«Historisch und überwältigend»: Syrien feiert ein Jahr ohne Assad
Hunderttausende Menschen feiern in Syrien den ersten Jahrestag des Sturzes der Assad-Herrschaft. Landesweit finden nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana Feierlichkeiten, Militärparaden und Kundgebungen statt.
Bis zum Abend werden die Feiern fortgesetzt. In der Hauptstadt Damaskus sind am zentralen Umajaden-Platz seit den frühen Morgenstunden Zehntausende Menschen zusammengekommen. Mit Fahnen, Musik und Sprechchören feiern die Menschen das «erste Jahr der Befreiung.» Teilnehmer beschrieben den Tag als «historisch.»
Am Vormittag wurde dort eine Militärparade abgehalten. Höhepunkt der zentralen Veranstaltung war der öffentliche Auftritt von Präsident Ahmed al-Scharaa, der in Militäruniform erschien und von einer erhöhten Tribüne aus die Militärparade beobachtete. Al-Scharaa salutierte den vorbeiziehenden Einheiten und würdigte staatlichen Medien zufolge die Soldaten, die an den Kämpfen beteiligt gewesen waren.
Paragliders fly over the crowds gathered in Syria’s capital for an official celebration marking one year since Bashar al-Assad was overthrown.#Syria pic.twitter.com/TIm9qgKPo0
— Al Arabiya English (@AlArabiya_Eng) December 8, 2025
«Ein Tag wie kein anderer»
«Dieser Tag ist wie kein anderer in der Geschichte Syriens», sagte einer der Anwesenden der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Freude der Menschen sei überwältigend. Ein weiterer Teilnehmer ist aus Aleppo angereist, um die Militärparade zu sehen. «Diese Kämpfer – unter ihnen mein Sohn – und die Waffen, die dort präsentiert wurden, sind ein Stolz für alle Syrer», sagte er.
Drei Millionen Syrer kehren zurück – UN mahnt mehr Hilfe an
Seit dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad vor genau einem Jahr sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR mehr als drei Millionen vertriebene Syrer in ihre Heimat zurückgekehrt.
Der Sturz habe ein «einzigartiges Fenster der Hoffnung auf Frieden und Stabilität geöffnet», berichtete das UNHCR aus Damaskus. Allerdings brauchten die Menschen dringend mehr Unterstützung beim Wiederaufbau, um die Stabilität zu festigen.
Mehr als 1,2 Millionen Menschen seien vor allem aus den Nachbarländern zurückgekehrt, mehr als 1,9 Millionen intern Vertriebene lebten inzwischen wieder in ihren Heimatdörfern. Viele weitere Menschen hätten den Wunsch auf baldige Rückkehr geäussert. Sie bräuchten aber Perspektiven.
Die Vereinten Nationen helfen unter anderem beim Wiederaufbau von Häusern und Infrastruktur. Nach 14 Jahren Kämpfen liegen aber viele Schulen, Spitäler und Wasserversorgung noch brach. Grosse Gefahr geht nach UNHCR-Angaben auch von nicht explodierten Munitionsrückständen aus.
Es sei die Verantwortung der neuen syrischen Regierung, Sicherheit und ein Umfeld zu schaffen, damit mehr Menschen zurückkehren könnten, so das UNHCR. Die internationale Gemeinschaft müsse dies aber finanziell unterstützen. Von den 1,5 Milliarden US-Dollar, die das UNHCR für Rückkehrhilfe in diesem Jahr veranschlagt hatte, sei bislang aber nur ein Drittel zusammengekommen.
Vor einem Jahr wurde Langzeitmachthaber Baschar al-Assad von einer Rebellenallianz gestürzt. Damit wurde die mehr als 50-jährige Herrschaft der Assad-Familie über Syrien beendet. (rbu/sda/dpa)
