Bei den neuen Verhandlungen über eine Wiedervereinigung Zyperns in Crans-Montana geben sich die Vereinten Nationen zuversichtlich. «Der Auftakt ging über meine Erwartungen hinaus», sagte der UNO-Vermittler für Zypern, Espen Barth Eide, am Mittwoch. Die Gespräche im Walliser Alpenort sollen bis zum 7. Juli dauern. Angestrebt wird eine Föderation mit zwei Bundesstaaten.
Im Falle einer Abmachung zur Überwindung der mehr als 40-jährigen Teilung der Mittelmeerinsel könne noch vor Jahresende ein Referendum über das Ergebnis in beiden Teilen der Insel stattfinden.
Eide legte die Erfolgslatte hoch: «Der grösste Erfolg wäre ein umfassender Deal, das ist hart, aber nicht unmöglich», sagte er. Wenn das nicht gelinge, müsse wenigstens ein Durchbruch bei allen Knackpunkten erzielt werden, so dass nur noch kleinere Einzelheiten beschlossen werden müssten. Sonst könne man nicht von einem Erfolg sprechen, sagte Eide.
Dabei waren am Mittwoch der griechisch-zyprische Präsident Nicos Anastasiades und der Präsident der Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci, sowie die Aussenminister der sogenannten Garantiemächte Griechenland und Türkei und die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini. Geleitet wurden die Gespräche von UNO-Vermittler Espen Barth Eide.
Grösster Streitpunkt ist die Stationierung der 35'000 türkischen Soldaten, die nach dem Willen Ankaras die türkischstämmige Minderheit schützen soll.
Das sei in einem vereinten Zypern nicht nötig, argumentiert die griechische Seite. Die Zyprer müssen sich in Sicherheitsfragen mit den Garantiemächten Türkei, Griechenland und Grossbritannien, der ehemaligen Kolonialmacht, absprechen. Die Briten wollen ihre zwei Militärstützpunkte ebenfalls nicht aufgeben.
Bei der Ankunft der Verhandlungsführer am Mittwochmorgen demonstrierten einige türkische und griechische Zyprioten. Sie forderten eine schnelle Wiedervereinigung der Insel. Die Demonstranten gehören zu einer Gruppe, die sich seit drei Wochen jeden Abend in Zyperns Hauptstadt Nikosia vor der Absperrung trifft, die den griechischen vom türkischen Teil der Insel trennt.
Zypern ist seit einem griechisch-zyprischen Putsch und einer anschliessenden türkischen Militärintervention 1974 geteilt. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel seit dem 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union. Das EU-Regelwerk findet im türkisch kontrollierten Norden jedoch keine Anwendung. (whr/sda/dpa)