Die Zahl vermisster Soldaten im Ukraine-Krieg lässt sich auf beiden Seiten nur schwer verifizieren. Ukrainischen Angaben zufolge gelten jedoch derzeit Tausende Mitglieder der Truppe als verschollen.
Nicht alle von ihnen sind tot. Manche überleben in Bunkern, Kellern oder Wäldern – tage-, manchmal wochenlang, ohne Kontakt zur Aussenwelt. Die Gefahr, von russischen Soldaten aufgegriffen und in Gefangenschaft gebracht zu werden, ist gross.
Für das jeweilige Bataillon beginnt in solchen Fällen entsprechend ein Wettlauf gegen die Zeit. Nicht nur die sinkenden Überlebenschancen, auch der Gegner erschwert Rückholaktionen verschwundener Soldaten.
Das 4. Bataillon «Syla Svobody» musste entsprechend kreativ werden. Um einen Kameraden aus einer Stellung in der Region Donezk zu retten, kamen gleich mehrere E-Bikes zum Einsatz.
Wie die Truppe in einem Youtube-Video erklärt, war der Mann mit dem Rufnamen »Tankist« knapp eine Woche allein auf seiner Position, wo er von russischen Soldaten umzingelt war. Seine drei Kameraden waren bei Angriffen durch die russischen Truppen getötet worden. Auch »Tankist" musste sich täglich gegen russische Offensiven verteidigen.
Im Hauptquartier des Bataillons beratschlagten die zuständigen Offiziere über viele Wege, den zunehmend erschöpften Kameraden zu retten. Einen Ausweg hätte es zu Fuss zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gegeben.
Schliesslich entschied man, ihm ein Fahrrad mit Elektromotor zu schicken. Wie der zuständige Kommandeur , Mykola Hrytsenk im Video berichtet, mussten für das schwere E-Bike verschiedene Schwerlastdrohnen getestet werden. Diese werden im Ukraine-Krieg immer häufiger eingesetzt – eigentlich, um Munition zu transportieren.
❗️🇺🇦Ukrainian soldier stuck in gray zone receives drone-delivered electric bike to help evacuate pic.twitter.com/XcgkrfBUr5
— 🪖MilitaryNewsUA🇺🇦 (@front_ukrainian) July 30, 2025
Für die spektakuläre Rettungsaktion entschied man sich dann aber dafür, ein Fahrrad mit einer Seilwinde an der Drohne zu befestigen und diese zu einer geeigneten Tageszeit zu dem Kameraden zu fliegen. Ein erster Versuch scheiterte jedoch bereits daran, dass die Drohne aus ihrem Weg vom russischen Militär abgeschossen wurde.
Bei einem zweiten Versuch brannte der Motor unter der Last des Fahrrads durch und liess das Rettungspaket ebenfalls abstürzen. Laut dem Video aus der Ukraine soll das gelieferte E-Bike mehr als 40 Kilogramm gewogen haben. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Aussagen allerdings nicht.
«Tankist» konnte allerdings mithilfe des E-Bikes tatsächlich aus der russischen Gefahrenzone entkommen. Im Video wird auch der Moment gezeigt, in dem der Soldat von einer anderen ukrainischen Truppe in deren Versteck gebracht wird. Zuvor war er mit dem E-Bike über eine Mine gefahren, die das Rad komplett zerstört hatte.
«Diese Operation hat uns zwei E-Bikes im Wert von rund 100'000 und zwei HeavyShot-Drohnen im Wert von jeweils 15'000 US-Dollar gekostet», gibt der Kommandeur Hrytsenk an. «Aber wir haben dafür das Leben unseres Bruders bekommen.»
Alle im Hauptquartier schrien und weinten, als hätten wir gerade das erste Flugzeug in die Luft gebracht", sagte der zuständige Versorgungsoffizier Mykola Hrytsenko über den Moment, als das Fahrrad ankam. Nach ukrainischen Angaben kostete die Rettungsaktion umgerechnet 2300 Dollar.
Die hier genannten 115000 sind wohl „Hrywnja“ was ungefähr 2250 CHF sind.