Hat die Ukraine sie bereits? Oder hat sie sie noch nicht? Russische Militärblogger berichten im populären Telegram-Kanal WarGonzo (1,3 Millionen Mitglieder) von Sichtungen zweier Leopard-2-Panzer bei Nikolajew. Sind die Informationen korrekt, wären die diplomatischen Zankereien um den schweren Kampfpanzer aus Deutschland Makulatur.
Noch mehr deutet darauf hin, dass es Russland in der Ukraine bald schon mit deutschen Panzern zu tun bekommt. Aussenministerin Annalena Baerbock sagte in einer französischen Talkshow, Deutschland werde eine allfällige Lieferung von Polen «nicht blockieren». Ausserdem soll das Training ukrainischer Soldaten am Leopard-2 bereits begonnen haben.
Dass dies bitter nötig ist, zeigt ein Blick auf das ukrainische Panzerarsenal. Veraltetes Gerät, meist noch aus Sowjetzeiten, ist klar in der Überzahl. Moderne Waffensysteme kann man (noch) an einer Hand abzählen.
Der T-55 gehört zu den am meisten eingesetzten Panzern weltweit. Er stammt aus Sowjet-Produktion ab 1947. Die Ukraine erhielt im Oktober 2022 28 Stück der modernisierten Version T-55S von Slowenien.
Der T-62 ist eine bis 1975 produzierte Weiterentwicklung des T-55. Es wird geschätzt, dass die Ukraine im Besitz von ungefähr 30 T-62 ist – die sie allesamt den russischen Invasoren abnahmen.
Vor dem Krieg besass die Ukraine über 700 meist überholungsbedürftige T-64 der Bauart T, BW und BM. Wie viele der eigentlich eingemotteten Gefährte bisher im Krieg eingesetzt wurden, ist unklar, es dürfte sich aber um die Mehrzahl davon handeln. Denn von den bisher 450 mit Bildbeweis nachgewiesenen Panzerverlusten der Ukraine fallen 279 auf den Typ T-64.
Vor dem Krieg besass die Ukraine 600 Kampfpanzer des Typs T-72 und T-72-A. Hinzu kamen diverse Lieferungen von erneuerten Vehikeln aus Tschechien und Polen. Polen allein soll seinem südöstlichen Nachbarn über 200 T-72 überlassen haben. Zu dieser stattlichen Anzahl kommen über 200 funktionstüchtige T-72, die den russischen Invasoren im Verlauf des Kriegs abgenommen wurden. Der T-72 ist hinter dem T-64 aber auch der Typ, der am meisten zerstört wurde.
Der T-80 ist der letzte Panzer aus der Sowjetära. Ungefähr 100 einsatzfähige Geräte besass die Ukraine vor dem Krieg – mindesten 39 davon wurden entweder komplett zerstört, beschädigt oder erbeutet.
Auf dem T-80 baut der ukrainische T-84 auf. Nur gerade zehn Stück hat die Ukraine davon produziert. Vier davon wurden den USA verkauft. Über den Verbleib der restlichen sechs ist wenig bekannt. Forbes berichtete über einen angeblichen Fronteinsatz.
Vor dem Krieg besass die Ukraine keine T-90 Panzer. Mindestens 16 hat die Ukraine aber während der Kampfhandlungen von Russland gekapert. Damit verfügen ukrainische Einheiten über mehr T-90 als über die selbst produzierten T-84. Ob sie bereits im Einsatz gegen ihr Produktionsland standen, ist indes nicht sicher. Derweil soll in Russland die Produktion der T-90 und auch des Nachfolgers T-14 ins Stocken geraten sein. Grund dafür seien die internationalen Sanktionen.
Als erstes westliches Land hat sich Grossbritannien dazu entschieden, schwere Kampfpanzer in die Ukraine zu entsenden. 14 dieser modernen Waffensysteme werden den ukrainischen Streitkräften zur Verfügung stehen. Im Unterschied zu den sowjetisch-stämmigen T-Panzern benötigen Challenger 2 eine 4er-Mannschaft. T-Panzer kommen mit drei Mann aus.
(tog)
Haben sie denn ein Monopol auf Panzerlieferungen oder was?
Diese Zeilen können Ironie enthalten.