Der britische Premier Boris Johnson ist berühmt für seine absurd-komischen Reden. Auch am Mittwochabend hat er bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York eine solche gehalten – und sie dem Klimawandel gewidmet.
Trotz aller Komik hatte die Klima-Rede von Johnson einen ernsten Hintergrund. Hier sechs absurde Metaphern aus seiner Rede, die die Klimakrise auf den Punkt bringen:
«It is time for humanity to grow up.»
«Es ist an der Zeit, dass die Menschheit erwachsen wird.»
Boris Johnson präsentiert sich gleich zu Beginn seiner Rede als Archäozoologe: Nämlich sagt er, dass Untersuchungen an Fossilien zeigten, dass die durchschnittliche Säugetierart etwa eine Million Jahre lang existierte, bevor sie aussterbe. Der Homo-Sapiens wandle seit etwa 200'000 Jahren auf der Erde – und sei somit noch im Teenager-Alter. Johnson betonte darum: «Wir sind gerade genug alt, um uns in ernsthafte Schwierigkeiten zu bringen», ein Zitat des Oxford-Ethikers Toby Ord.
Die Menschen hätte den kritischen Zeitpunkt nun erreicht, an dem es kein Zurück mehr gäbe, da wir die Lebensräume auf der Erde – sowohl für uns Menschen als auch andere Lebewesen – bereits stark zerstört hätten. Darum sei es nun an der Zeit erwachsen zu werden – und endlich Verantwortung zu übernehmen. Damit uns dies gelinge, müssen die Menschen auf die Wissenschaft hören.
Boris Johnson told world leaders at the UN it was time for humanity to 'grow up' and tackle climate change.
— DW News (@dwnews) September 23, 2021
He is due to host a major UN climate summit in Glasgow in six weeks' time. pic.twitter.com/ITfEDoAmIO
«The world is not some indestructible toy.»
«Die Erde ist kein unzerstörbares Spielzeug.»
Johnson erinnerte daran, wie fragil die Erde ist. Aber er betonte auch, dass man gemeinsam eine «grossartige Macht, Dinge zu ändern oder zum Besseren zu verändern» habe.
Best Boris Johnson line in some time: “The world – this precious blue sphere with its eggshell crust and wisp of an atmosphere – is not some indestructible toy, some bouncy plastic romper room against which we can hurl ourselves to our heart’s content.”
— Loren Balhorn (@fraubalhorn) September 23, 2021
«In fact we produce so much offshore wind that I am thinking of changing my name to Boreas Johnson in honour of the North Wind.»
«Tatsächlich produzieren wir (also GB) so viel Windenergie, dass ich darüber nachdenke, meinen Namen in Boreas Johnson zu ändern, zu Ehren des Gott des Nordwindes.»
Johnson Vorschlag für eine umsetzbare und effektive Klimapolitik, basiert auf den vier Faktoren Kohle, Autos, Geld und Bäumen.
Und entsprechend pries er England als Land, das mit gutem Beispiel vorangehe. Denn England werde bis 2024 komplett aus der Kohlekraft ausgestiegen sein, da man bis dahin genug andere Energien haben werde.
Die Strategie, mit der England aus der Kohlekraft aussteige, sei – neben dem Pflanzen von einzelnen Bäumen – v.a. das Installieren von «Wäldern»: «Wir haben in den überschwemmten Prärien von Doggerland zwischen Grossbritannien und Holland in der Nordsee grosse Wälder aus wunderschönen Windkraftanlagen angelegt.» Diese Errungenschaft veranlasste Johnson sich gleich selber in den Olymp zu heben – und zwar als Personifikation des winterlichen Nordwindes: Boreas.
In seiner Rede lobte er aber nicht nur England, sondern auch die chinesischen Bemühungen aus der Kohlekraft auszusteigen. So dankte er Chinas Staatspräsident Xi Jinping für seine Ankündigung, keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr zu bauen. Auch lobte er US-Präsident Joe Biden für dessen Versprechen von Milliarden zusätzlichen Dollar an Klimahilfen.
«It's not easy being green.»
«Es ist nicht einfach grün zu sein.»
And here's the clip: Boris Johnson references Oxford philosopher Toby Ord, Greek God Boreas and Kermit in his speech at #UNGA pic.twitter.com/JAOI3O33v0
— Alexander Britton (@adbritton) September 23, 2021
Johnson betonte, dass Klimamassnahmen nicht nur dem Planeten helfen würden, sondern auch den Volkswirtschaften nutzten: «Als Kermit der Frosch sang ‹Es ist nicht leicht, grün zu sein›, lag er falsch. Es ist nicht nur einfach, es ist lukrativ und es ist richtig, grün zu sein!». Und er fügte hinzu: «Mal ganz davon abgesehen, dass er auch zu Miss Piggy unnötig grob war, wie ich finde.»
Dass die britischen Regierung sich bemüht eine «grüne Industrie-Revolution» anzuzetteln, ist bereits seit letztem Jahr bekannt. Damals wurde ein Zehn-Punkte-Plan veröffentlicht, der 250'000 «grüne Jobs» in Grossbritannien schaffen soll. Der Zehn-Punkte-Plan beinhaltet u.a. die Förderung von Windkraft, das Bereitstellen fortschrittlicher Kernenergie, das Umstellen auf emissionsfreie Fahrzeuge oder das Investieren in grüne Technologien.
«I invite you in November to celebrate what I hope will be a coming of age and to blow out the candles of a world on fire.»
«Ich lade sie alle ein im November mit mir eine Party zu feiern, bei der wir uns dazu entscheiden, erwachsen zu werden – und die Kerzen unserer brennenden Welt auspusten.»
Vom 31. Oktober bis zum 12. November findet in Glasgow (GB) die Klimakonferenz COP26 statt. Und zwar unter dem Motto «Die Welt vereinen, um den Klimawandel zu bekämpfen».
Johnson machte klar, dass, wenn wir weitermachen wie bisher, ein Temperaturanstieg von 2.7 Grad bis 2100 drohe. Und das sei schlicht zu viel.
Um den Temperaturanstieg zu stoppen, sei es aber zu spät. Das Ziel müsse nun sein, den Anstieg auf 1.5 Grad zu beschränken. Darum lud er alle Anwesenden explizit nach Glasgow ein – um die Kerzen auf der brennenden Welt (endlich) auszupusten. (yam/sda/dpa)