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Trauerfeier in Hamburg für Uwe Seeler

Trauerfeier in Hamburg: «Uwe Seeler war und ist die perfekte Verkörperung des Fussballs»

Freunde, Wegbegleiter und Bewunderer haben Abschied von Uwe Seeler genommen. Ein berührendes «Tschüss» für einen der grössten Fussballer der Geschichte.
10.08.2022, 19:22
Gregory Dauber / t-online
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Im Beisein Tausender Trauergäste ist Fussballlegende Uwe Seeler im Hamburger Volksparkstadion verabschiedet worden. Der mit 85 Jahren verstorbene Ex-Profi des HSV sei «die perfekte Verkörperung des Fussballs», sagte Vereinsvorstand Jonas Boldt in seiner Rede. «Immer an der Spitze, aber immer erreichbar. Ständig oben, aber bodenständig.» Der HSV-Rekordtorschütze hinterlasse grosse Spuren.

Neben mehreren Hundert geladenen Ehrengästen – darunter zahlreiche Prominente aus Fernsehen, Sport und Politik – waren viele HSV-Anhänger und Bewunderer Seelers gekommen. Ihre zwischenzeitlichen Sprechchöre waren die einzige Erinnerung daran, dass die Trauerfeier in einem Fussballstadion stattfand. Denn in den Reden wurde deutlich, dass Uwe Seeler weitaus mehr als der «beste HSVer aller Zeiten» war, wie Boldt es sagte. Die Trauernden waren gekommen, um sich von einem besonderen Menschen zu verabschieden.

Hamburg: Emotionale Reden bei Trauerfeier für Uwe Seeler

«Er ist einer von uns – nur besser. Ein Vorbild, generationsübergreifend.» Boldt erinnerte an Seelers Bedeutung für den HSV und seine Verbundenheit zu seiner Heimatstadt. Diese Einzigartigkeit sei der Grund, warum Seeler jedes noch so lukrative Angebot internationaler Topklubs ausgeschlagen habe: «Der italienische Koffer war bis zum Rand mit Geld gefüllt», erinnerte Boldt die vergeblichen Versuche, Seeler vom HSV loszueisen. «Uwe Seeler trug die Raute und seine Heimat im Herzen», sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher.

Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf hob den besonderen Charakter Seelers hervor: «Er hat sich sein freundliches, offenes und herzliches Wesen bewahrt – und zwar allen Menschen gegenüber.» Nach diesen Worten brandeten erstmals «Uwe»-Sprechchöre im Stadion auf, ehe kurz darauf wieder betroffene Stille einkehrte.

«Er brauchte keinen Titel, um zu einem Idol zu werden»

Obwohl Seeler in seiner Nationalmannschaftskarriere ein grosser Titel verwehrt geblieben sei, drücke etwas anderes die tiefe Verbundenheit seiner Anhänger aus: «Er brauchte keinen Titel, um zu einem Idol zu werden», sagte Neuendorf. Der Spitzname «Uns Uwe» sei der grösste Titel von allen, der aus den Herzen der Menschen komme: «Er verblasst nicht.»

«Das internationale Ansehen der Nationalmannschaft wäre ohne Seeler nicht vorstellbar», würdigte Neuendorf den Ehrenspielführer des DFB, der Brücken zwischen den Weltmeister-Generationen von 1954 und 1974 geschlagen habe. Neuendorf erinnerte auch an die von Seeler gezeigte Grösse bei der Finalniederlage der WM 1966 im Londoner Wembley-Stadion. «Wir haben heutzutage Vorbilder von Uwe Seeler bitter nötig», sagte Neuendorf zum Abschluss.

Den Schlusspunkt setzen die Uwe-Seeler-Fans

Unterbrochen wurden die Trauerreden von Musikstücken, die zu Seelers Lieblingsmelodien gehörten und von der Familie ausgesucht worden waren, darunter «La Paloma» von Hans Albers gesungen und «An de Eck steiht'n Jung mit Tüddelband» von Heidi Kabel. Am Flügel spielte der international bekannte Hamburger Jazz-Pianist Joja Wendt, unterstützt vom Seemannschor Hamburg. Gemeinsam spielten sie «Hammonia», die Hymne Hamburgs.

Nach der emotionalen und persönlichen Trauerrede des Schauspielers Olli Dittrich, der auf Wunsch der Familie Seeler die letzte der vier Reden hielt, sagten Hamburg und das Volksparkstadion ein letztes Mal «Tschüss»: Pianist Wendt spielte Heidi Kabels Lied «In Hamburg sagt man Tschüss». Die letzten Worte aber kamen von den Rängen, von Uwe Seelers Fans: «Uwe Seeler, du bist der beste Mann», schallte es.

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