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Sepp Blatter schiesst gegen Gianni Infantino

epa08899390 (FILE) - Former FIFA president Sepp Blatter arrives in front of the building of the Office of the Attorney General of Switzerland, in Bern, Switzerland, 01 September 2020 (reissued 22 Dece ...
Sepp Blatter bei einem Gerichtstermin im Jahr 2020.Bild: keystone

Blatter schiesst gegen Infantino: «Bringt ja nicht mal den Ball aus 11 Metern ins Tor»

Der ehemalige FIFA-Boss Sepp Blatter hat seinen Nachfolger Gianni Infantino scharf kritisiert – seine Vorwürfe erinnern an jene, die während seiner Amtszeit an ihn selbst gerichtet wurden.
27.10.2024, 10:0927.10.2024, 10:09
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88 Jahre alt ist Sepp Blatter heute. Doch den Fussball verfolgt der Walliser wie eh und je. Nun hat er in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» gar kein gutes Haar an Gianni Infantino, seinem Nachfolger als FIFA-Boss und Walliser Kantonsgenossen, gelassen.

Blatter kritisiert einerseits das persönliche Verhalten Infantinos gegenüber ihm:

«Wie er sich mir gegenüber verhält, ist respektlos.»

Infantino hatte nach seiner Wahl zum neuen FIFA-Chef, die auf Blatters Absetzung im Jahr 2015 folgte, erklärt, dass sein Vorgänger keinen Fuss mehr in FIFA-Gebäude setzen werde, solange er Präsident ist.

Blatter findet, dass Infantino stattdessen Dankbarkeit zeigen sollte, schliesslich habe er sich ins «gemachte Nest» setzen dürfen und von der hervorragenden finanzielle Ausgangslage, die er dank Sponsoren- und TV-Verträgen geschaffen habe, profitieren können.

epa11493923 FIFA President Gianni Infantino attends the Men Group C Match Uzbekistan vs Spain of the Soccer competitions in the Paris 2024 Olympic Games, at the Parc de Princes stadium in Paris, Franc ...
Hat das Heu nicht auf der gleichen Bühne mit Sepp Blatter.Bild: keystone

Schon als Infantino noch bei der UEFA tätig war, sei er nie gut mit diesem ausgekommen, so Blatter weiter. Auf die Frage, was der 54-Jährige für ihn ist, sagte er:

«In Katar, vor der WM, sagte er, dass er alles sei: Araber, Afrikaner, schwul, behindert, Gastarbeiter, alles. Er erinnert mich an Pinocchio. Der konnte auch alles. Aber wenn er nicht die Wahrheit, sagte, wurde die Nase länger.»

Damit war Blatters Tirade über seinen mindestens ebenso umstrittenen Nachfolger aber noch nicht zu Ende. Infantino mache nichts für die Schweiz – und in der FIFA, was er wolle. Es gebe keine Widerrede von den Fussballverbänden, weil Infantino «am Tresor» sitze, sprich, bestimme, wer wie viel Geld bekomme.

Ähnliche Vorwürfe gab es auch an Blatter während seiner FIFA-Zeit. 2015 musste der Walliser schliesslich zurücktreten, hauptsächlich wegen Korruptionsvorwürfen. Er wurde von der Ethikkommission der FIFA damals für sechs Jahre gesperrt. Selbstironisch sagt Blatter dazu:

«Wir gründeten die Ethikkommission. Und das Erste, was diese machte: Sie kickte mich raus.»

Dabei sei es bei ihm im Gegensatz zu Infantino um den Fussball gegangen. Seine Führung habe auf Vertrauen und Loyalität gefusst. Infantino hingegen gehe es nur noch ums Geld, nicht um den Sport:

«Infantino geht es gar nicht um den Fussball. Einem, der so schlecht gespielt hat, kann es gar nicht darum gehen. Der bringt ja nicht einmal den Ball aus elf Metern ins Tor.»

Konkret bemängelt Blatter unter anderem, dass es stets mehr Spiele und Wettbewerbe gebe, sowohl bei den Nationalteams als auch bei Klubbewerben. Zudem werde alles teurer, Fans bräuchten zahlreiche Abos, um überhaupt noch Fussball schauen zu können. Und die Prozesse bei der FIFA seien zunehmend intransparent. So kritisiert Blatter beispielsweise, dass Infantino die WM nach Saudi-Arabien im Alleingang und gegen viel Geld vergeben habe.

Dass die Beziehung zwischen den beiden Walliser Fussball-Spitzenfunktionären gelinde gesagt angeschlagen ist, war bereits seit längerem bekannt. Bei der Frage, woran das wirklich läge, antwortete Blatter schliesslich unter Verweis auf die gemeinsame Herkunft humorvoll:

«Ich kann es ja nicht damit begründen, dass ich von Visp bin und er von Brig.»

(con)

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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2stein
27.10.2024 11:13registriert April 2021
Infantino ist sicher nochmals schlimmer als Sepp Blatter.
Meine These wieso sie sich nicht mögen: sie sind sich einfach zu ähnlich in gewissen Belangen.
796
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Explorer123
27.10.2024 10:51registriert Februar 2024
Blatters Nase ist definitiv länger, als diejenige von Pinocchio.
Gilt aber auch im gleichem Atemzug aus für Infantino !
509
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Project47North
27.10.2024 13:17registriert August 2022
Ooohhh...
Da schimpft der eine Esel den anderen "Langohr".
323
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