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Boris Johnson sprach vor der UN-Vollversammlung über den Klimawandel.

Boreas und der «unnötig grobe» Kermit: 5 Metaphern aus Johnsons absurd-komischer Klimarede

23.09.2021, 12:5923.09.2021, 13:10
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Der britische Premier Boris Johnson ist berühmt für seine absurd-komischen Reden. Auch am Mittwochabend hat er bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York eine solche gehalten – und sie dem Klimawandel gewidmet.

epa09482709 British Prime Minister Boris Johnson addresses the 76th Session of the UN General Assembly in New York City, New York, USA, 22 September 2021. EPA/EDUARDO MUNOZ / POOL
Boris Johnson spricht am 22. September 2021 den Anwesenden der UN-Vollversammlung ins Gewissen.Bild: keystone

Trotz aller Komik hatte die Klima-Rede von Johnson einen ernsten Hintergrund. Hier sechs absurde Metaphern aus seiner Rede, die die Klimakrise auf den Punkt bringen:

Die Teenager

«It is time for humanity to grow up.»
«Es ist an der Zeit, dass die Menschheit erwachsen wird.»

Boris Johnson präsentiert sich gleich zu Beginn seiner Rede als Archäozoologe: Nämlich sagt er, dass Untersuchungen an Fossilien zeigten, dass die durchschnittliche Säugetierart etwa eine Million Jahre lang existierte, bevor sie aussterbe. Der Homo-Sapiens wandle seit etwa 200'000 Jahren auf der Erde – und sei somit noch im Teenager-Alter. Johnson betonte darum: «Wir sind gerade genug alt, um uns in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen», ein Zitat des Oxford-Ethikers Toby Ord.

Die Menschen hätte den kritischen Zeitpunkt nun erreicht, an dem es kein Zurück mehr gäbe, da wir die Lebensräume auf der Erde – sowohl für uns Menschen als auch andere Lebewesen – bereits stark zerstört hätten. Darum sei es nun an der Zeit erwachsen zu werden – und endlich Verantwortung zu übernehmen. Damit uns dies gelinge, müssen die Menschen auf die Wissenschaft hören.

Das zerbrechliche Spielzeug

«The world is not some indestructible toy.»
«Die Erde ist kein unzerstörbares Spielzeug.»

Johnson erinnerte daran, wie fragil die Erde ist. Aber er betonte auch, dass man gemeinsam eine «grossartige Macht, Dinge zu ändern oder zum Besseren zu verändern» habe.

Der Windgott in den «Wäldern» der Nordsee

«In fact we produce so much offshore wind that I am thinking of changing my name to Boreas Johnson in honour of the North Wind.»
«Tatsächlich produzieren wir (also GB) so viel Windenergie, dass ich darüber nachdenke, meinen Namen in Boreas Johnson zu ändern, zu Ehren des Gott des Nordwindes.»

Johnson Vorschlag für eine umsetzbare und effektive Klimapolitik, basiert auf den vier Faktoren Kohle, Autos, Geld und Bäumen.

Und entsprechend pries er England als Land, das mit gutem Beispiel vorangehe. Denn England werde bis 2024 komplett aus der Kohlekraft ausgestiegen sein, da man bis dahin genug andere Energien haben werde.

Die Strategie, mit der England aus der Kohlekraft aussteige, sei – neben dem Pflanzen von einzelnen Bäumen – v.a. das Installieren von «Wäldern»: «Wir haben in den überschwemmten Prärien von Doggerland zwischen Grossbritannien und Holland in der Nordsee grosse Wälder aus wunderschönen Windkraftanlagen angelegt.» Diese Errungenschaft veranlasste Johnson sich gleich selber in den Olymp zu heben – und zwar als Personifikation des winterlichen Nordwindes: Boreas.

Voilà, Boreas:

Griechischer Gott des Nordwinds, Boreas
Boreas war übrigens eine Gottheit der alt-griechischen Mythologie und die Personifikation des winterlichen Nordwindes.Bild: Shutterstock

In seiner Rede lobte er aber nicht nur England, sondern auch die chinesischen Bemühungen aus der Kohlekraft auszusteigen. So dankte er Chinas Staatspräsident Xi Jinping für seine Ankündigung, keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr zu bauen. Auch lobte er US-Präsident Joe Biden für dessen Versprechen von Milliarden zusätzlichen Dollar an Klimahilfen.

Kermit der Frosch

«It's not easy being green.»
«Es ist nicht einfach grün zu sein.»

Johnson betonte, dass Klimamassnahmen nicht nur dem Planeten helfen würden, sondern auch den Volkswirtschaften nutzten: «Als Kermit der Frosch sang ‹Es ist nicht leicht, grün zu sein›, lag er falsch. Es ist nicht nur einfach, es ist lukrativ und es ist richtig, grün zu sein!». Und er fügte hinzu: «Mal ganz davon abgesehen, dass er auch zu Miss Piggy unnötig grob war, wie ich finde.»

Das Original: Kermit findet es gar nicht so einfach grün zu sein.

Dass die britischen Regierung sich bemüht eine «grüne Industrie-Revolution» anzuzetteln, ist bereits seit letztem Jahr bekannt. Damals wurde ein Zehn-Punkte-Plan veröffentlicht, der 250'000 «grüne Jobs» in Grossbritannien schaffen soll. Der Zehn-Punkte-Plan beinhaltet u.a. die Förderung von Windkraft, das Bereitstellen fortschrittlicher Kernenergie, das Umstellen auf emissionsfreie Fahrzeuge oder das Investieren in grüne Technologien.

Eines der unzähligen Covers: Auch Ray Charles wäre lieber nicht so grün – nicht einmal mit dramatischem Orchester-Arragement.

Die Geburtstagskerzen

«I invite you in November to celebrate what I hope will be a coming of age and to blow out the candles of a world on fire.»
«Ich lade sie alle ein im November mit mir eine Party zu feiern, bei der wir uns dazu entscheiden, erwachsen zu werden – und die Kerzen unserer brennenden Welt auspusten.»

Vom 31. Oktober bis zum 12. November findet in Glasgow (GB) die Klimakonferenz COP26 statt. Und zwar unter dem Motto «Die Welt vereinen, um den Klimawandel zu bekämpfen».

Johnson machte klar, dass, wenn wir weitermachen wie bisher, ein Temperaturanstieg von 2.7 Grad bis 2100 drohe. Und das sei schlicht zu viel.

Um den Temperaturanstieg zu stoppen, sei es aber zu spät. Das Ziel müsse nun sein, den Anstieg auf 1.5 Grad zu beschränken. Darum lud er alle Anwesenden explizit nach Glasgow ein – um die Kerzen auf der brennenden Welt (endlich) auszupusten. (yam/sda/dpa)

Die ganze Rede von Boris 'Boreas' Johnson vor der UN-Generalversammlung 2021

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dirty Sanchez
23.09.2021 13:17registriert Mai 2019
Er zeigt halt wieder mal, dass das tapsig-tollpatschige Verhalten reines Kalkül ist und er eigentlich sehr viel cleverer ist, als er sich immer gibt. Von daher gehören jegliche Trump-Vergleiche in den Bereich Apfel-Birnen-Vergleich. Jedoch ist es durchaus so, dass Johnson ein Machtmensch ist und sich mit wirklich jedem ins Bett legt, der ihm nützen kann (wie man gesehen hat). Ich wünsche den Briten weiterhin viel Glück mit ihrem Brexit. Wenigstens scheint das Klima genügend Fokus zu erhalten, da ist ein Johnson z.B. einem Bolsonaro auch bezüglich Intelligenz Lichtjahre voraus.
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frank frei
23.09.2021 14:04registriert September 2018
Fand die Rede noch unterhaltsam. Johnson anerkennt immerhin die wissenschaftlichen Fakten und den Ernst der Lage. Über seinen selbstironischen Galgenhumor und sein Pragmatismus/Fatalismus lässt sich natürlich streiten.
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