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Sudan

Massaker von Darfur: Weltstrafgericht spricht Ex-Milizenchef schuldig

Massaker von Darfur: Weltstrafgericht spricht Ex-Milizenchef schuldig

06.10.2025, 16:2606.10.2025, 16:26

Gut 20 Jahre nach den Massakern im sudanesischen Darfur ist ein Ex-Milizenchef vom Internationalen Strafgerichtshof schuldig gesprochen worden. Ali Muhammad Ali Abd-al-Rahman wurde von den Richtern in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 31 Fällen verurteilt – darunter Mord, Vergewaltigungen und Folter.

An der Schuld des Angeklagten «gibt es keinen Zweifel», sagte die Vorsitzende Richterin Joanna Korner. Über das Strafmass wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden.

Der auch als Ali Kuscheib bekannte Angeklagte war dem Gericht zufolge einer der wichtigsten Anführer der berüchtigten und von der Regierung unterstützten Dschandschawid-Miliz, die von 2003 bis 2006 für die Ermordung von etwa 300'000 Menschen in der Darfur-Region verantwortlich gemacht wird. Die Anklage beschrieb ihn als «gnadenlosen» Befehlshaber.

Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman attends a hearing at the International Criminal Court (ICC) in The Hague, Netherlands, Monday, Oct. 6, 2025. (Piroschka van de Wouw/Pool Photo via AP)
ICC Darfur
Ali Muhammad Ali Abd-al-Rahman.Bild: keystone

Zahlreiche Zeugen

Es war das erste Urteil vor dem Gerichtshof zu den Verbrechen in Darfur. Der heute 75 oder 76 Jahre alte Abd-al-Rahman – gekleidet in einem blauen Anzug – hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und von einer Personenverwechslung gesprochen. Doch Zeugen hatten nach Ansicht der Richter seine Identität eindeutig bestätigt.

Er hatte sich im Sommer 2020 dem Gericht gestellt. Richterin Korner zitierte Aussagen von Zeugen, die detailliert die Massenmorde, Folter, Vergewaltigungen und Plünderungen geschildert hatten.

Vor gut 20 Jahren war der Bürgerkrieg im Süden Sudans ausgebrochen. Die Massaker in der südlichen Provinz hatten international Entsetzen ausgelöst. 2005 hatte der UN-Sicherheitsrat das Weltstrafgericht mit der strafrechtlichen Verfolgung der mutmasslichen Täter beauftragt. Doch bisher gab es nur diesen einzigen Prozess.

Die Anklage will auch dem – inzwischen gestürzten – Ex-Präsidenten, Omar al-Baschir, wegen Völkermord den Prozess machen. Doch bisher wurde er vom heutigen Militärregime nicht ausgeliefert.

Kämpfe flammten wieder auf

Die Kämpfe waren 2023 erneut aufgeflammt. Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Krise, die die Welt derzeit erlebt. Nach UN-Angaben sind bereits mehr als zwölf Millionen Menschen auf der Flucht. (rbu/sda/dpa)

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