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Spanien

Mann fasst spanischer TV-Reporterin vor laufender Kamera an den Hintern

Video: watson/cuatro

Empörung in Spanien: Mann fasst TV-Reporterin vor laufender Kamera an den Hintern

Während eine spanische Journalistin live von einem Tatort sendet, taucht ein Passant auf und berührt sie am Po. Der Vorfall sorgt für eine Welle der Empörung und nur kurz nach dem Rubiales-Skandal erneut für eine Sexismus-Debatte im Land.
14.09.2023, 10:4414.09.2023, 16:44
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Isa Balado, eine TV-Journalistin, die für den spanischen Fernsehsender Cuatro arbeitet, war gerade dabei, live über einen Raubüberfall im Zentrum von Madrid zu berichten, als es zum Vorfall kam: Ein Mann tritt von hinten an sie heran, berührt sie offensichtlich am Po, ehe er Balado unterbricht und sie fragt, für welchen Sender sie arbeitet.

Die Journalistin reagiert höchst professionell, schiebt den Mann sachte beiseite und erklärt ihm, dass sie gerade live sendet. Daraufhin setzt sie ihren Bericht fort.

Nach wenigen Sekunden unterbricht sie aber der Moderator im Studio: «Isa, entschuldige, wenn ich dich unterbreche. Aber hat er dich gerade von hinten angefasst?», fragt Moderator Nacho Abad seine Kollegin. Zögernd bejaht Balado. Daraufhin reagiert Moderator Abad genervt und fordert die Reporterin auf, den Mann zu konfrontieren: «Das macht mich wütend, zieh diesen Dummkopf vor die Kamera.»

Balado ist die Situation sichtlich unangenehm, sie spricht den Mann, der nach wie vor neben ihr steht, dann aber an:

«Auch wenn du mich unbedingt fragen willst, für welchen Kanal ich arbeite, musst du mich deswegen wirklich am Hintern berühren? Ich bin live auf Sendung und arbeite.»

Der Mann streitet daraufhin ab, sie am Po berührt zu haben. Als Balado das Gespräch abbricht, fasst der Mann sie erneut an, dieses Mal in die Haare, ehe er den Ort des Geschehens verlässt.

Der Vorfall sorgt nun für eine Welle der Empörung im Land. So reagierten mehrere Ministerinnen darauf, wie der «Guardian» berichtet. Irene Montero, die Gleichstellungsministerin Spaniens, schrieb auf X (ehemals Twitter): «Was bisher normal war, ist es jetzt nicht mehr. Nicht einvernehmliche Berührungen sind sexuelle Gewalt und wir haben genug davon, dass diese straffrei ausgehen.» Arbeitsministerin Yolanda Diaz äusserte sich ähnlich. «Der Machismo im Land sorgt dafür, dass TV-Reporterinnen vor laufender Kamera sexuell belästigt werden.»

Die Madrider Polizei teilte am Dienstag mit, dass sie kurz nach dem Vorfall einen 25-jährigen Mann wegen Verdachts auf einen sexuellen Übergriff festgenommen hat. Der TV-Sender, für den Balado arbeitet, hatte unmittelbar nach dem Vorfall die Beamten verständigt.

In den sozialen Medien sorgt der Vorfall für grosse Diskussionen über das Problem mit Alltagssexismus in Spanien. Die Debatte ist nach den Vorfällen um Fussball-Verbandspräsident Luis Rubiales, der eine Spielerin nach dem WM-Sieg ungefragt auf den Mund küsste, besonders aufgeheizt. (red.)

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128 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Green Eyes
14.09.2023 12:13registriert September 2019
Bravo an den Kollegen im Studio und es direkt angesprochen hat. Das ist die Reaktion, die ich von unserer Gesellschaft erhoffe; ansprechen und konfrontieren, nicht todschweigen und ignorieren.
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Waldorf
14.09.2023 11:39registriert Juli 2021
Find ich gut. Ich kann mir das Verhalten solch "harmloser" Typen super gut vorstellen, wenn sie dann alkoholisiert an einer Party sind. Was bei so einem abgeht, wenn er sich unbeobachtet fühlt, will ich gar nicht wissen.
Und nun viel Spass mit dem Relativierungs-Limbo gewisser Leute hier. Schöns Tägli!
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Ruefe
14.09.2023 11:35registriert August 2015
Je länger solche Übergriffe verharmlost und kleingeredet werden desto stärker wird die Frustration der Betroffenen wachsen. Unangebrachte Berührungen in der Öffentlichkeit sind übrigens nur die Spitze des Eisbergs, alle zwei Wochen wird eine Frau von einem Partner oder Verwandten getötet. Wenn der Staat dies nicht anständig eindämmen kann wird es auch vermehrt zu Selbstjustiz gegen solche Täter kommen. Was anderes scheint bei diesen Männern nicht zu helfen.
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