International
Türkei

«Lasst uns wenigstens zusammen sterben» – Betroffene schildern Erdbeben

Video: watson/lucas zollinger

«Lasst uns wenigstens zusammen sterben» – so erlebten Betroffene die Erdbeben

Bei den Erdbeben in der Türkei und Syrien kamen bislang über 2400 Menschen ums Leben. Tausende weitere wurden verletzt. Erste Augenzeugenberichte bei BBC zeigen, wie heftig die Situation für die Bewohnerinnen und Bewohner war.
06.02.2023, 18:2507.02.2023, 13:10
Mehr «International»

Es war 04.17 Uhr Ortszeit, als Erdem, in Gaziantep im Süden der Türkei, vom Erdbeben aus dem Schlaf gerissen wurde.

Er sagt gegenüber BBC: «So etwas habe ich noch nie gespürt.» Er und seine Familie seien mindestens dreimal sehr stark geschüttelt worden. Die Menschen seien zu ihren Autos gegangen, um den beschädigten Gebäuden zu entkommen, sagt er. Er folgert: «Ich kann mir vorstellen, dass keine einzige Person in Gaziantep mehr in ihrem Haus ist.»

«Es gibt ein Erdbeben, lasst uns wenigstens zusammen an einem Ort sterben»
Nilüfer Aslan

Mehr als 209 Kilometer weiter westlich, in Adana, war Nilüfer Aslan überzeugt, dass sie und ihre Familie sterben würden, als das Beben ihre Wohnung im fünften Stock erschütterte. Auch sie erklärt, dass sie so etwas noch nie erlebt habe. «Ich sagte zu meiner Familie: ‹Es gibt ein Erdbeben, lasst uns wenigstens zusammen an einem Ort sterben.› Das war das Einzige, was mir in den Sinn kam», so Aslan.

Als das Beben aufhörte, floh Aslan nach draussen, da sah sie, dass vier Gebäude in der Nähe ihres Hauses eingestürzt waren.

Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien

1 / 15
Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
In der türkischen Provinz Idlib wurden zahlreiche Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Zivilschutzangehörige durchsuchen die Trümmer nach Überlebenden.
quelle: keystone / ghaith alsayed
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Im 482 Kilometer weiter östlich gelegenen Diyarbakir strömten die Menschen auf die Strassen, um den Rettungskräften zu helfen. «Überall war Geschrei zu hören», sagt ein 30-jähriger Mann der Nachrichtenagentur Reuters. «Ich fing an, mit meinen Händen Steine wegzuziehen. Wir zogen die Verletzten heraus, aber die Schreie hörten nicht auf.»

Muhittin Orakci, ebenfalls aus Diyarbakir, berichtet, dass sieben Mitglieder ihrer Familie unter den Trümmern begraben seien. «Meine Schwester und ihre drei Kinder sind dort. Und auch ihr Mann, ihr Schwiegervater und ihre Schwiegermutter», sagt er der Nachrichtenagentur AFP.

Aleppo, eine Stadt in Syrien, liegt etwa zwei Autostunden vom Epizentrum entfernt. Auch hier stürzten mehrere Gebäude ein. Der Leiter des Gesundheitswesens, Ziad Hage Taha, sagt, es gebe sehr viele Verwundete.

«Wir brauchen die Hilfe aller, um unsere Menschen zu retten.»
Ismail Al Abdullah

Ismail Al Abdullah – ein Retter der syrischen Hilfsorganisation White Helmets – war in Sarmada nahe der Grenze zur Türkei im Einsatz, um Überlebende zu retten. Er sagt, dass viele Gebäude in verschiedenen Städten und Dörfern im Nordwesten Syriens durch das Erdbeben zerstört worden seien. «Der Nordwesten Syriens ist jetzt ein Katastrophengebiet. Wir brauchen die Hilfe aller, um unsere Menschen zu retten», so Al Abdullah. (jub)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
1 / 15
Die Schäden der schweren Erdbeben in der Türkei und Syrien
In der türkischen Provinz Idlib wurden zahlreiche Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Zivilschutzangehörige durchsuchen die Trümmer nach Überlebenden.
quelle: keystone / ghaith alsayed
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Das könnte dich auch noch interessieren:
4 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
4
    Kardinal Parolin: «Auf die Annahme der Papstwahl folgte langer Applaus»

    Der italienische Kurienkardinal Pietro Parolin hat sich zufrieden über die Wahl von Papst Leo XIV. zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche geäussert. Der Kardinalstaatssekretär, der vor dem Konklave selbst als Favorit gegolten hatte, schrieb: «Ich glaube, ich verrate kein Geheimnis, wenn ich schreibe, dass ein sehr langer und herzlicher Beifall auf die Annahme (der Wahl) folgte, die ihn zum 267. Papst der katholischen Kirche machte.» Zugleich bekundete er Freude, dass sich die Kardinäle innerhalb von nur 24 Stunden auf den Nachfolger von Papst Franziskus einigen konnten.

    Zur Story