
Die ukrainische Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matviitchouk gehört zu den Unterzeichnern des Aufrufs für ein härteres Vorgehen gehen Russlands Despoten.Bild: imago-images.de
In einem offenen Brief rufen hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter 40 Nobelpreisträger, zu mehr westlicher Unterstützung der Ukraine auf. Und sie warnen vor zu laschem Vorgehen gegen Putin.
28.03.2024, 19:2728.03.2024, 23:11
Monja Stolz / t-online
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«Als Mitglieder der internationalen akademischen Gemeinschaft sind wir zutiefst besorgt», heisst es in einem offenen Brief, in dem sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ein entschlosseneres Vorgehen gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin einsetzen.
«Wir sind entschlossen, dass sich München 1938 nicht wiederholt!»
Wer hat unterzeichnet?
Bislang 40 Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger fordern dort, dass Staats- und Regierungschefs weltweit die Ukraine-Unterstützung deutlich ausweiten. «Wir rufen die Anführer der Welt auf, die Hilfe für die Ukraine drastisch zu erhöhen. Die Ukraine muss gewinnen, nicht nur 'nicht verlieren'», heisst es in dem Schreiben von Mittwoch.
Unter den Unterzeichnenden sind unter anderem auch die Schriftstellerinnen Elfriede Jelinek aus Österreich und die Rumäniendeutsche Herta Müller sowie die ukrainische Friedensnobelpreisträgerin Oleksandra Matwijtschuk.
Der Brief appelliert aber nicht nur für mehr Ukraine-Unterstützung, sondern warnt gleichzeitig vor der Gefahr durch Putin für die globale Gemeinschaft. Erwähnung findet dabei auch der in russischer Haft gestorbene Oppositionspolitiker Alexej Nawalny. Im Brief heisst es:
«Die umfassende Aggression gegen die Ukraine und die Ermordung von Alexej Nawalny zeigen, dass die Bedrohung auf eine neue Stufe eskaliert ist und machen deutlich, dass Putins Regime keine Grenzen mehr kennt, was die Verletzung von Menschenrechten und internationalen Normen angeht.»
Und weiter:
«Die Schrecken der Weltkriege im 20. Jahrhundert haben gezeigt, dass die Menschheit ihre Selbstzerstörung nur durch die Aufrechterhaltung demokratischer Grundsätze und die Wahrung der internationalen Menschenrechtsnormen verhindern kann. Putins Regime aber tritt zynisch diese Grundsätze mit Füssen.»
Was fordern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler?
Deutlich mehr Unterstützung der Ukraine
Schnelle Hilfe werde Menschenleben retten, und ein Sieg über Putin gebe Millionen Russen «Hoffnung auf eine demokratische Zukunft».
Unterstützung der demokratischen Opposition in Russland
Dazu heisst es: «Die Weltgemeinschaft muss sich zusammentun, um politische Gefangene zu schützen, die derzeit in Russland gefoltert werden.»
Unterstützung für mutige Russinnen und Russen
Konkret: Unterstützung russischer Bürgerinnen und Bürger, die wegen ihrer demokratischen und kriegsfeindlichen politischen Überzeugungen von Verfolgung bedroht seien und Asyl bräuchten.
Stärkung demokratischer Anti-Putin-Organisationen
Dazu gehöre auch die Unterstützung unabhängiger russischer Medien.
Die Nicht-Anerkennung von Putins rechtswidrigem Machterhalt
Ungeachtet seiner Propaganda suche Putins Regime verzweifelt nach Anerkennung durch die Weltgemeinschaft: «Wenn die Staats- und Regierungschefs sich weigern, die Wiederwahl Putins anzuerkennen, senden sie die klare Botschaft, dass die Welt ihn nicht länger als ‹Partner› betrachten kann.»
Warum ist das wichtig?
Die Forderungen richten sich an «die führenden Politiker der Welt». Viele Regierungen unterschätzten noch immer die von Putin ausgehende Gefahr, heisst es in dem Brief. Sie nutzten nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel, um Putin zu stoppen. Und weiter:
«Die Geschichte lehrt uns, dass die Beschwichtigung eines Aggressors weitere Verbrechen gegen die Menschheit begünstigt. Kein vorübergehender Nutzen kann dies rechtfertigen. Wir sind entschlossen, dass sich München 1938 nicht wiederholt!»
Die 40. Unterschrift stammt von der International Memorial Association – eine russische Menschenrechtsorganisation, die 2022 in Russland behördlich aufgelöst wurde und im selben Jahr den Friedensnobelpreis erhielt. Zum jetzigen Zeitpunkt enthält der Brief zudem Unterschriften von fast 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Quellen
(t-online/dsc)
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