Chalid Scheich Mohammad, der mutmassliche Chefplaner der Anschläge des 11. Septembers 2001, hat Barack Obama offenbar einen langen Brief geschrieben. Aus seiner Zelle im Gefangenenlager Guantanamo Bay verfasste er im Januar 2015 ein 18 Seiten umfassendes Schreiben, das von den Behörden aber zurückbehalten wurde, weil sie es als Propaganda einstuften. Ein Militärrichter hat im Januar entschieden, es dem scheidenden US-Präsidenten praktisch in den letzten Tagen seiner Amtszeit zuzustellen. Die Zeitung Miami Herald hat nun Auszüge aus dem Brief veröffentlicht.
Schon im Briefkopf wird klar, dass Mohammad eine grosse Abrechnung mit den USA beabsichtigt:
«Im Namen Gottes des Barmherzigen Brief des gefangenen Gotteskriegers Chalid Scheich Mohammad an den Kopf der Schlange, Barack Obama, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Das Land der Unterdrückung und der Tyrannei»
bild via miami herald
In seinem Brief verspottet er den Präsidenten als «klugen Anwalt, der sich mit Menschenrechten gut auskennt» und «seinen Feind ohne Gerichtsprozess töten und seine Leiche ins Meer werfen kann, statt ihn seiner Familie zu übergeben oder ihn anständig zu begraben.» Dies ist eine Anspielung auf die Tötung Osama Bin Ladens, der Al-Kaida-Chef kommt mehrmals in dem Brief vor. So auch hier:
«Ich werde gerne in meiner Einzelzelle für den Rest meines Lebens zu Gott beten und Ihm alle meine Sünden und Misstaten beichten. Und wenn Ihr Gericht mich zum Tod verurteilt, werde ich sogar noch lieber meinem Gott und seinen Propheten entgegentreten und alle meine Freunde wiedersehen, die Sie überall auf der Welt zu Unrecht getötet haben, und Scheich Osama Bin Laden wiedersehen.»
bild via miami herald
Noch öfter als Bin Laden erwähnt Mohammad den Nahostkonflikt:
«An Ihren Händen klebt immer noch das Blut unserer Brüder und Schwestern und der Kinder, die in Gaza getötet wurden.»
Dieser sei auch der Grund für 9/11:
«Die Kriegsverbrechen in Palästina seit 1948 und die aktuellen in Gaza sind die einfachste Erklärung, warum 9/11 passierte und in Zukunft vielleicht erneut passiert.»
bild via miami herald
Ob Obama den Brief gelesen hat, ist nicht bekannt. Chalid Scheich Mohammad verbrachte drei Jahre in geheimen CIA-Gefängnissen im Ausland und wurde mehrmals gefoltert. Dem 52-Jährigen wird vorgeworfen, die Terroranschläge vom 11. September 2001 geplant zu haben. Die Anklage fordert die Todesstrafe.
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Die beliebtesten Kommentare
Angelo C.
09.02.2017 20:48registriert Oktober 2014
Interessant, auch der Inhalt des Drohbriefes....
Was man jedoch nicht richtig nachvollziehen kann ist, dass eine Behörde und ein Richter so ein Schreiben - aus der Zelle raus geschrieben - ihrem Staatspräsidenten, an den das Schreiben ja auch explizit gerichtet war, eigenmächtig nicht aushändigen. Dafür an Stelle Obamas urteilten, ob der Brief des 9/11-Organisators für diesen wichtig und lesenswert war 🤔!
So ein Vorgehen halte ich schlicht für skandalös und wäre ich Obama gewesen, hätte ich die Betreffenden selbst nach zwei Jahren noch ordentlich gemassregelt.
"Im April 2009 wurden von US-Präsident Barack Obama interne Papiere des Geheimdienstes CIA veröffentlicht, die die Existenz eines polnischen Geheimgefängnisses bestätigen und die belegen, dass Mohammed allein im März 2003 183-mal durch Waterboarding gefoltert wurde, im Schnitt achtmal pro Tag.[7]
Im Verlauf der Verhöre gab Chalid an, bei einem Treffen um die Jahreswende 1999/2000 in Afghanistan mit Mohammed Atta, Ziad Jarrah und Marwan Alshehhi, drei der mutmaßlichen Piloten der Terroranschläge vom 11. September, und Osama bin Laden dabei gewesen zu sein."
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