Im Kreml knallen die Krimsekt-Korken: Mit Präsident Trump wird die Welt unsicherer
Im Kreml in Moskau haben sie vermutlich Champagner entkorkt. Oder vielmehr Krimsekt, das in jeder Beziehung passendere Getränk. Mit Donald Trump erhalten die Russen einen US-Präsidenten nach ihrem Geschmack. Zwar wird kolportiert, die Begeisterung von Wladimir Putin für den unberechenbaren Republikaner halte sich in Grenzen.
Umgekehrt aber hat Trump seine Bewunderung für Putin nie verheimlicht. Er hält ihn für einen stärkeren Anführer als etwa Barack Obama. Ohnehin hat der neue Präsident eine Schwäche für autoritäre Herrscher, die ohne lästige «Bremsklötze» wie Parlamente schalten und walten können, wie sie wollen.
Deshalb wird Putin mit der unerwarteten Wahl der Amerikaner sehr gut leben können. Sein Geheimdienst soll dabei tatkräftig mitgeholfen haben. Präsident Trump wird den Russen weitgehend freie Hand lassen, sei es in Syrien oder in der Ukraine. Auch andere Autokraten wie der türkische Staatschef Erdogan haben von ihm kaum etwas zu befürchten.
Ein Isolationist alter Schule
Für den Nahen Osten sind dies schlechte Nachrichten, insbesondere für Syrien. Jene Politiker und Kommentatoren, die Barack Obama wegen seiner Zurückhaltung gescholten haben und sich den grossen US-Militärschlag herbeisehnen, dürften nun erst recht enttäuscht werden. Donald Trump wird sich auf den Kampf gegen die Terrormiliz «IS» beschränken, und auch dazu kaum mehr leisten als die heutige Regierung.
President-elect Trump, my friend: Congratulations on being elected President of the United States of America. @realDonaldTrump pic.twitter.com/mGqS8cYpws
— Benjamin Netanyahu (@netanyahu) November 9, 2016
Sehr erfreut auf Trumps Wahl reagierte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Acht Jahre musste er sich mit dem störrischen Barack Obama herumschlagen. Trump wird ihm freie Hand lassen, möglicherweise auch gegenüber dem Iran. Das Atomabkommen mit der islamischen Republik will der neue Präsident schon am ersten Amtstag shreddern.
Seine Aussagen im Wahlkampf zeigen: Donald Trump ist ein Isolationist alter Schule. Er will die USA aus den Irrungen und Wirrungen dieser Welt heraushalten und nur dann eingreifen, wenn es um die Interessen seines Landes geht. Diese kämen zuerst, sagte er in seiner Siegesrede. Gleichzeitig betonte er, er strebe ein faires Verhältnis zu den anderen Staaten an. Was auch immer das heissen mag – etwa Strafzölle gegen die Chinas Billigexporte?
Das mag alle freuen, die den Amerikanern gerne ihre realen und angeblichen Sünden vorhalten. Für Europa aber ist dies eine schlechte Nachricht. Trump hat die Beistandspflicht der NATO in Frage gestellt und faktisch mit einem Preisschild versehen. Was in Osteuropa für helle Aufregung sorgte, insbesondere in den baltischen Staaten, die sich von Russland bedroht fühlen.
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Ein faktischer Rückzug der USA aus Europa wäre fatal für die freie Welt. Ob es so weit kommt, wird sich zeigen. Die Führung des US-Militärs wird ein Wörtchen mitreden wollen. Vieles hängt auch davon ab, wen Trump für die Schlüsselpositionen in seiner Regierung nominieren wird, insbesondere das Aussen- und Verteidigungsministerium.
Heilsamer Schock für Europa
Vielleicht ist die Wahl Trumps für Europa ein heilsamer Schock. Er könnte in der auseinander driftenden Europäischen Union zu einer Wiederannäherung führen. Das gilt etwa für Polen, dessen nationalkonservative Regierung einige Dissonanzen mit Brüssel hatte. Und er könnte dazu führen, dass Deutschland, das sich aussenpolitisch gerne verkriecht, endlich mehr Verantwortung übernimmt, auch militärisch.
Insgesamt aber wird die Welt mit der Wahl von Donald Trump ein gutes Stück unsicherer. Das könnte auch die Schweiz zu spüren bekommen. Wer glaubt, mit Trump werde es einfacher, könnte sich täuschen. Er wird auch uns danach beurteilen, ob wir den USA nützlich sind oder nicht.