International
US-Wahlen 2016

Mit Präsident Donald Trump wird die Welt unsicherer

U.S. President-elect Donald Trump speaks at his election night rally in Manhattan, New York, U.S., November 9, 2016. REUTERS/Carlo Allegri
Der neue Präsident Donald Trump hält seine Siegesrede.Bild: CARLO ALLEGRI/REUTERS

Im Kreml knallen die Krimsekt-Korken: Mit Präsident Trump wird die Welt unsicherer

Mit Donald Trump zieht ein Isolationist ins Weisse Haus ein. Er bewundert autoritäre Herrscher und wird sich in die Weltpolitik nur einmischen, wenn es darum geht, die Interessen seines Landes durchzusetzen. 
10.11.2016, 14:2314.11.2016, 14:13
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Im Kreml in Moskau haben sie vermutlich Champagner entkorkt. Oder vielmehr Krimsekt, das in jeder Beziehung passendere Getränk. Mit Donald Trump erhalten die Russen einen US-Präsidenten nach ihrem Geschmack. Zwar wird kolportiert, die Begeisterung von Wladimir Putin für den unberechenbaren Republikaner halte sich in Grenzen.

Umgekehrt aber hat Trump seine Bewunderung für Putin nie verheimlicht. Er hält ihn für einen stärkeren Anführer als etwa Barack Obama. Ohnehin hat der neue Präsident eine Schwäche für autoritäre Herrscher, die ohne lästige «Bremsklötze» wie Parlamente schalten und walten können, wie sie wollen.

epa05624146 Russian President Vladimir Putin holds a glass during a ceremony of receiving diplomatic credentials from foreign ambassadors at the Kremlin in Moscow, Russia, 09 November 2016. EPA/SERGEI ...
Wladimir Putin erhält einen US-Präsidenten nach seinem Geschmack.Bild: EPA/REUTERS POOL

Deshalb wird Putin mit der unerwarteten Wahl der Amerikaner sehr gut leben können. Sein Geheimdienst soll dabei tatkräftig mitgeholfen haben. Präsident Trump wird den Russen weitgehend freie Hand lassen, sei es in Syrien oder in der Ukraine. Auch andere Autokraten wie der türkische Staatschef Erdogan haben von ihm kaum etwas zu befürchten.

Ein Isolationist alter Schule

Für den Nahen Osten sind dies schlechte Nachrichten, insbesondere für Syrien. Jene Politiker und Kommentatoren, die Barack Obama wegen seiner Zurückhaltung gescholten haben und sich den grossen US-Militärschlag herbeisehnen, dürften nun erst recht enttäuscht werden. Donald Trump wird sich auf den Kampf gegen die Terrormiliz «IS» beschränken, und auch dazu kaum mehr leisten als die heutige Regierung.

Sehr erfreut auf Trumps Wahl reagierte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Acht Jahre musste er sich mit dem störrischen Barack Obama herumschlagen. Trump wird ihm freie Hand lassen, möglicherweise auch gegenüber dem Iran. Das Atomabkommen mit der islamischen Republik will der neue Präsident schon am ersten Amtstag shreddern.

Seine Aussagen im Wahlkampf zeigen: Donald Trump ist ein Isolationist alter Schule. Er will die USA aus den Irrungen und Wirrungen dieser Welt heraushalten und nur dann eingreifen, wenn es um die Interessen seines Landes geht. Diese kämen zuerst, sagte er in seiner Siegesrede. Gleichzeitig betonte er, er strebe ein faires Verhältnis zu den anderen Staaten an. Was auch immer das heissen mag – etwa Strafzölle gegen die Chinas Billigexporte?

Das mag alle freuen, die den Amerikanern gerne ihre realen und angeblichen Sünden vorhalten. Für Europa aber ist dies eine schlechte Nachricht. Trump hat die Beistandspflicht der NATO in Frage gestellt und faktisch mit einem Preisschild versehen. Was in Osteuropa für helle Aufregung sorgte, insbesondere in den baltischen Staaten, die sich von Russland bedroht fühlen.

Ein faktischer Rückzug der USA aus Europa wäre fatal für die freie Welt. Ob es so weit kommt, wird sich zeigen. Die Führung des US-Militärs wird ein Wörtchen mitreden wollen. Vieles hängt auch davon ab, wen Trump für die Schlüsselpositionen in seiner Regierung nominieren wird, insbesondere das Aussen- und Verteidigungsministerium.

Heilsamer Schock für Europa

Vielleicht ist die Wahl Trumps für Europa ein heilsamer Schock. Er könnte in der auseinander driftenden Europäischen Union zu einer Wiederannäherung führen. Das gilt etwa für Polen, dessen nationalkonservative Regierung einige Dissonanzen mit Brüssel hatte. Und er könnte dazu führen, dass Deutschland, das sich aussenpolitisch gerne verkriecht, endlich mehr Verantwortung übernimmt, auch militärisch.

Insgesamt aber wird die Welt mit der Wahl von Donald Trump ein gutes Stück unsicherer. Das könnte auch die Schweiz zu spüren bekommen. Wer glaubt, mit Trump werde es einfacher, könnte sich täuschen. Er wird auch uns danach beurteilen, ob wir den USA nützlich sind oder nicht.

Donald Trump ist der neue US-Präsident. Die Wahl-Nacht in Bildern.

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Des einen Freud ist des anderen Leid ...
Jubel bei Republikanern in New York: Donald Trump wird der 45. US-Präsident.
quelle: ap / evan vucci
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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DerWeise
10.11.2016 14:52registriert Februar 2014
"Mit Präsident Trump wird die Welt unsicherer"

Ds isch e Witz oder?

Clinton gab sich immer Hawkish und warauf noch stolz (Lybien, Irak, Syrien).

Donald Trump sagt, er redet mit jedem und will keine Weltpolizei sein. Klingt für mich im Gegenteil zum Rest was er zwischendurch rauslässt ziemlich vernüftig.

Ich finde die Aussagen Blunschis in anbetracht der Mio von Flüchtlingen und Toten, welche uns die Kriege von nicht-"Isolationisten" wie Clinton und co gebacht haben gerade zu menschenverachtend und beschämend.

Unglaublich...
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YesImAMillenial
10.11.2016 14:29registriert Juli 2014
mit Hillary wäre die Welt sicherer geworden? Mit ihr, die in Syrien härter durchgreifen wollte? Die dem Iran keine Zugeständnisse machen wollte? Die dazumals Obama dazu überredet hat, Libyen zu bombardieren und damit tausende Zivilisten auf dem Gewissen hat?
Aye Aye Aye was für eine Logik...
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Theor
10.11.2016 15:46registriert Dezember 2015
Sehr selbstgefälligt, die Verteidigung der Welt den Amerikanern zuzuschieben, Herr Blunschi. Amerika ist nicht für das Wohl der Welt verantwortlich, in Tat und Wahrheit aber in vielen Brandherden weltweit für das "unwohl" verantwortlich.Vieleicht tut die Wahl von Trump der Welt ja auch ganz gut, wenn man sich nicht mehr ständig überall einmischt?

Auf einmal muss Europa mal auf eigenen Beinen stehen, anstatt immer Papa Amerika um Hilfe zu bitten?
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