Das russische Militär hat eine tägliche dreistündige Feuerpause rund um die umkämpfte syrische Grossstadt Aleppo angekündigt.
Um den Zugang von humanitärer Hilfe in die Stadt zu ermöglichen, würden die russischen Streitkräfte ab Donnerstag täglich von 10 Uhr bis 13 Uhr Ortszeit (9 Uhr bis 12 Uhr MESZ) jeglichen Beschuss unterbrechen, teilte das russische Verteidigungsministerium am Mittwoch in Moskau mit.
Das Verteidigungsministerium sprach von «humanitären Zeitfenstern». Während der Feuerpause werde es weder Angriffe aus der Luft noch mit Artillerie geben, hiess es weiter. Russland unterstützt in dem Konflikt die syrische Führung.
Zum ersten Mal seit Wochen haben unterdessen Transporter mit Nahrungsmitteln die Rebellengebiete im Osten von Aleppo erreicht. Der verhältnismässig kleine Transport habe vor allem aus frischem Gemüse bestanden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit. Doch die gelieferten Mengen seien nicht ausreichend für die bis zu 300'000 Menschen, die sich noch im Osten der Stadt aufhalten, hiess es am Mittwoch.
Der Transport ist schwierig, weil die Wege in die Rebellenviertel immer wieder unter Beschuss geraten. Auf einem Video, das ein Fernsehsender der Opposition in Aleppo veröffentlicht hat, ist zu sehen, wie ein kleiner Transporter mit Tomaten einen Stadtviertel im Osten Aleppos erreicht. Junge Männer beeilen sich, die Kisten so schnell wie möglich abzuladen.
Unterdessen gingen die Angriffe auf die umkämpfte Metropole Aleppo am Mittwoch weiter. Nach Angaben von Aktivisten wurde ein medizinisches Ausbildungszentrum bei Aleppo durch einen Luftangriff getroffen. Die SOHR sprach von mindestens fünf Toten bei einem Angriff «in der Nähe eines medizinischen Instituts».
Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe in Aleppo, die als wichtigstes Schlachtfeld im syrischen Bürgerkrieg gilt. Neben einem Mangel an medizinischer Versorgung gibt es seit Tagen kein fliessendes Wasser in der Stadt. UNO und EU hatten gefordert, die Kampfhandlungen für 48 Stunden einzustellen, um humanitäre Hilfe leisten zu können.
Ende Juli war es Regierungstruppen gelungen, nach jahrelangen Kämpfen den Belagerungsring um die noch von Rebellen gehaltenen Stadtteile zu schliessen. Am Samstag kämpfte ein Rebellenbündnis von Südwesten kommend einen neuen Korridor frei, der aber weiter unter Beschuss durch Artillerie und Luftangriffe des syrischen Regimes und ihrer Verbündeten liegt.
Am Dienstag hatte die syrische Regierung vermeldet, dass sie die Belagerung wieder hergestellt hätte. Die USA und Frankreich haben die Fortsetzung der Syrien-Gespräche an den freien Zugang für Hilfsorganisationen zu den notleidenden Einwohnern Aleppos geknüpft. Es sei wichtig, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren, sagte die UNO-Botschafterin der USA, Samantha Power, nach einer Sitzung des UNO-Sicherheitsrats in New York.
Ihr russischer Kollege Witali Tschurkin erklärte hingegen, es dürfte keine Vorbedingungen für die Syrien-Gespräche geben. Auch Frankreich pochte auf neue Hilfslieferungen für die Einwohner Aleppos. Die Syrien-Gespräche sollen nach UNO-Angaben Ende des Monats in Genf fortgesetzt werden.
(sda/dpa)