Kokain und Nilpferde haben eigentlich nicht viele Gemeinsamkeiten. Eigentlich. Aber in einer Geschichte kreuzen sich ihre Wege: Drogenbaron Pablo Escobar hatte nämlich beides – Kokain und Nilpferde. Während aber die Kokapflanze in Escobars Heimat Kolumbien heimisch ist, hat Escobar in den 1980er-Jahren vier afrikanische Nilpferde ins Land und dann auf sein Anwesen geschmuggelt.
Und so startet die Leidensgeschichte der Kolumbianerinnen und Kolumbianer. Und der Nilpferde.
Escobar war der Chef des Medellin-Kartells und ist wohl der mächtigste Drogenboss aller Zeiten. Er lebte in Kolumbien in einer Villa auf einem gigantischen Anwesen namens Hacienda Napoles. Auf diesem Anwesen befanden sich Vergnügungsparks und auch ein Zoo. Und in diesem Zoo lebten Tiere wie Giraffen, Tiger, Elefanten, Zebras, Flamingos oder eben Nilpferde.
Nach Escobars Tod wurden einige der Tiere an Zoos vermittelt, andere wurden vermutlich gestohlen und wieder andere starben, weil sich niemand um sie kümmerte. Und gerade die «Kokain-Nilpferde» – so werden sie in Kolumbien genannt – wollte niemand haben. Sie blieben, wo sie waren. Oder auch nicht: Denn die Zäune, die sie vorher aufgehalten hatten, wurden abgebaut, obwohl die Nilpferde noch da waren.
Und so liessen sich die mächtigen Tiere irgendwann in der nahe gelegenen Flusslandschaft des Río Magdalena nieder. Aus ursprünglich vier Nilpferden sind inzwischen über hundert geworden – sie pflanzen sich mit grossem Eifer fort. Laut einer Studie der kolumbianischen Regierung könnte die Zahl der Nilpferde im Jahr 2030 bei 434 Exemplaren liegen und 2050 die Zahl von 1500 übersteigen.
Und das ist ein Problem. Denn die drei Tonnen schwere Tiere zerstören Felder, bringen das Ökosystem aus dem Gleichgewicht und Anwohner in Gefahr. So wurde zum Beispiel am Dienstagabend bei einem Unfall ein Flusspferd getötet und zwei Menschen verletzt.
Mitten auf der Autobahn Bogota-Medellin, nur wenige Kilometer vom damaligen Anwesen Escobars entfernt, kollidierten also ein Nilpferd und ein Auto. Das Kokain-Nilpferd war sofort tot. Das betroffene Fahrzeug hatte einen Totalschaden.
Ein Video auf Twitter zeigt, wie sich Schaulustige um das tote Tier scharen. «Dies ist eine der Gefahren, die die Anwesenheit dieser Art mit sich bringt. Viele von ihnen überqueren die Autobahn, auf der viele Fahrzeuge fahren, und das ist auch eine Gefahr für die Menschen», sagte David Echeverri Lopez, Biologe der örtlichen Umweltbehörde. Nilpferde seien unberechenbar, so Lopez weiter. Und: «Sie können jeden Moment einen Menschen angreifen.»
#Atención | Acaba de ocurrir un grave accidente en Puerto Triunfo. Un vehículo colisionó contra un hipopótamo que al parecer, se escapó de la hacienda Nápoles. El hipopótamo murió, los ocupantes del vehículo están siendo atendidos por personal médico. pic.twitter.com/F4levsRiQr
— Denuncias Antioquia (@DenunciasAntio2) April 12, 2023
Es war nicht der erste Unfall mit einem Nilpferd. Schon im Dezember kam es zu einem ähnlichen Vorfall. Dabei sei ebenfalls ein Fahrzeug mit einem Nilpferd zusammengeprallt. Das Tier hätte jedoch überlebt.
Im Jahr 2021 begann die kolumbianische Regierung mit der Sterilisierung der Flusspferde, um ihre unkontrollierte Vermehrung zu stoppen – jedoch ohne grossen Erfolg. Nicht alle Tiere konnten eingefangen werden, sie waren zu schwer und die Sterilisation einfach zu teuer. Im Jahr 2022 wurden die Tiere offiziell zu einer invasiven Art erklärt. Dies, nachdem das kolumbianische Umweltministerium davor gewarnt hatte, dass die grosse Menge an Urin und Kot der Tiere die Flüsse verschmutzt und einheimischen Seekühe und Wasserschweine gefährdet.
Kolumbien will die Tiere endlich loswerden. Die Flusstiere sollen in Tierparks in Mexiko und Indien gebracht werden. Derzeit bemüht sich das Umweltministerium um die entsprechenden Genehmigungen gemäss den internationalen Abkommen zum Handel mit geschützten Arten. «Dieser Unfall macht klar, wie wichtig es ist, die Flusspferde nach Mexiko und Indien zu bringen», schrieb der Gouverneur des Departments Antioquia, Aníbal Gaviria, auf Twitter.
Este doloroso accidente reafirma la importancia de realizar con urgencia la traslocación de los hipopótamos de Doradal a la India y México.
— Aníbal Gaviria Correa (@anibalgaviria) April 12, 2023
Presidente @petrogustavo, Ministra @susanamuhamad, por favor ayúdennos con los permisos para el traslado de estos majestuosos animales 🙏🏻 pic.twitter.com/VBCf0vP4oi
Wann Kolumbien wieder erlöst wird von den Kokain-Nilpferden, steht noch nicht fest. Denn bevor sie das Land verlassen können, müssen sie zuerst einmal eingefangen werden – und daran scheiterte ja schon die Sterilisierungskampagne.
Nilpferd am Spiess, im Römertopf mit Rüebli und Zwiebeln oder als Spanpferd?
Frage für einen Freund, ich bin Vegetarier 🥗