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Nawalnaja nach Äusserungen zu Ukraine in der Kritik

Nawalnaja nach Äusserungen zur Ukraine in der Kritik

Julia Nawalnaja ist die im Ausland bekannteste Kritikerin des russischen Regimes. Äusserungen zum Ukraine-Krieg bringen nun jedoch ihr selbst Kritik ein.
28.10.2024, 03:4228.10.2024, 05:30
Simon Cleven / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Julia Nawalnaja, russische Oppositionelle und Witwe des Regimekritikers Alexej Nawalny, hat mit Äusserungen zum Krieg in der Ukraine scharfe Kritik auf sich gezogen.

epa11316482 Yulia Navalnaya, wife of late Russian opposition leader Alexei Navalny attends the 53rd St. Gallen Symposium in St. Gallen, Switzerland, 03 May 2024. EPA/GIAN EHRENZELLER
Julia Nawalnaja sorgt mit Äusserungen zur Ukraine für Kritik.Bild: keystone

In einem am Donnerstag in der Wochenzeitung «Zeit» veröffentlichten Interview äusserte sie Skepsis mit Blick auf den möglichen Erfolg der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk. «Die Sache hat zwei Seiten», sagte sie. Einerseits würden die Ukrainer in dem Einmarsch ein Anzeichen der Schwäche für Kremlchef Putin sehen. Andererseits würden sich die Menschen in Russland empören:

«Das schweisst die Menschen zusammen, was wiederum der Propaganda nutzt.»

Sind Waffenlieferungen richtig? «Das ist schwer zu sagen»

Auf die Frage hin, ob es richtig sei, der Ukraine Waffen zu liefern, antwortete Nawalnaja:

«Das ist schwer zu sagen.»

Die gelieferten Bomben würden auch Russen treffen, obwohl der Krieg von Putin befohlen worden sei. Sie forderte, dass alle russischen Truppen vom Gebiet der Ukraine abgezogen werden müssten.

Nawalnaja wehrte sich zudem dagegen, die russische Bevölkerung für den Angriffskrieg verantwortlich zu machen. «Natürlich» würden auch gewöhnliche Russen in der Ukraine kämpfen, «aber es ist sein Krieg», sagte die 48-Jährige mit Blick auf Putin. Sie glaube nicht an Umfragen, laut denen rund drei Viertel der Russen den Krieg unterstützen würden.

Russische Kriegsverbrechen in der Ukraine verurteilte Nawalnaja als «furchtbar», wiegelte jedoch ab:

«In jedem Land gibt es Verbrecher.»

Es gebe zwar Menschen, die freiwillig in den Krieg ziehen würden, darunter seien jedoch viele Häftlinge, die wegen Mordes verurteilt wurden. Tatsächlich hat Russland früh nach Kriegsbeginn mit der Rekrutierung von Soldaten in Gefängnissen begonnen. Seit vergangenem Mai tut dies auch die Ukraine, verwehrt jedoch Schwerstverbrechern, sich freiwillig zu melden. Bis Ende Juli sollen sich laut Angaben ukrainischer Behörden rund 3'800 Häftlinge zum Dienst in der ukrainischen Armee gemeldet haben.

«Anwältin imperialer russischer Ansprüche»

Nawalnajas Aussagen in dem «Zeit»-Interview lösten teils Empörung aus. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk urteilte, dass das Interview eine russische Oppositionelle zeige, «die wenig Anlass für Hoffnung bietet».

Der deutsche CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter erklärte auf X, dass Nawalnaja damit «als Anwältin imperialer russischer Ansprüche» wirke.

«Es ist nicht nur Putins Krieg, sondern offensichtlich Russlands Krieg.»

Der «Bild»-Zeitung sagte Kiesewetter zudem: «Sie hat offensichtlich auch kein Verständnis für das legitime Selbstverteidigungsrecht der Ukraine, das auch die militärische Offensive der Ukraine auf russischem Gebiet eindeutig ermöglicht und unterstützt.»

Verwendete Quellen:

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Doppellottotreffer
28.10.2024 04:49registriert September 2021
Das ist jetzt ja wirklich keine Überraschung, denn Nawalny selber war ja ebenfalls überzeugter Verfechter des russischen Imperialismus, fand den russischen Einfall in die Ukraine ok, und sah die Ukrainer als minderwertige Menschen, welche sich gefälligst Moskau zu unterwerfen hätten.

Erst als klar wurde, dass er eigentlich auf die Hilfe europäischer und amerikanischer Staaten angewiesen wäre um irgendwann aus dem russischen Gefangenenlager wieder freizukommen, hatte er (bzw. sein Team) vorsichtig den russischen Aggressionskrieg gegen die Ukraine kritisiert.
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Haarspalter
28.10.2024 06:03registriert Oktober 2020
Wenn eine Klingonin einen Klingonen kritisiert, bleibt sie dennoch eine Klingonin.
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Celtic Swiss
28.10.2024 06:40registriert Juni 2024
Ihr moralischer Kompass ist und bleibt russisch geprägt. Putins Propaganda zeigt sich auch in ihrem Denken.
Ist der Feind meines Feindes meine Freundin?!? Oder ist der Feind meines Feindes einfach nur der Feind meines Feindes?
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