Mit einer massiven Zinserhöhung hat die russische Zentralbank diese Woche auf den Zerfall des Rubels reagiert. Nachdem Russlands Währung im Vergleich zum Dollar auf einen im laufenden Jahr rekordtiefen Wert gefallen war - für 100 Rubel gab es zwischenzeitlich weniger als 1 Dollar -, erhöhten die Währungshüter an einem eiligst anberaumten Treffen den Leitzins auf 12 Prozent.
Dies deutet auf eine Panikreaktion der politisch unabhängigen Zentralbank-Chefin Elwira Nabiullina hin, nachdem ein hochrangiger Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin gesagt hatte: «Es ist im Interesse der russischen Wirtschaft, einen starken Rubel zu haben.» Aber ein zweiter Blick zeigt: In Russland zeichnet sich, zum Verdruss des Westens, keine Finanzkrise ab. Die Inflation ist zwar hoch, aktuell wohl etwas weniger als 8 Prozent, aber ein massiver Kaufkraftverlust ist nicht in Sicht.
Vielmehr ist der Rubel-Zerfall, der dank der Intervention der Zentralbank vorerst gestoppt werden konnte, wohl ein Synonym für eine Volkswirtschaft, die nur dank massiven staatlichen Transferzahlungen am Leben erhalten wird. Und Anzeichen, dass Putin bald das Geld ausgehen werde, gibt es vorerst keine. Dank seiner Naturschätze sei Russland «eines der wenigen Länder», sagte ein schwedischer Volkswirtschaftler dieser Tage dem «Wall Street Journal», die diesen Kurs durchhalten könnten.
Dazu muss man wissen: Seit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 hat Putin die heimische Produktion von Kriegsmaterial angekurbelt. Die Branche boomt, und zwar nicht nur, weil der Waffenverschleiss der russischen Streitkräfte gross ist. Es profitieren auch Zulieferbetriebe, zum Beispiel Hersteller von Militäruniformen. In den ersten fünf Monaten des Jahres hat die russische Regierung die Staatsausgaben angeblich um 50 Prozent angehoben, im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Zivile Industriebetriebe hingegen schwächeln. Sie leiden unter westlichen Sanktionen, die den Unterhalt der Fabriken erschweren und den Nachschub an Ersatzteilen unterbrochen haben. Die russischen Versuche, diese Engpässe zu überbrücken, zeigen vorderhand wenig Erfolg. Also importiert Russland immer mehr Handelsgüter aus dem Ausland. So dominieren neuerdings chinesische Autobauer wie Chery den russischen Markt.
Ein schwacher Rubel verteuert solche Importe. Das ist ein Grund, warum der Kreml kein Interesse an einem anhaltenden Zerfall der Währung haben kann. Der andere: Die russische Bevölkerung verfolgt immer noch mit Interesse, wie viel 1 Rubel im Vergleich zu westlichen Währungen wie dem Dollar wert ist - auch wenn die wenigsten Russen sich derzeit eine Reise nach Amerika leisten können. Gemäss der offiziellen US-Statistik reisten im Juni nur gerade 5000 russische Staatsbürger als Touristen in die USA ein; aus der weit kleineren Schweiz kamen im gleichen Monat 27'000 Touristinnen und Touristen.
Die Stärke des Rubels habe lange Jahre als «ein Barometer für das Wohlergehen Russlands» gedient, sagte die Historikerin Ekaterina Pravilova dem «Wall Street Journal». Der Wechselkurs des Rubels werde deshalb mit einer gewissen Besessenheit verfolgt.
Andererseits, und dies erschwert die Aufgabe der Zentralbank, profitiert der russische Staat von einem schwachen Rubel. Ein tiefer Wechselkurs erhöht die Export-Einnahmen, zum Beispiel beim Verkauf von Erdöl oder Erdgas. Unter dem Strich steht dem Kreml damit mehr (russisches) Geld zur Verfügung, um die Nachfrage im Inland anzukurbeln.
Viele ausländische Beobachter gehen davon aus, dass die Schwächephase des Rubels anhalten wird. Solange es der Zentralbank gelinge, die allem Anschein nach psychologisch wichtige Marke von 100 Rubel pro Dollar nicht zu überschreiten, werde der Kreml die Währungshüter aber in Ruhe arbeiten lassen. (aargauerzeitung.ch)
Die einschlägigen Propagandisten drehen auch schon am Rad.
🤮
Beispiel: In der Schweiz haben wir einen Zinssatz von 1,75%, eine Inflation von 3%
Wie will schon wieder ein russischer Unternehmer bei 12% Zinssatz eine Investition tätigen, wenn er bei seiner Bank dann 18% Zins zahlen soll. Geht doch gar nicht.
Kann sich ja kein Russe leisten bei einem CHF 12'000.- / Jahr (Schweiz 76'000.-)
Ob nun Wintermäntel hergestellt werden (wenn den überhaupt, letzten Winter gabs ja keine -alles geklaut) oder Panzer, das ist alles vom Staat bei Staatsunternehmen finanziert