Um einen Regimewechsel ähnlich wie in Libyen 2011 zu verhindern, bot Russland dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad 2015 militärische Unterstützung an. Als Dank dafür erhielt Russland zwei Militärstützpunkte im Land:
Die beiden Basen sind zentrale Elemente der russischen Militärpräsenz im Nahen Osten und stärken die geopolitischen Interessen Moskaus in der Region. Gemäss dem österreichischen Militärhistoriker Markus Reisner ist vor allem der Marinestützpunkt in Tartus von grosser strategischer Bedeutung, weil es für die Russen die einzige Möglichkeit sei, «Kräfte ins Mittelmeer hineinzuprojizieren».
Der Luftwaffenstützpunkt in Hmeimim sei für Moskau primär notwendig gewesen, um das Regime von Assad gegen Rebellen zu stützen. Dies falle nach dem Sieg der Rebellen nun aber weg.
In den letzten Tagen gab es vor allem im Marinestützpunkt in Tartus viel Bewegung. Wie Satellitenaufnahmen zeigen, waren letzte Woche sechs russische Schiffe in der Basis angedockt: drei Fregatten, zwei Versorgungstanker und ein U-Boot. Gemäss neuen Bildern von Montag und Dienstag sind sämtliche Boote aktuell nicht mehr in Tartus.
Wie Gustav Gressel, ehemaliger Experte beim European Council on Foreign Relations (ECFR) der «Deutschen Welle» erklärte, befinden sich die sechs Schiffe für ein Manöver unweit von Tartus im Mittelmeer. Für einen Abzug von Truppen und Kriegsmaterial, wie die ukrainische Online-Plattform «Defense Express» berichtete, gebe es momentan keine Anzeichen. Auch nicht in der Luftwaffenbasis Hmeimim. Dort sei zwar eine erhöhte Tätigkeit von Transportmaschinen zu sehen, aber nicht in dem Ausmass, dass man von einer vollständigen Evakuierung sprechen könne.
Natürlich möchte Russland seine beiden Militärstützpunkte behalten, doch aktuell ist die Lage ziemlich unübersichtlich. Am Freitag hatte Aussenminister Sergej Lawrow russische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aufgerufen, Syrien zu verlassen. Gemäss Kremlsprecher Dmitri Peskow ist derzeit aber kein Abzug aus den beiden Militärbasen geplant.
«Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen. Wir sehen aktuell eine Periode der Transformation, der extremen Instabilität», erklärte Peskow gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax und führte aus: «Es wird natürlich Zeit brauchen, und dann wird es ein ernsthaftes Gespräch mit denen benötigen, die an die Macht kommen.»
Russische Medien berichteten zuletzt, dass die in Syrien an die Macht gekommenen Islamisten, angeführt von der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), Moskau die Sicherheit der Militärstützpunkte vorerst zugesichert hätten. Ob das auch langfristig der Fall sein wird, ist aktuell völlig unklar.
Russland hofft natürlich auf einen Deal, aber was kann Moskau den Rebellen anbieten? Der britische Politologe Mark Galeotti, Autor des Buches «Putins Kriege» glaubt, dass Moskau für die HTS eine Möglichkeit sei, sich aus der aktuellen Abhängigkeit von der Türkei zu diversifizieren. Nahostexpertin Burcu Ozcelik ist allerdings skeptisch, dass die HTS voreilig ein Bündnis mit Russland eingehen und einer langen russischen Militärpräsenz an der syrischen Küste sogleich zustimmen wird. Sie glaubt, dass es lange und intensive Verhandlungen geben werde.
Wenn Russland seine beiden Militärstützpunkte in Syrien verlieren sollte, müsste der Kreml sich nach Alternativen umsehen. Im Mittelmeer kommt laut Experten nur Libyen für einen Marinestützpunkt infrage. Dort unterhält Russland Kontakte zu General Chalifa Haftar, auf dessen Seite einst russische Söldner der «Wagner»-Gruppe kämpften.
Im Roten Meer verhandelt Russland seit Jahren mit dem Sudan über einen Marinestützpunkt, bislang allerdings ohne Erfolg. Schnell realisierbar scheint derzeit keine Alternative, weshalb Russland wohl alles daran setzen wird, seine beiden Stützpunkte in Syrien behalten zu können.
Ich denke nicht dass es den Ländern im Mittelmeer schaden wird wenn diese Präsenz nicht mehr in diesen Raum "hineinprojiziert" wird.
Allerdings werden die zuletzt gefragt. Eine neue Regierung wird dies wohl als Verhandlungsmasse benutzen um den besten Deal zu erreichen.