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Leopard 2: Ukraine hat fast alle dieser deutschen Panzer verloren

Aufnahme einer russischen Drohne: Dieser Leopard 2 soll bei der jüngsten ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk verloren gegangen sein.
Aufnahme einer russischen Drohne: Dieser Leopard 2 soll bei der jüngsten ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk verloren gegangen sein.Bild: CC

Leopard 2 – von der «Wunderwaffe» ist in der Ukraine nicht mehr viel zu sehen

Von den deutschen Leopard-2-Panzern in der Ukraine sind kaum noch welche einsatzbereit. Die Kremlpropaganda feiert, doch andere Fahrzeuge haben sich bewährt.
27.09.2024, 11:33
Martin Küper / t-online
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Sie waren die grosse Hoffnung der Ukrainer auf einen Durchbruch an der Front gegen Putins Truppen: deutsche Panzer vom Typ Leopard 2. Doch schon bei der gescheiterten ukrainischen Offensive im Sommer 2023 zeigte sich, dass auch der Westen keine «Wunderwaffen» im Arsenal hat. Inzwischen sind von den deutschen Leopard 2 in der Ukraine offenbar kaum noch welche einsatzbereit.

Von den 18 aus Deutschland gelieferten Leopard 2 sind mindestens 13 schon verloren. Das heisst: zerstört, schwer beschädigt, auf dem Schlachtfeld zurückgelassen oder von Russen erbeutet. Das geht aus der jüngsten Zählung des unabhängigen Dokumentationsprojektes «Oryx» hervor.

Die Seite listet alle Verluste von Kampffahrzeugen in der Ukraine auf, die bildlich dokumentiert sind. Die tatsächliche Zahl der Verluste dürfte also deutlich höher sein. Spanien hat der Ukraine im Laufe des Jahres zwar 19 weitere Leopard 2 geliefert und die Verluste damit ausgeglichen, bei diesen Fahrzeugen handelt es sich aber um ältere Modelle als bei den von Deutschland gelieferten.

Russland verliert deutlich mehr Kriegsgerät

Laut «Oryx» hat die Ukraine seit Kriegsbeginn mindestens 935 Kampfpanzer und insgesamt 6613 militärische Fahrzeuge verloren. Auf russischer Seite sind die Verluste demnach noch bedeutend höher: Mindestens 18'015 Militärfahrzeuge soll der Kreml seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 schon verloren haben, darunter auch 3396 Kampfpanzer wie beispielsweise den T-72. Das Verhältnis bei den Verlusten liegt demnach aus ukrainischer Sicht bei etwa 1:3. Doch während Russland auf die gewaltigen Arsenale der Sowjetunion zurückgreifen kann, ist die Ukraine auf Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen.

FILE - A Ukrainian soldier is standing in front of a Marder infantry fighting vehicle at the German forces Bundeswehr training area in Munster, Germany, on Feb. 20, 2023. Germany's aid for Ukrain ...
Die Ukraine setzt auch deutsche Marder-Schützenpanzer ein.Bild: keystone

Umso wichtiger wäre es für die Ukraine, beschädigtes Kriegsgerät aus dem Westen reparieren zu können. Doch auch da gibt es offenbar schwere Probleme. Anfang des Jahres besuchte der Verteidigungsexperte Sebastian Schäfer von den deutschen Grünen eine Werkstatt in Litauen, wo die ukrainischen Leoparden wieder instand gesetzt werden. In einem Brief an die beteiligten Rüstungsunternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann schrieb Schäfer anschliessend:

«Leider ist festzustellen, dass nur noch eine sehr geringe Zahl der gelieferten Kampfpanzer von der Ukraine eingesetzt werden kann.»

Kremlpropaganda feiert ukrainische Verluste

Schäfer bemängelte, dass es der Werkstatt in Litauen an dringend benötigten Ersatzteilen für deutsche Panzerfahrzeuge mangele. Dabei ging es laut Schäfer nicht nur um die Reparatur von Gefechtsschäden, sondern auch um «teils erheblichen technischen Verschleiss durch den Fahr- und Schiessbetrieb». Zudem hätten Reparaturversuche durch die ukrainische Armee zu weiteren Schäden an Fahrzeugen geführt. Schäfer empfahl, die Mechaniker vor Ort besser zu schulen und Kriegsgerät direkt in der Ukraine wieder instand zu setzen. Tatsächlich hat Rheinmetall im Juni ein Werk in der Ukraine eröffnet, in dem auch Schützenpanzer vom Typ Marder repariert werden können.

Die haben sich aus ukrainischer Sicht ohnehin besser bewährt als die Leopard 2. Von den 120 Marder-Panzern, die Berlin geschickt hat, sind laut «Oryx» bislang 32 verloren gegangen. Noch geringer sind die Verluste bei Kampfpanzern vom Typ Leopard 1: Vom Vorgänger des Leopard 2 hatte die deutsche Regierung 80 Stück geliefert, von denen «Oryx» bislang drei als Verluste ausweist. Und von den 14 aus Deutschland gelieferten Panzerhaubitzen 2000 sind demnach sogar noch 13 Stück einsatzbereit.

Für die russische Propaganda ist allerdings jedes zerstörte oder erbeutete westliche Kampffahrzeug ein Triumph. Verluste an deutschem Kriegsgerät nutzt der Kreml besonders gern für seine Täter-Opfer-Umkehr im Krieg gegen die Ukraine. So kommentierte ein russischer Propagandist die Bilder eines zerstörten Marders in Kursk mit den Worten:

«Wie vor 80 Jahren brennen faschistische deutsche Panzer, die nach Russland eindringen.»
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137 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Vortex86
27.09.2024 11:57registriert Juli 2016
Was will uns dieser Artikel genau sagen? Das Leo's nicht unzerstörbar sind? Breaking News... Sie sind es leider doch... Auch der Vergleich am Schluss hinkt. Der Verwendungszweck und somit die Gefährdungssituation im Gefecht von PzH 2000, Mardern und Leo 1/2 lässt sich nicht miteinander vergleichen.
Es ist doch so: Wenn dank den Panzern, das Abschusverhältnis 1:3, oder höher ist. Dann ist die UA 3mal besser dran als die Ruzzen.
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Amateurschreiber
27.09.2024 12:14registriert August 2018
Wer sich für Technik interessiert, hat schon lange gemerkt, dass die Ukrainer viel lieber mit den Schützenpanzern unterwegs sind! Man sah bisher kaum Videoaufnahmen von Kampfpanzern im Einsatz. Aber sehr viele mit Schützenpanzern.
Das russische Material mag schlecht und veraltet sein. Aber es ist nicht unbrauchbar. Die hohen Verluste an Russischen Panzern sind auch eher der hohen Qualität der Drohnen geschuldet, als der schlechten Qualität der Panzer.
Westliche Panzer schützen einfach die Mannschaft besser. Ansonsten sind sie aber genau gleich angreifbar, wie russische!
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J. Iskariot
27.09.2024 12:44registriert Januar 2022
Der Vergleich zum Leopard 1 hinkt stärker als Goebbels. Die Leo 2 werden bei Angriffen an den Heissesten Frontabschnitten eingesetzt. Die Leo 1 sind eher in den Rückwärtigen und Bewachung Aufgaben anzutreffen. Wer weniger unter Feuer ist hat auch weniger Verluste.

Und was ist eigentlich mit den Schwedischen Leos? Immerhin die am stärksten gepanzerte Leo Variante in der Ukraine
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