frauen würden zwei Jahre später Mütter werden, würde sich der Overshoot Day bis ins Jahr 2050 um 49 Tage nach hinten schieben (falls der ökologische Fussabdruck pro Kopf auf dem Stand von 2020 bleibt).
Wenn der weltweite Fleischkonsum um 50 Prozent gesenkt und dafür vegetarische Ernährung konsumiert wird, würde der Overshoot Day um 17 Tage nach hinten verlegt werden. Mit eingerechnet ist da schon die Reduktion von Methan-Emissionen, welche 10 Tage ausmachen.
Weltweit wird nach Angaben des «GFN» rund ein Drittel des hergestellten Essens weggeworfen oder nicht verzehrt. Würden wir den weltweiten Food Waste um die Hälfte reduzieren, würde dies für den Overshoot Day bedeuten, dass er 13 Tage später stattfände.
8 Tage nach hinten schieben könnten wir den Overshoot Day, wenn wir 350 Millionen Hektar Wald wiederaufforsten würden. Dies entspricht ungefähr der Grösse Indiens – oder rund 85-mal der Schweiz.
Auch eine Möglichkeit: Würden wir unsere Autokilometer um 50 Prozent reduzieren und davon ausgehen, ein Drittel der Autofahrten würde durch Öffentlichen Verkehr ersetzt sowie der Rest durch Velofahren und Zu-Fuss-Gehen, könnte der Overshoot Day um 13 Tage nach hinten verlegt werden.
Du willst wissen, wie dein persönlicher Fussabdruck aussieht und wie viele Welten dein Lebensstil benötigt? Hier kannst du dies mit dem Rechner des Global Footprint Networks tun.
Wie sollte das bitte gehen?
Und sonst sieht man sehr schön, dass ein Kind weniger (oder gar keines) den grössten Einfluss hat.
Auf ein Kind verzichten…