Der russische Kommandant Alexander Chodakowski hat erklärt, dass Russland die Ukraine «jetzt und in naher Zukunft» militärisch nicht schlagen könne. Vielmehr solle der Krieg entlang der derzeitigen Frontlinie «eingefroren» werden, schrieb er am Donnerstag auf Telegram. Der Kommandant forderte eine Waffenruhe, um die Kampfhandlungen zu beenden.
Chodakowski ist gebürtiger Ukrainer aus dem ostukrainischen Donezk, der 2014 die Seiten wechselte und das prorussische Wostok-Bataillon gründete. Im russischen Angriffskrieg kämpft er auf Seiten des Kreml. In seiner Telegram-Nachricht schreibt Chodakowski, die Russen sollten nicht wie die Ukrainer «vorankriechen» und die Front «in Bachmuts verwandeln». Damit spielt der Kommandant offenbar auf die langsam verlaufende ukrainische Gegenoffensive an, die nur zum Preis hoher Verluste vorankommt.
Auch beim zehnmonatigen Kampf um die ostukrainische Stadt Bachmut hatten Ukrainer wie Russen viele Tote und Verletzte zu beklagen. Chodakowski meint offenbar, dass es ein Fehler sei, verbissen um einzelne Orte zu kämpfen, während man dafür viele Soldatenleben opfert.
Die Ukraine eroberte zuletzt das Dorf Uroschaine in der Südukraine nach wochenlangen Kämpfen. Chodakowski soll ein Batallion in der Nähe von Uroschaine angeführt haben. Auch seine eigenen Truppen wurden laut «Kyiv Independent» von ukrainischen Soldaten geschlagen.
Zudem schlägt Chodakowski vor, statt der derzeitigen «militärischen Spezialoperation» – wie Russland den Krieg gegen die Ukraine offiziell nennt – die derzeit von Russland besetzten Gebiete anzuerkennen und unter russische Vormundschaft zu stellen. Chodakowski nennt das in seinem Telegram-Channel «eine völlig andere Wendung der Geschichte».
Die «Angelegenheit», wie Chodakowski den Krieg nennt, sollte in seinen Augen mit einem «Waffenstillstand» enden. Diese Situation, wenn weder Krieg noch Frieden herrsche, wäre ihm zufolge nicht für Russland, sondern für die Ukraine am ungünstigsten. Warum, führt er nicht aus.
Laut der US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW) stehen die Chodakowskis Äusserungen im Zusammenhang mit der ukrainischen Befreiung des Dorfes Uroschaine im Süden der Ukraine. Chodakowski führte als Kommandeur eine russische Einheit, die Uroschaine verteidigen sollte, die sich aber am 15. August zurückziehen musste.
Chodakowskis Warnung könnte darauf hindeuten, dass das Vertrauen der russischen Streitkräfte in ihre Verteidigungslinien entlang der hunderte Kilometer breiten Front in der Südukraine gesunken ist, so das ISW.
Chodakowski habe sich bereits zuvor kritisch über die russische Verteidigung im Grenzgebiet zwischen der ukrainischen Regionen Donezk und Saporischschja geäussert, schreibt das ISW. Dabei habe der Kommandeur die mangelnden Kapazitäten der russischen Truppen, die hohen Verluste, erschöpfte Kräfte sowie fehlende Reserven beklagt.
Am 13. August habe Chodakowski eine Operationspause gefordert, damit die russischen Streitkräfte Ressourcen für neue Operationen sammeln könnten.
Die Klagen eines Kriegskommandanten über die Mängel der russischen Armee erinnert an Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin, der vor Monaten ähnliche Missstände thematisiert hatte. Doch seit Prigoschins bewaffneten Aufstand Ende Juni sei solche Kritik im russischen Informationsraum zurückgegangen, schreibt das ISW. Der Kreml greift nach dem Prigoschin-Aufstand härter gegen das Lager der Ultranationalisten durch, denen Moskaus Kriegsanstrengungen nicht weit genug gehen.
Ob Chodakowski mit seiner offenen Kritik an der russischen Armee gefährlich lebt, muss sich zeigen. Seinen Einfluss auf die russische Führung schätzt das ISW als gering ein.
Verwendete Quellen:
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Tja das ist Tatsache, die Zermürbungs- Taktik der Ukraine zahlt sich aus, und jetzt eine Kampfpause einzufordern, würde nur den RuZZen nützen!
In den kommenden Wochen gibt es einige Durchbrüche, völlige Isolation der Krim und dann sehen wir weiter was läuft.
Die Ukrainer machen das schon richtig 👍
Mir fällt nur eine logische Begründung ein: Er erwartet, dass die Ukraine ohne Waffenstillstand besser fährt, dass sie also mehr Gebiete befreien kann. Wenn die Ukraine das auch so sieht, dürfte sie allerdings wenig Interesse an einem Waffenstillstand haben.