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Ukraine

So reagiert US-Präsident Donald Trump auf den Brief von Selenskyj

epa11930784 Ukrainian President Volodymyr Zelensky (L) talks with US President Donald Trump (C) and US Vice President JD Vance (R) in the Oval Office of the White House in Washington, DC, USA, 28 Febr ...
Der Eklat vom letzten Freitag im Weissen Haus wirkt noch immer nach.Bild: keystone

Selenskyj schickt Trump Brief – so hat der US-Präsident darauf reagiert

Nach dem Eklat im Weissen Haus gibt es wieder Zeichen für eine Annäherung zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj.
05.03.2025, 07:4607.03.2025, 14:51
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Trump begrüsste, dass sich der ukrainische Präsident in einem Brief zu Friedensverhandlungen bereiterklärt habe. «Ich weiss das zu schätzen», sagte der US-Präsident bei seinem Auftritt vor dem Kongress in Washington. Selenskyj habe in dem Brief auch seine Dankbarkeit für die Hilfe der USA betont.

Selenskyj war vergangene Woche bei seinem Besuch im Weissen Haus vor den Augen der Weltöffentlichkeit mit Trump und dessen Vize J.D. Vance aneinandergeraten, die ihn mit schweren Anschuldigungen überzogen. Einer ihrer Vorwürfe lautete, dass der ukrainische Staatschef sich nicht dankbar genug zeige für die Unterstützung der USA im Verteidigungskrieg gegen Russland.

Selenskyj zog Trumps Unmut auch damit auf sich, dass er die US-Regierung vor Kremlchef Wladimir Putin zu warnen versuchte, Diplomatie als untaugliches Mittel im Umgang mit dem russischen Präsidenten bezeichnete und Sicherheitsgarantien für sein Land forderte. Trump machte die Ukraine für den russischen Angriffskrieg mitverantwortlich und behauptete, Putin wolle Frieden. Nach dem Streit ordnete er an, die US-Militärhilfe für die Ukraine bis auf Weiteres zu stoppen.

Der US-Präsident zitierte nun bei seiner Rede Passagen aus dem Brief Selenskyjs. Der Ukrainer habe darin erklärt: «Mein Team und ich sind bereit, unter der starken Führung von Präsident Trump daran zu arbeiten, einen dauerhaften Frieden zu erreichen.» Die Ukraine sei auch jederzeit bereit, das von den USA gewünschte Rohstoffabkommen zu unterzeichnen, behauptete Trump unter Verweis auf das Schreiben Selenskyjs. Der ukrainische Präsident hatte sich zuvor auch ähnlich lautend auf der Plattform X zu Wort gemeldet.

Tweet von Selenskyj
Screenshot: x.com

«Partnerschaftliche Beziehungen zu Amerika wichtig»

In seiner abendlichen Videobotschaft sagte Selenskyj, die Ukraine sei zwar auf die aktuelle Lage vorbereitet und könne sich verteidigen. «Aber für uns sind normale, partnerschaftliche Beziehungen zu Amerika wichtig für eine tatsächliche Beendigung des Kriegs.»

Auch Militärexperten zufolge wird die Front in der Ukraine nach dem Stopp der US-Waffenlieferungen wohl kaum sofort zusammenbrechen. Insgesamt verschlechtert sich die Lage für die Verteidiger dadurch aber deutlich, da die russischen Truppen weiter Druck machen und die USA bislang der wichtigste Unterstützer und grösste Waffenlieferant der Ukraine waren.

Der Generalstab in Kiew sprach in seinem abendlichen Lagebericht von zuletzt rund 100 Zusammenstössen auf den Schlachtfeldern entlang der Front. Die ukrainischen Streitkräfte sind dabei weiter in der Defensive. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Kämpfe auch entlang der über lange Zeit stabilen Front im Süden der Ukraine wieder verstärkt aufgeflammt sind. Schwerpunkt der Kämpfe ist aber weiterhin die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk.

Selenskyj bedauert Eklat – und will gegenseitigen Respekt

Die Hilfe der USA sei zurzeit das Wichtigste, räumte Selenskyj ein. Er habe seine Gefolgsleute angewiesen, offizielle Informationen aus den USA zum bisher nur über die Medien verkündeten Lieferstopp für Rüstungsgüter einzuholen. Den Eklat bei seinem Treffen mit Trump bezeichnete er noch einmal als bedauerlich. «Aber jetzt ist es nötig, die Kraft dafür zu finden, weiterzugehen, einander zu respektieren, so wie wir immer Amerika, Europa und alle Partner respektiert haben, und gemeinsam alles zu tun, um den Frieden näherzubringen», sagte Selenskyj. Den USA dankte er erneut für die bisher bereits geleistete Hilfe.

Das Treffen von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj eskalierte.Video: extern

Schon zuvor hatte Selenskyj in sozialen Netzwerken sein Bedauern über die gescheiterten Verhandlungen im Weissen Haus zum Ausdruck gebracht und seine Bereitschaft erklärt, «die Dinge in Ordnung zu bringen». Durch den Streit beim Treffen mit Trump und Vance am Freitag wurde auch die Unterzeichnung der angedachten Rohstoff-Vereinbarung zwischen den USA und der Ukraine abgesagt.

Trump: Müssen mit beiden Seiten reden

Trump sagte beim Auftritt im US-Kongress, seine Regierung führe ernsthafte Gespräche mit Moskau und habe «starke Signale» erhalten, dass auch Russland bereit sei, Frieden zu schliessen. «Wäre das nicht schön?», schob Trump nach. «Es ist an der Zeit, diesen Wahnsinn zu beenden. Es ist an der Zeit, das Töten zu beenden. Es ist an der Zeit, den sinnlosen Krieg zu beenden.» Dazu sei es nötig, mit beiden Seiten zu reden.

(pre/sda)

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Firefly
05.03.2025 08:47registriert April 2016
"Trump: Müssen mit beiden Seiten reden"

Ja, dann redet mit Putin doch endlich mal tacheles, so wie ihr mit Selensky redet! Sagt ihm er soll seine Soldaten einpacken und das Land verlassen.

Habt ihr Angst vor Putin? Seid ihr zu schwach?
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Chapmes
05.03.2025 08:48registriert Juli 2020
"Trump machte die Ukraine für den russischen Angriffskrieg mitverantwortlich und behauptete, Putin wolle Frieden."
Was für ein Fiebertraum.
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Firefly
05.03.2025 08:48registriert April 2016
Ich will Putin von Trump so vorgeführt bekommen wie Selensky im TV.

Dann kann man auf gleicher Augenhöhe verhandeln. Denn nur so kann man verhandeln, auf gleicher Augenhöhe. Alles andere ist Erpressung.
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    Donald Trump: Gaga oder genial?
    KI-Papst-Bild, Wiedereröffnung von Alcatraz: Alles nur Clickbait und Ablenkung. Oder steckt mehr dahinter?

    Einige Publizistik-Professoren und ein (kleiner) Teil der watson-Kommentatoren sind besorgt: Viel zu viele Trump-Artikel, klagen sie. Selbst wenn sie kritisch sind, nützten diese Artikel dem pathologischen Narzissten im Weissen Haus, und für die Medien seien sie klassisches Clickbait, will heissen ein unsauberes Mittel, User mit Geschichten ohne Relevanz anzulocken. Deshalb die Forderung, man solle dem Möchtegern-König weit weniger Platz einräumen.

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