88 Jahre alt ist Sepp Blatter heute. Doch den Fussball verfolgt der Walliser wie eh und je. Nun hat er in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» gar kein gutes Haar an Gianni Infantino, seinem Nachfolger als FIFA-Boss und Walliser Kantonsgenossen, gelassen.
Blatter kritisiert einerseits das persönliche Verhalten Infantinos gegenüber ihm:
Infantino hatte nach seiner Wahl zum neuen FIFA-Chef, die auf Blatters Absetzung im Jahr 2015 folgte, erklärt, dass sein Vorgänger keinen Fuss mehr in FIFA-Gebäude setzen werde, solange er Präsident ist.
Blatter findet, dass Infantino stattdessen Dankbarkeit zeigen sollte, schliesslich habe er sich ins «gemachte Nest» setzen dürfen und von der hervorragenden finanzielle Ausgangslage, die er dank Sponsoren- und TV-Verträgen geschaffen habe, profitieren können.
Schon als Infantino noch bei der UEFA tätig war, sei er nie gut mit diesem ausgekommen, so Blatter weiter. Auf die Frage, was der 54-Jährige für ihn ist, sagte er:
Damit war Blatters Tirade über seinen mindestens ebenso umstrittenen Nachfolger aber noch nicht zu Ende. Infantino mache nichts für die Schweiz – und in der FIFA, was er wolle. Es gebe keine Widerrede von den Fussballverbänden, weil Infantino «am Tresor» sitze, sprich, bestimme, wer wie viel Geld bekomme.
Ähnliche Vorwürfe gab es auch an Blatter während seiner FIFA-Zeit. 2015 musste der Walliser schliesslich zurücktreten, hauptsächlich wegen Korruptionsvorwürfen. Er wurde von der Ethikkommission der FIFA damals für sechs Jahre gesperrt. Selbstironisch sagt Blatter dazu:
Dabei sei es bei ihm im Gegensatz zu Infantino um den Fussball gegangen. Seine Führung habe auf Vertrauen und Loyalität gefusst. Infantino hingegen gehe es nur noch ums Geld, nicht um den Sport:
Konkret bemängelt Blatter unter anderem, dass es stets mehr Spiele und Wettbewerbe gebe, sowohl bei den Nationalteams als auch bei Klubbewerben. Zudem werde alles teurer, Fans bräuchten zahlreiche Abos, um überhaupt noch Fussball schauen zu können. Und die Prozesse bei der FIFA seien zunehmend intransparent. So kritisiert Blatter beispielsweise, dass Infantino die WM nach Saudi-Arabien im Alleingang und gegen viel Geld vergeben habe.
Dass die Beziehung zwischen den beiden Walliser Fussball-Spitzenfunktionären gelinde gesagt angeschlagen ist, war bereits seit längerem bekannt. Bei der Frage, woran das wirklich läge, antwortete Blatter schliesslich unter Verweis auf die gemeinsame Herkunft humorvoll:
(con)
Meine These wieso sie sich nicht mögen: sie sind sich einfach zu ähnlich in gewissen Belangen.
Gilt aber auch im gleichem Atemzug aus für Infantino !
Da schimpft der eine Esel den anderen "Langohr".