Isa Balado, eine TV-Journalistin, die für den spanischen Fernsehsender Cuatro arbeitet, war gerade dabei, live über einen Raubüberfall im Zentrum von Madrid zu berichten, als es zum Vorfall kam: Ein Mann tritt von hinten an sie heran, berührt sie offensichtlich am Po, ehe er Balado unterbricht und sie fragt, für welchen Sender sie arbeitet.
Die Journalistin reagiert höchst professionell, schiebt den Mann sachte beiseite und erklärt ihm, dass sie gerade live sendet. Daraufhin setzt sie ihren Bericht fort.
🚨🚨🚨 AGRESIÓN SEXUAL EN DIRECTO a nuestra reportera @IsaBalado: "¿De verdad me tienes que tocar el culo?"
— En boca de todos (@EnBocaDe_Todos) September 12, 2023
Y tremenda reacción de @Nacho_Abad: "¡Pásame a este tío tonto!" pic.twitter.com/JOcbTLSFwI
Nach wenigen Sekunden unterbricht sie aber der Moderator im Studio: «Isa, entschuldige, wenn ich dich unterbreche. Aber hat er dich gerade von hinten angefasst?», fragt Moderator Nacho Abad seine Kollegin. Zögernd bejaht Balado. Daraufhin reagiert Moderator Abad genervt und fordert die Reporterin auf, den Mann zu konfrontieren: «Das macht mich wütend, zieh diesen Dummkopf vor die Kamera.»
Balado ist die Situation sichtlich unangenehm, sie spricht den Mann, der nach wie vor neben ihr steht, dann aber an:
Der Mann streitet daraufhin ab, sie am Po berührt zu haben. Als Balado das Gespräch abbricht, fasst der Mann sie erneut an, dieses Mal in die Haare, ehe er den Ort des Geschehens verlässt.
Der Vorfall sorgt nun für eine Welle der Empörung im Land. So reagierten mehrere Ministerinnen darauf, wie der «Guardian» berichtet. Irene Montero, die Gleichstellungsministerin Spaniens, schrieb auf X (ehemals Twitter): «Was bisher normal war, ist es jetzt nicht mehr. Nicht einvernehmliche Berührungen sind sexuelle Gewalt und wir haben genug davon, dass diese straffrei ausgehen.» Arbeitsministerin Yolanda Diaz äusserte sich ähnlich. «Der Machismo im Land sorgt dafür, dass TV-Reporterinnen vor laufender Kamera sexuell belästigt werden.»
Lo que hasta ahora era “normal” ya no lo es. #SeAcabó es el grito de nuestro país para garantizar el derecho a la libertad sexual de todas las mujeres. Los tocamientos no consentidos son violencia sexual y decimos basta a la impunidad. Todo mi apoyo a @IsaBalado. Solo sí es sí
— Irene Montero (@IreneMontero) September 12, 2023
Die Madrider Polizei teilte am Dienstag mit, dass sie kurz nach dem Vorfall einen 25-jährigen Mann wegen Verdachts auf einen sexuellen Übergriff festgenommen hat. Der TV-Sender, für den Balado arbeitet, hatte unmittelbar nach dem Vorfall die Beamten verständigt.
In den sozialen Medien sorgt der Vorfall für grosse Diskussionen über das Problem mit Alltagssexismus in Spanien. Die Debatte ist nach den Vorfällen um Fussball-Verbandspräsident Luis Rubiales, der eine Spielerin nach dem WM-Sieg ungefragt auf den Mund küsste, besonders aufgeheizt. (red.)
Und nun viel Spass mit dem Relativierungs-Limbo gewisser Leute hier. Schöns Tägli!