Julian Reichelt war einst Kriegsreporter in Afghanistan. Dann übernahm er die Chefredaktion einer der mächtigsten Boulevardzeitungen Europas: der «Bild». Das war im Februar 2017. Doch im Oktober 2021 kam nach einer internen Untersuchung schliesslich die Entlassung. Die Vorwürfe: sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch. Um den einst mächtigen Medienmann wurde es ziemlich ruhig. Hie und da tauchte er mit Wortmeldungen auf. Meistens kritisierte er die Corona-Massnahmen. Auch sein letzter Tweet galt dem «Corona-Regel-Wahnsinn».
Ich stehe hier im Zug der @DB_Bahn , direkt am eisernen Vorhang des Corona-Regel-Wahnsinns: Wo mein linker Fuß ist (im Abteil) darf ein ungeimpfter den Snickers essen (3G), wo mein rechter Fuß steht (Speisewagen mit 2G+), darf ein Ungeimpfter nicht abbeißen. pic.twitter.com/WMGl5b4QWH
— Julian Reichelt (@jreichelt) January 18, 2022
Doch diesmal holte ihn seine Vergangenheit ein. Und Reichelts Snickers-Beispiel war die perfekte Vorlage für seine Kritiker. Der Rest ist Geschichte. Erstes Fazit: Auch hier zieht Reichelt wohl den Kürzeren:
Ich weiß genau, was Sie meinen. Gerade noch konnte ich die Autobahn mit 210 km/h runterballern, dann - nur eine(!) Abfahrt runter - , muss ich vor roten Ampeln halten und darf nur 50 km/h fahren. Dieser asphaltierte Regel-Wahnsinn! 🤡 pic.twitter.com/APtL0FRLmM
— Friesenjunk (@Friesenjunk) January 18, 2022
Auch nach fiesen Sticheleien gegen seinen Abgang bei der Bild sucht man nicht lange:
Da wo deine linke Hand ist, in deiner Tasche, da darfst du fummeln.
— Saw Sawer (@SawSawer2) January 18, 2022
Da wo deine rechte Hand ist, am Körper deiner Praktikantin, da darfst du nicht fummeln.
Aber kennst du ja aus genug Fällen.
Snickers. Wenn's mit dem beruflichen Comeback mal wieder länger dauert. https://t.co/FZRC7nHlcc
— extra3 (@extra3) January 18, 2022
Sogar die Deutsche Bahn mischt mit:
Herr Reichelt lernt das Prinzip "Grenze" kennen. https://t.co/Kltc3vSMMn
— Deutsche Bahn Personenverkehr (@DB_Bahn) January 18, 2022
Denn im Zug herrschen so manche seltsamen Regeln.
Ein Schritt in den Zug und man braucht sogar eine Fahrkarte
— Koray Özbagci (@arifkoray) January 18, 2022
Wenn man ihm jetzt noch erklärt, dass niemand im Bordrestaurant davon abbeißen darf, weil das Verzehren von mitgebrachten Speisen grundsätzlich untersagt ist, dann haben wir aber mal so richtig investigativen Journalismus an der Backe. Also ich sag es ihm nicht.
— Mr. I. Ronys Geist (ascended 09/2021 by BioNTech) (@mr_I_rony) January 18, 2022
40cm weiter, hinter dieser Türe da vorne darf man sogar #KACKEN! Im Abteil hingegen nicht und auf dem Gang auch nicht. Komisch oder?
— S. Senfberg, Beauftragungsbeauftragter, SBI 💉💉💉 (@Senfberg) January 18, 2022
Und dann geht der «Regel-Wahnsinn» ausserhalb des Zuges auch noch weiter:
Schau mal Julian. Innerhalb der gelben Grenze darf man Rauchen. Davor und darum nicht! Crazy! pic.twitter.com/ngfQDV64ZE
— Der Kommentator (@kommentator) January 18, 2022
Aus der Welt des @jreichelt:
— Burkhard Morgenstern (@burkhard_mstern) January 18, 2022
Ich stehe hier am Straßenrand, direkt am eisernen Vorhang des StVO-Wahnsinns. Wo mein linker Fuß ist (Bürgersteig), darf ich stehen. Wo mein rechter Fuß ist (Straße) darf ich nicht stehen. Irre Einschränkung unserer Freiheitsrechte! pic.twitter.com/Yw1PP61H7m
Immerhin wird damit fast ein halbes Jahrhundert später eine Ungerechtigkeit endgültig geklärt:
56 Jahre nach Wembley, ehemaliger BILD-Chefredakteur beweist mithilfe eines @SNICKERS: "Der Ball war drin. Wo mein linker Fuß ist (im Feld) zählt das Tor nicht, wo mein rechter Fuß steht (im Tor), zählt das Tor. Der Riegel ist eindeutig über der Linie, wir sind Weltmeister." pic.twitter.com/GgDYRhC5bW
— Matsxhers (08000-116016) (@le_matsch) January 18, 2022
Mittlerweile hat sich sogar das Ministerium eingeschaltet:
Sehr geehrter Frau Dietzsch,
— Ministerium für Schlimmheit (@schlimmheit) January 18, 2022
vielen Dank für Ihre Anfrage. Diese Aufgabe wird uns zwar einiges abverlangen, wegen der Dringlichkeit der Sachlage versuchen wir aber, schnellstmöglich eine Schlimmheitsbewertung durchzuführen.
Glücklicherweise konnten Krümel und Lulatsch die Verwirrung mit ihrem Erklärvideo «Hier und Da» auflösen:
— n3xusr3rum (@n3xusr3rum) January 18, 2022
(leo)