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Ukraine

Russischer Bürgerrechtler warnt: Russland ist grosse Gefahr für Europa

FILE ? Oleg Orlov, the co-chair of the Nobel Peace Prize-winning human rights group Memorial, gestures while in a glass defendants? cage in a court in Moscow, Russia, on Feb. 27, 2024, for a new trial ...
Russland sei eine grosse Gefahr für Europa, sagt Oleg Orlow, der in seinem Heimatland hinter Gitter landete, weil er Putins Krieg kritisierte. Bild: keystone

Russischer Bürgerrechtler warnt Europa vor «brutalem Imperium» an seinen Grenzen

Der in Deutschland lebende russische Oppositionelle Oleg Orlow vertritt eine klare Meinung zum Ukraine-Krieg. Und er warnt vor falschen Kompromissen mit dem Kreml.
31.10.2024, 19:1831.10.2024, 22:19
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Der prominente russische Bürgerrechtler Oleg Orlow plädiert für eine umfassende Unterstützung der Ukraine zur Abwehr des von Moskau aufgezwungenen Krieges.

«Man muss der Ukraine unbedingt helfen, denn eine Niederlage hätte schreckliche Folgen für sie wie auch für mein Land», sagte der im Exil lebende Mitbegründer der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Der 71-Jährige mahnte die europäischen Länder, sich nicht vom russischen Präsidenten Wladimir Putin einschüchtern zu lassen. Er betont:

«Wenn Ihr in Europa den Aggressor besänftigen wollt, werdet Ihr an Euren Grenzen ein schreckliches, brutales, aggressives Imperium haben. Ich verstehe die Politiker in Europa nicht, die das nicht verstehen.»
Oleg Orlov, co-chair of the Nobel Peace Prize-winning human rights group Memorial, listens to questions during an interview with The Associated Press in Berlin, Germany, Thursday, Aug. 8, 2024. (AP Ph ...
Oleg Orlow ist auch Ko-Vorsitzender der 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Menschenrechtsgruppe Memorial.Bild: keystone

Warum warnt Orlow vor falschen Kompromissen?

Seinen Gesprächen in Deutschland nach zu urteilen sehe ein Teil der Politiker die Gefahr, sagte Orlow.

«Aber es gibt auch Kräfte, die um ihrer Wähler willen, um ihrer Mandate im Bundestag willen zu Kompromissen bereit sind, die zu einer Katastrophe führen werden.»

Er dürfte damit insbesondere die populistischen Parteien AfD und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) meinen, die von der russischen Regierung unterstützt werden.

Zuletzt hatten sich aber auch Exponenten der in der Regierungsverantwortung stehenden Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) auffallend russlandfreundlich geäussert. Der neue SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sprach sich für den umstrittenen Putin-Lobbyisten und Altkanzler Gerhard Schröder aus.

Was würde ein Sieg der Ukraine bedeuten?

In der militärischen Unterstützung für die Ukraine und einer möglichen Niederlage Moskaus liege die wichtigste Chance für eine künftige Demokratisierung Russlands, sagte Orlow.

«Ich kann nicht sagen, dass dies hundertprozentig zu einem Sturz von Putins Regime führen wird. Aber sein Sieg führt hundertprozentig zu einer Stabilisierung des Regimes und dazu, dass nach Putin wieder Putin kommt.»

Es lasse sich deshalb nicht sagen, was taktisch wichtiger sei: «Im Kampf gegen den Krieg wird Putin bekämpft und im Kampf gegen Putin der Krieg. Das ist untrennbar verbunden», sagte Orlow.

Für den 17. November hat die russische Opposition im Exil zu einer Anti-Kriegs-Demo in der deutschen Hauptstadt Berlin aufgerufen. Dafür sind neben Nawalnaja auch die Kremlkritiker Ilja Jaschin und Wladimir Kara-Mursa als Redner angekündigt.

Russische Opposition im Exil

Orlow war wegen seiner Proteste gegen den Krieg im Februar in Moskau zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Er kam aber im August bei einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen frei.

Russlands demokratische Opposition ist sich in der Ablehnung des Krieges einig, es gibt aber unterschiedliche Sichtweisen zur Ukraine. So sah Julia Nawalnaja, Witwe des in Haft umgekommenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, in einem «Zeit»-Interview westliche Waffenlieferungen kritisch, weil diese Bomben auch Menschen in Russland treffen. Das brachte ihr viel Kritik ein.

(dsc/sda/dpa)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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May O. Näs
31.10.2024 21:57registriert März 2024
Durch und durch Kriminelle kann man nur mit Gewalt stoppen. Denn das ist die einzige Sprache, die sie sprechen. Da hilft Pazifismus nicht weiter, es sei denn, man will selbst in einem solchen System aufwachen.
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FrancoL
31.10.2024 20:22registriert November 2015
"In der militärischen Unterstützung für die Ukraine und einer möglichen Niederlage Moskaus liege die wichtigste Chance für eine künftige Demokratisierung Russlands, sagte Orlow"

das sollte der vernünftigen Mehrheit in Westen mehr als nur klar sein.
Und diese These hat sich seit Kriegsanfang nicht geändert und wird sich auch in Zukunft nicht ändern.
Das sollte mitunter auch der neutralen Schweiz klar sein, denn einem Putin ist nicht Einhalt zu gebieten und die Neutralität interessiert ihn am aller wenigsten.
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RicoH
01.11.2024 07:19registriert Mai 2019
«Im Kampf gegen den Krieg wird Putin bekämpft und im Kampf gegen Putin der Krieg. Das ist untrennbar verbunden»
Damit ist eigentlich alles gesagt.
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