Seit 1999 gibt es die Studienreihe «Sicherheit» in der Schweiz. Heute publiziert die Schweizer Armee mit der Militärakademie (MILAK) und dem Center for Security Studies (CSS) der ETH Zürich die Ausgabe 2023. Dabei geht es um aussen-, sicherheits- und verteidigungspolitische Meinungsbildung im Trend. So hat sich die Meinung der Schweizerinnen und Schweizer rund um die Themen Sicherheit, NATO-Beitritt, Notwendigkeit der Armee und Zukunftsaussichten in den letzten Monaten verändert (Datenbasis: siehe Infobox).
Das persönliche Sicherheitsempfinden der Schweizerinnen und Schweizer hat sich gegenüber dem Januar 2022 kaum verändert. Das allgemeine Sicherheitsgefühl ist seit Jahren sehr hoch, daran konnte weder die Pandemie noch der Ukraine-Krieg etwas ändern:
Etwas weniger optimistisch sind wir, wenn es um die Zukunft der Schweiz geht. Im Vergleich zum Vorjahr sank da der Anteil an optimistischen Rückmeldungen signifikant um fünf Prozentpunkte auf 81 Prozent. Dies ist allerdings wieder leicht mehr als noch bei der Zwischenbefragung im Juni 2022:
Deutlich weniger rosig als die persönliche Sicherheit oder diejenige der Schweiz sehen die Befragten die Lage der Welt. Nur gerade 24 Prozent sind da positiv gestimmt. Das sind gar sieben Prozentpunkte weniger als noch im Januar 2022.
Die Frage nach der Weltlage wird seit 2015 in diesem Rahmen gestellt. Nie war der Wert tiefer als jetzt:
Doch was sind denn die Hauptgründe oder Hauptbedrohungen? Die Frage wurde von den Studienleitern offen gestellt. 65 verschiedene Bedrohungen wurden genannt, drei davon mit grossem Abstand am häufigsten:
Beim Thema Kriege und Konflikte wurde der Ukraine-Krieg am häufigsten genannt. Oft erwähnt wurde auch die Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen. Bei der Zerstörung der Natur ist der Klimawandel mit seinen direkten und indirekten Folgen das Hauptthema und bei Finanz- und Wirtschaftskriegen beschäftigt aktuell insbesondere die Inflation.
Auffallend in den Top 5: Mit Ausnahme der Zerstörung der Natur haben vier Themen einen direkten Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine.
Wie sich die Schweiz international beteiligen soll, darüber hat sich die Meinung im letzten Jahr ebenfalls geändert. Zwar sind weiterhin rund 83 Prozent gegen einen EU-Beitritt. Allerdings stieg der Anteil derjenigen, welche der EU ohne Vorbehalte beitreten würden, innert zwei Jahren von 13 auf 18 Prozent. Leicht zugenommen haben auch die Stimmen, welche finden, dass die Schweiz sich in der UNO aktiver verhalten und Friedenstruppen zur Verfügung stellen sollte.
Ein grösseres Thema war zuletzt die NATO. Hier wird mit 55 Prozent ein Höchstwert im Bereich «Annäherung» erreicht (im Januar 2022 war die Frage nicht gestellt). Auch dass die Schweiz der NATO beitreten soll, ist mit fast einem Drittel so hoch wie nie. Seit 2019 hat sich dieser Anteil um signifikante 13 Prozentpunkte erhöht:
Im Zusammenhang mit der NATO steht natürlich auch die eigene Armee. Hier haben immer weniger Bewohner das Gefühl, dass wir mit einem Alleingang auf der sicheren Seite sind. Aktuell hält dies noch rund ein Drittel für den richtigen Weg. 2016 war es noch die Hälfte, seither sinkt die Zustimmung jährlich:
Ein grosses (Diskussions-)Thema war in den letzten Wochen immer wieder die Neutralität der Schweiz. Insgesamt ist diese für über 90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wichtig – und dies, obwohl die Zustimmung innert eines Jahres sechs Prozentpunkte einbüsste.
Militärisch soll die Schweiz neutral bleiben – das halten 57 Prozent für die richtige Haltung. Weiterhin eine Mehrheit. Klar zugenommen hat aber die Einstellung, dass die Schweiz bei militärischen Konflikten im Ausland klar Stellung beziehen sollte.
Die letzten Wochen und Monate haben aber trotz weitgehend hoher Zustimmung zur Neutralität gezeigt, dass ein Umdenken wohl im Gang ist. Knapp über die Hälfte findet, dass militärische Neutralität nicht mehr glaubhaft geschützt werden kann. Das sind 11 Prozentpunkte mehr als noch im Januar 2021.
Einen noch grösseren Sturzflug hatte die Aussage, dass Neutralität dafür sorgt, dass wir nicht in internationale Konflikte hineingezogen werden. Nur noch 55 Prozent sind dieser Meinung:
„Wir wollen der NATO nicht beitreten, es sei denn
wir würden angegriffen“… ist wie wenn ich keine Krankenkassenprämien zahlen würde und bei einem kostspieligen Gesundheitsproblem dann aber eine Krankenkasse zur Kasse beten würde!