Sie soll das Gesicht des neuen Syriens sein: Latife al-Durubi ist die Ehefrau von Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa und damit die neue First Lady des Staates. Die studierte Literaturwissenschaftlerin trägt einen Ganzkörperschleier und verhüllt ihr Haar, doch anders als die Frauen von Herrschern anderer arabischer Länder wird sie von ihrem Mann nicht versteckt.
Scharaa nahm seine Frau mit auf seine ersten Auslandsreisen als Präsident, die ihn nach Saudi-Arabien und in die Türkei führten, und wies ihr damit eine öffentliche Rolle zu. Nach Einschätzung von Experten will Damaskus den Westen beruhigen, der wegen Scharaas Vergangenheit als Al-Kaida-Mitglied nach wie vor Zweifel an der neuen syrischen Regierung hat.
Als Nächstes könnte Durubi mit ihrem Mann nach Europa reisen. Bundeskanzler Olaf Scholz hat Scharaa nach Berlin eingeladen, wie die syrische Regierung mitteilte. Auch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Scharaa eine Einladung.
Die ersten Fernsehbilder der 40-jährigen Durubi zeigten sie neben Scharaa an der Kaaba, dem wichtigsten islamischen Heiligtum in Mekka. Wenig später veröffentlichte die türkische Regierung ein Foto von Durubi und Emine Erdogan. Die beiden Präsidentenfrauen trafen sich im Präsidentenpalast von Ankara, während Scharaa und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan politische Gespräche führten.
Die aus dem westsyrischen Homs stammende Durubi und Scharaa haben drei Kinder. Sie sei seine einzige Frau, und er liebe sie sehr, sagte Scharaa bei einem Treffen des Präsidentenpaares mit syrischen Frauen aus dem amerikanischen Exil in Damaskus. Durubi habe bei dem Treffen zeigen können, dass sie keine «unterwürfige Ehefrau» sei, sagt Syrien-Experte Joshua Landis von der Universität Oklahoma. Die Gäste beschrieben Durubi als selbstbewusst, gebildet und elegant.
Vor Assads Sturz im Dezember galt der heutige syrische Staatschef Scharaa als Extremist, dessen Miliz HTS aus der Nusra-Front hervorging, die bis 2016 zu Al-Kaida gehört hatte. Seit dem Umsturz setzt Scharaa alles daran, die reichen arabischen Golfstaaten, die der HTS misstrauen, und das westliche Ausland davon zu überzeugen, dass er keine extremistischen Ziele verfolgt. Er braucht die Araber und den Westen für den Wiederaufbau seines Landes.
Bei diesen Bemühungen gab es einige Rückschläge, etwa seine Weigerung, der deutschen Aussenministerin Annalena Baerbock die Hand zu schütteln. Obwohl viele fromme Muslime den Händedruck mit einer fremden Frau vermeiden, festigte Scharaa im Westen damit den Verdacht, er sei ein Fundamentalist geblieben.
Beim Versuch von Scharaa, sich von seiner dschihadistischen Vergangenheit loszusagen und seine «neue Persona als Staatsmann» aufzubauen, komme Latife al-Durubi grosse Bedeutung zu, sagt Syrien-Experte Landis. Scharaa wolle die Syrer und die Welt von sich überzeugen, meint Landis. Diese Image-Arbeit gehorche einer «sorgfältigen Choreografie», sagt auch Nebahat Tanriverdi, Nahost-Expertin und selbstständige Politik-Beraterin.
Noch sei nicht abzusehen, ob Scharaas Charme-Offensive und der Einsatz seiner Frau erfolgreich sein werden, sagte Tanriverdi dieser Zeitung. Der eigentliche Lackmustest bestehe darin, wie Syrien mit «der Rolle der Frau in Öffentlichkeit und Gesellschaft» umgehe. Das werde die Frage beantworten, ob das neue Image der HTS-Führung «nur kosmetisch ist oder Teil einer wirklichen Transformation». (aargauerzeitung.ch/lyn)
Ich hoffe sehr, dass die Frauen sich frei bewegen, frei entscheiden und zeigen dürfen, ohne Kleiderregeln und Kopftuchreglement. Viva💃🏼
Das Präsidentenpaar Al-Assad wollte auch den Westen dadurch besänftigen, dass es jung und modern erschien... und die Tatsache gut verbarg, dass es extrem geld- und machtgierig war.
Wiederholung der Geschichte?
Nur mit neuen Statisten?