International
Ukraine

Plötzlich doch Verhandlungen? Selenskyj macht überraschende Aussage

Plötzlich doch Verhandlungen? Selenskyj macht überraschende Aussage

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einem TV-Interview eine vielsagende Andeutung gemacht. Es ging dabei um die Befreiung der Krim.
28.08.2023, 07:5128.08.2023, 10:57
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Es sind überraschende Töne aus Kiew. Der ukrainische Präsident hat in einem Interview im ukrainischen Fernsehen eine Verhandlungslösung für die von Russland besetzte Halbinsel Krim angedeutet. «Wenn wir uns an der administrativen Grenze zur Krim befinden, glaube ich, dass es möglich sein wird, die Entmilitarisierung Russlands auf der Halbinsel politisch voranzutreiben», sagte Wolodymyr Selenskyj laut «ukrinform.net» im Interview mit Moderatorin Natalija Mossejtschuk.

Ukrainian President Volodymyr Zelenskyy addresses the Danish people from the steps of Christiansborg palace, the seat of Danish Parliament, in Copenhagen, Denmark, Monday, Aug. 21, 2023. Thousands of  ...
Wolodymyr Selenskyj: Der ukrainische Präsident hat in einem TV-Interview eine vielsagende Andeutung gemacht.Bild: keystone

Damit würde sich die offizielle Linie der ukrainischen Führung ändern. Die wollte bislang stets eine Verhandlungslösung nur dann in Erwägung ziehen, wenn alle russischen Truppen von ukrainischem Territorium abgezogen oder vertrieben worden wären. Auch vom Territorium der Krim, die Russland bereits im Jahr 2014 eingenommen und schliesslich völkerrechtswidrig annektiert hatte.

>> Alle aktuellen Entwicklungen im Liveticker

Selenskyjs Aussage könnte bedeuten, dass die Ukraine eine militärische Befreiung der Krim nicht mehr als unabdingbar betrachtet. «Ich glaube, das wäre so besser, vor allem für die, die das [die Deokkupation] verwirklichen werden. Jeglicher Krieg ist mit Verlusten verbunden», sagte der ukrainische Präsident in dem Interview, das am Sonntag im ukrainischen Fernsehen ausgestrahlt wurde und auch bei «Youtube» verfügbar ist.

Bedrohungslage wäre exorbitant für Putins Truppen

Die Aussage ist militärisch und politisch durchaus bemerkenswert. Denn hinter dem jetzigen Vorschlag Selenskyjs dürfte das Kalkül stecken, dass die Gegenoffensive der Ukraine erfolgreicher verlaufen könnte, als von vielen westlichen Beobachtern bislang angenommen. Sollte es den ukrainischen Streitkräften tatsächlich gelingen, ihr Territorium von der massiven Präsenz russischer Truppen zu befreien und bis zur Krimgrenze zu gelangen, hätten sie einen entscheidenden strategischen Vorteil.

Zwar ist die Präsenz der russischen Armee auf der Halbinsel Krim hoch. Doch gibt es nur wenige Zufahrtswege dorthin, die Versorgung der Kreml-Truppen gestaltet sich bisweilen jetzt schon schwierig. Gut zu beobachten war das unter anderem nach den Angriffen auf die Kertschbrücke, die für eine Unterbrechung der Nachschubwege der Truppen des russischen Diktators Wladimir Putin sorgten.

Gelänge der Ukraine also die Einnahme der Bezirke rund um die Halbinsel, könnte sie mit Hilfe von Raketenwerfern etwa des Typs Himars die gesamte Fläche der Krim bedrohen und somit quasi nach Belieben Attacken auf Putins dort stationierte Truppen ausüben. Dies wäre für den Kremlherrscher und seine Generäle dann der Moment, an dem sie eine politische Lösung einer militärischen Eskalation vorziehen würden, hofft Selenskyj wohl. (t-online, cc)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
54 oder 42? Das grosse Alter-Ratespiel am Zürich Openair
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
77 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
MasterMic
28.08.2023 09:16registriert August 2023
Verhandlungen wird es geben aber erst, wenn Russland mit dem Rücken zur Wand steht. Das wird früher oder später geschehen und es bleibt zu hoffen, dass die UA und die Nato genug Geduld haben um dieses Ziel zu erreichen. Die UA muss befreit werden!
14428
Melden
Zum Kommentar
avatar
The Moose
28.08.2023 09:26registriert März 2019
Soweit logisch, sobald der Donbass befreit ist, kann die Brücke gesprengt und die Krim ausgehungert werden... da braucht es dann keinen Sturmangriff mehr. Ein rational denkender Gegner würde sich dann zurück ziehen. Die Russen werden wohl die Kühlschränke und Toilettensitze ausbauen und den Rest aus Trotz in die Luft jagen, das dürfte das Problem werden...
10519
Melden
Zum Kommentar
avatar
butlerparker
28.08.2023 08:48registriert März 2022
Das ist ein ganz normaler Vorgang+zeigt,daß die UA eine Demokratie ist.Denn dort muss Rücksicht, anders als in Putins RUS auf die Moral+Kampfbereitschaft derSoldaten genommen werden.Eine Rückeroberung der Krim mit Soldaten wäre ein nicht zu rechtfertigender Einsatz,der .meines Erachtens zu mehr toten Soldaten führen würde als im ganzen Krieg bisher.

Das ist gar nicht notwendig ist.Die Krim Brücken zerstören,dadurch den Nachschub abschneiden,mit F16+Artillerie die RUS Stellungen+Militärbasen+Schiffe attackieren.Dann wollten wir mal sehen,wie lange RUS die Krim halten kann.Sel. handelt richtig.
9320
Melden
Zum Kommentar
77
Inflation in Türkei steigt auf fast 70 Prozent

In der Türkei hat sich die Inflation abermals verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen im April zum Vorjahresmonat um 69,8 Prozent, wie das Statistikamt am Freitag in Ankara mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Ende 2022. Analysten hatten im Schnitt mit einer Rate von 70,1 Prozent gerechnet.

Zur Story