In Kiew hofft man jetzt auf Gott. Christliche Gemeinden in der Drei-Millionen-Metropole haben am Sonntag damit begonnen, stündliche Schutzgebete für die Ukraine zu organisieren. Mit dem «Gebetsschild», so die Hoffnung der Gläubigen, könne die immer wahrscheinlicher werdende Attacke der russischen Truppen vielleicht doch noch abgewendet werden.
Weniger gläubige Ukrainer gingen am Wochenende zu tausenden auf die Strasse der Hauptstadt und skandierten «Die Ukrainer werden Widerstand leisten» und «Sag Nein zu Putin».
Doch das blau-gelbe Fahnenmeer in den Strassen der grössten Stadt der Ukraine konnte nicht darüber hinwegtäuschen: Hinter der Fassade von Einigkeit und Mut sieht es düster aus für das Land. Olena, die in der Hauptstadt als Übersetzerin arbeitet und noch Ende der vergangenen Woche beim Kaffee am Maidan stolz von den Cello-Lektionen ihres Sohnes erzählte, schreibt jetzt:
Ihr Mann versuche zwar, sie zu beruhigen. «Aber es sieht nicht gut aus.»
Bis vor wenigen Tagen staunte die Welt über die stoischen Ukrainerinnen und Ukrainer, die ihren Alltag ohne jegliche Einschränkungen genossen und sich über die Kriegswarnungen aus Washington (siehe Kontext) ganz genau null Gedanken zu machen schienen. Die Ukraine sei sich Krieg gewöhnt. Man habe mit der russischen Aggression zu leben gelernt. Und überhaupt: Putin wolle doch nur drohen, hiess es, wen immer man landauf landab nach den Gründen seiner Unbekümmertheit fragte.
Was also hat sich geändert? Das diplomatische Tauziehen zwischen Moskau und dem Rest der Welt ging die vergangenen Tage ohne Durchbruch weiter. Auch der Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz in Kiew und Moskau diese Tage dürfte daran nichts ändern. Putin hält an seinen Maximalforderungen fest und lässt seine Truppen Kriegsszenarien üben.
Neu hinzugekommen ist am Wochenende aber eine explizite Warnung aus Washington: Die russische Attacke könnte am Mittwoch, 16. Februar erfolgen - und zwar mit einem Luftangriff, gefolgt von einem massiven Truppeneinmarsch, heisst es in einem Briefing des Auslandgeheimdienstes CIA. So konkret wurde die Bedrohung bislang nicht benannt.
Moskau bezeichnete die Vorwürfe als lächerlich. Doch mehrere westliche Länder haben damit begonnen, ihre Diplomaten ausser Landes zu fliegen, darunter Tschechien, die Slowakei, Italien und auch Russland selber.
Zahlreiche Regierungen haben Reisewarnungen für die Ukraine verhängt, darunter auch Deutschland. Die niederländische Fluggesellschaft KLM hat ihre Flugverbindungen in die Ukraine eingestellt. Und Israel hat am Sonntag in den Chor jener Länder eingestimmt, die alle Staatsangehörigen dazu aufrufen, die Ukraine «sofort zu verlassen».
Die Schweiz sieht die Lage nach wie vor etwas entspannter. Zwar hat das Aussendepartement EDA seine Reisehinweise für die Ukraine angepasst und rät von nicht-dringenden Reisen ins Land ab. Eine Empfehlung zur sofortigen Ausreise sei jedoch verfrüht, teilte das EDA mit. Auch die Schweizer Botschaft in Kiew bleibt wie gewohnt offen und hält den Normalbetrieb aufrecht.
Ob es zu einem eigentlichen Exodus aus der Ukraine kommt, werden die kommenden Tage zeigen. Ukrainer brauchen für die Einreise in den Schengenraum kein Visum. Die Türen zu Europa stehen ihnen grundsätzlich offen. (aargauerzeitung.ch)
auch Russland: „Wir ziehen mal vorsichtshalber unsere Diplomaten aus der Ukraine ab.“
Ganz mein Humor…
Aber sie beobachtet die Situation ganz genau und ist in engem Kontakt mit den Kantonen.
"Was man mit Gewalt gewinnt, kann man nur mit Gewalt behalten." (Mahatma Gandhi)