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Dieser eine Spruch markierte einen Wendepunkt. Seither blickt die Welt anders auf Wolodymyr Selenskyj. Und auf die Ukrainerinnen und Ukrainer, die sich den russischen Invasoren unter Einsatz ihres Lebens entgegenstellen. Man ertappt sich selbst bei der Frage: Haben diese tapferen Leute vielleicht wirklich eine Chance, die Russen zu stoppen?
Der Präsident der Ukraine jedenfalls glaubt daran. Nein, er wettet sein Leben darauf. Das dokumentierte er in einer Art, wie man sie sonst nur aus Filmen kennt. Auf das Angebot der USA, ihn aus der bedrohten Hauptstadt Kiew zu fliegen, antwortete Selenskyj in Sylvester-Stallone-Manier:
In den sozialen Medien geniesst Selenskyj seither Kultstatus. Für 20 Euro verkauft Amazon T-Shirts mit dem Spruch des Präsidenten und seinem Konterfei.
Trotz seines Hintergrundes als Fernsehkomiker wirken Selenskyjs Auftritte nicht inszeniert. Er macht vielmehr den Eindruck, als hätte er seine historische Mission erkannt und angenommen. Ein Präsident, der persönlich zur Waffe greift und sein Land verteidigt? Vergleichbar ist das allenfalls noch mit George Washington, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg vor einem Vierteljahrhundert an vorderster Front die Engländer vertrieb.
Selenskyjs Heldenstatus wird vom Umstand befeuert, dass im Laufe der Woche drei Attentatsversuche auf ihn vereitelt wurden. Die paramilitärische Wagner-Gruppe soll es versucht haben, genau wie ein Killerkommando aus Tschetschenien. Sie seien von Kriegsgegnern innerhalb des russischen Geheimdienstes verraten worden, schreibt die britische «Times».
Und so kommt es, dass Selenskyj bisweilen gar mit Winston Churchill verglichen wird, der 1940 zum Kampf gegen Hitlers Nazi-Deutschland aufrief. Angesprochen auf den Churchill-Vergleich antwortete Selenskyj vor ein paar Tagen trocken:
Ob Selenskyjs Mission erfolgreich sein wird, weiss niemand. Militärexperten dämpfen die Hoffnungen. Die Feuerkraft der russischen Armee sei schlicht zu gross. Die Militärhilfe aus dem Westen müsse noch weiter hochgefahren werden, dass die Ukrainer überhaupt eine Chance hätten. Und auch Selenskyjs Tonfall verschärfte sich zuletzt. Nachdem die russische Armee in der Nacht zuvor das grösste Atomkraftwerk auf dem Kontinent, Saporischschja, bombardierte, forderte Selenskyj:
Auch in Sachen militärischer Unterstützung wird Selenskyj eindringlicher. Die russischen Luftangriffe sind für die Ukrainer fatal, sie haben den Jets und deren Bomben nichts entgegenzusetzen. Der Westen solle eine Flugverbotszone durchsetzen, fordert der Präsident:
Tags zuvor versuchte er bereits den Westen aufzurütteln. Selenskyj warnte:
Der Wandel im Tonfall hat mit der sich verschlimmernden Situation im Kriegsgebiet zu tun. Cherson und andere Städte werden zerbombt und belagert. Tausende Ukrainerinnen und Ukrainer wurden bereits von russischen Raketen, Panzern und Artilleriegeschützen getötet. Und ein Ende ist nicht abzusehen.
Dass Putin tatsächlich soweit gehen würde, hat Selenskyj nicht kommen sehen. Zumindest öffentlich hat der Präsident die Bedrohung lange heruntergespielt. Ende Januar, als der russische Truppenaufmarsch an der Grenze in vollem Gange war und die Nato sich bereits höchst alarmiert zeigte, sagte Selenskyj noch:
Kritisiert wurde Selenskyj, weil er seine eigenen Zustimmungswerte nicht aufs Spiel setzen wolle, in dem er seinen Landsleuten Angst einjagt. Parteiübergreifend meldeten sich Parlamentarier sowie sein Amtsvorgänger zu Wort und beschwörten Selenskyj, das Militär in Alarmbereitschaft zu versetzen. Von selbst reagierte er nicht.
Mit Kriegsbeginn wandelte sich seine Rolle jedoch spektakulär. Und dabei trat und tritt er nicht nur kämpferisch auf, sondern auch versöhnlich. In seiner bislang aufwühlendsten Rede sprach Selenskyj direkt zum russischen Volk:
Selenskyj bietet auch Putin noch immer eine ausgestreckte Hand an. Er will das Gespräch mit dem Kremlchef, will verhandeln. Militärisch wird Selenskyj Putin kaum besiegen können. Schafft er es jedoch, diesen Krieg auf dem Verhandlungsweg zu beenden, wird sein Heldenstatus in der Ukraine und darüber hinaus noch weiter wachsen. (aargauerzeitung.ch)
Genau das kann Putin am wenigsten brauchen. Selenskyj würde immer über ihm stehen, als der Mann, der Putin in die Knie zwang. Putin wollte diese Rolle als „Befreier“ eigentlich für sich beanspruchen.
Aber auch wenn Selenskyj sterben sollte, wird er als Märtyrer in die Geschichte eingehen und Legende sein.
Putin wird verlieren, egal wie dieser Krieg ausgeht.
Go Ukraine - Free Ukraine 🇺🇦🇺🇦